Robinson Crusoe

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Kommt ein Gitter geflogen

Auf dem Schiff, mit dem Titelfigur in Robinson Crusoe stranden wird, bleibt der Kopf des gierigen Katers Pong zwischen den Gitterstreben eines Hühnerkäfigs stecken. Schreckhaft weicht Pong zurück, reißt dabei das Gitter mit ab und kann nur mit gewaltigem Pfoteneinsatz den Kopf aus dem Gitter drücken. Das fliegt nun dem Zuschauer scheinbar ins Gesicht, der wie getroffen zusammenzuckt. In solchen grandiosen 3D-Effekten prägt sich aus, dass dieser fulminante animierte Kinderfilm Groß und Klein eben nicht nur dabei, sondern mittendrin sein lässt.
Der titelgebende Robinson Crusoe hat dabei eigentlich nur eine Nebenrolle. Von den bösen Katzen Ping und Pong einmal abgesehen, stehen im Mittelpunkt nämlich entzückende Tiercharaktere – allen voran der kluge und liebenswerte Papagei Mick. Der ist tief verletzt, als Robinson Crusoe seinen vermeintlichen menschlichen Rettern erzählt, er habe sich jahrelang auf einer einsamen Insel allein durchgeschlagen. Zwei Schiffsratten berichtet er ausführlich, was sich wirklich zugetragen hat.

Mick teilt sein Dasein auf einer kleinen Insel mit einer Handvoll tierischer Freunde – dem schnippischen Eisvogel Kiki, der Tapirdame Rosie, dem alte Ziegenbock Zottel, dem faulen Chamäleon Carmello, dem Schuppentier Pango und dem noch recht unerfahrenen Stachelschwein Epi. Gleichwohl verdrießt es Mick, dass sie ihn für komplett verrückt halten, wenn er behauptet, es gebe jenseits ihrer Insel noch eine andere Welt, die groß und weit sei.

Umso glücklicher ist Mick, als in einem großen, hölzernen, kaputten Ding wider Willen ein Zweibeiner namens Robinson Crusoe mit seinem Hund Edgar landet. Das ist der Beweis seiner These! Nach anfänglichen Ängsten und Verständigungsschwierigkeiten raufen sich Mensch und Tiere zusammen, er hat eine Brille für Zottel, sie haben Nahrung für ihn. Gemeinsam bauen sie ein Baumhaus mit Wasserzufuhr. Alles könnte ganz herrlich sein, würde Robinson nicht davon faseln, „nach Hause“ zu wollen – und die gleichfalls den Schiffsuntergang überlebenden Ping und Pong mitsamt neugeworfener Brut die gattungsübergreifende Idylle attackieren.

Wie die Tiere und Robinson das Baumhaus gegen die Angreifer verteidigen, ist Höhepunkt einer von Anfang bis Ende des Films reichenden, ausgeklügelten und doch umwerfend überraschenden Verkettung visueller Gags. Die Macht der Hydraulik kommt spektakulär zur Geltung, wenn gewaltige Wasserströme den Eroberungszug der Katzen zunächst hinwegspülen. Bisweilen prasseln auch Bananen auf sie ein, die sie arg am Kopf treffen, aber sich auch auffangen und essen lassen – und deren Schale als Fallschirm dienen kann …

Der geniale Slapstick-Klamauk ist einfach zum Kaputtlachen, auch für den Erwachsenen. Insbesondere linksliberal eingestellte Begleitpersonen dürften sich am antikolonialistischen Diskurs des Films ebenso erfreuen wie an der gelebten Mensch-Tier-Inklusion. Dass auch das Publikum zu dieser Gemeinschaft gehört, darf es dank äußerst treffsicherer 3D-Effekte immer wieder sehr deutlich empfinden.

Robinson Crusoe

Auf dem Schiff, mit dem Titelfigur in „Robinson Crusoe“ stranden wird, bleibt der Kopf des gierigen Katers Pong zwischen den Gitterstreben eines Hühnerkäfigs stecken. Schreckhaft weicht Pong zurück, reißt dabei das Gitter mit ab und kann nur mit gewaltigem Pfoteneinsatz den Kopf aus dem Gitter drücken. Das fliegt nun dem Zuschauer scheinbar ins Gesicht, der wie getroffen zusammenzuckt. In solchen grandiosen 3D-Effekten prägt sich aus, dass dieser fulminante animierte Kinderfilm Groß und Klein eben nicht nur dabei, sondern mittendrin sein lässt.
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