Rendezvous in Belgrad

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Gescheiterte Tourismuskampagne

Nachdem die Balkanregion politisch zur Ruhe gekommen ist, beginnt nicht nur der Tourismus wieder zu florieren. Auch das serbische und bosnische Kino schafft es nun immer häufiger, auch hierzulande wahrgenommen zu werden. So wurde der serbische Film Parada 2012 mit dem Panorama-Publikumspreis der Berlinale ausgezeichnet, 2013 erhielt der bosnische Wettbewerbsbeitrag An Episode in the Life of an Iron Picker den Großen Preis der Jury. Und nun kommt die Komödie Rendezvous in Belgrad in unsere Kinos, die nicht nur unterhalten, sondern auch Werbung für die serbische Hauptstadt machen möchte.
Der Episodenfilm von Bojan Vuleti erzählt gleich vier Geschichten über die Liebe, die sich allesamt in Belgrad ereignen. Obwohl die französische Musikerin Silvie (Julie Gayet) ihren Chauffeur Stefan (Marko Janketi) schier in den Wahnsinn treibt, verliebt sich der junge Mann unsterblich in die exzentrische Frau. Die Serbin Melita (Anita Manai) will ihren amerikanischen Liebhaber Brian (Jean-Marc Barr) verlassen, weil ihr Plan, mit ihm in die USA auszuwandern, nicht aufgeht. Auch der Deutsch-Türke Orhan (Baki Davrak) gerät in eine Krise mit seiner Freundin und lässt sich zu einer abenteuerlichen Nacht mit dem Zimmermädchen (Nada Sargin) hinreißen. In der finalen Episode wird der Zuschauer Zeuge, wie sich Mato (Leon Luev) und Jagoda (Hristina Popovi) kurz vor der Hochzeit ihre Sünden beichten und damit ihre Liebe auf eine harte Probe stellen.

Rendezvous in Belgrad erinnert an Episodenfilme wie Night on Earth, die Metropole als Schauplatz verschiedenster Liebesgeschichten an To Rome With Love. Leider kann der serbische Film nicht annähernd den Charme und Humor dieser Vorbilder erreichen. Vieles an Rendezvous in Belgrad wirkt gewollt und nicht gekonnt. Bojan Vuleti versucht eine absurde Komik zu erzeugen, scheitert aber meist an seiner fehlenden Konsequenz. So beginnt die Episode von Melita und Brian vielversprechend als unterhaltsame Sadomaso-Sequenz, verliert sich dann aber in einer gewöhnlichen Beziehungskiste. Dabei sind die vielen Übertreibungen der Geschichten das kleinere Problem. Es fehlt an spritzigen Dialogen, die einen Ausgleich zum gelegentlichen Chaos der Ereignisse bilden, wie dies beispielsweise in Woody Allens Rom-Film geschieht. Die einzelnen Teile von Rendezvous in Belgrad entbehren zudem, sowohl einzeln als auch im Zusammenhang gesehen, einem Spannungsbogen. So rasant die Episoden auch beginnen, so sehr verlieren sie im Verlauf an Tempo.

Irritierend ist auch der Versuch einer ironischen Brechung. Die einzelnen Geschichten sowie der kurze Epilog werden durch Chöre von Stewardessen, Putzfrauen, bewaffneten Polizisten, Bauarbeitern und Sträflingen eingeleitet. Jeweils einer der Sänger oder Sängerinnen übernimmt im Folgenden die Funktion des Voice Overs und informiert den Zuschauer über das moderne Belgrad. Diese Passagen wirken trotz der ironischen Inszenierung wie eine Tourismuskampagne und auch ihr Zusammenhang mit dem Inhalt der einzelnen Episoden bleibt weitgehend unklar.

Insgesamt fühlt sich der deutsche Zuschauer in Rendezvous in Belgrad ein wenig „lost in translation“ und fragt sich, ob das Scheitern des Humors eventuell auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen ist. Die verschiedenen Nationalitäten, die durch Schauspieler wie Julie Gayet und Baki Davrak vertreten sind, sorgen zwar für unterhaltsame Abwechslung, können jedoch den Spaßfaktor nicht alleine schultern.

Trotz vieler guter Ansätze in den einzelnen Geschichten, kann Rendezvous in Belgrad sein Publikum bedauerlicherweise nicht mitreißen. Ihr exzentrisches Verhalten erschwert die Identifikation mit den Protagonisten, so dass sie den Zuschauer eher nerven als zum Lachen bringen. Auch die Stadt Belgrad kann trotz gegenteiliger Bemühungen nicht zum Protagonisten des Films aufsteigen, da sie für die Handlung der Episoden kaum von Bedeutung ist. Infolgedessen können die Texte des Voice-Overs nur noch wie gescheiterte Werbeslogans wirken. Nach Belgrad wird wegen dieses Films wohl niemand reisen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser paradoxe Effekt Teil des Konzepts ist. Am fehlenden Unterhaltungswert von Rendezvous in Belgrad kann das aber auch nichts ändern.

Rendezvous in Belgrad

Nachdem die Balkanregion politisch zur Ruhe gekommen ist, beginnt nicht nur der Tourismus wieder zu florieren. Auch das serbische und bosnische Kino schafft es nun immer häufiger, auch hierzulande wahrgenommen zu werden. So wurde der serbische Film „Parada“ 2012 mit dem Panorama-Publikumspreis der Berlinale ausgezeichnet, 2013 erhielt der bosnische Wettbewerbsbeitrag „An Episode in the Life of an Iron Picker“ den Großen Preis der Jury.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen