Reine Männersache

Eine Filmkritik von Rajko Burchardt

Die beste Nacht ihres Lebens

Bis zur Prom Night ist es zwar noch eine ganze Weile hin, doch die besten Freunde Michael (Nicholas Braun) und Matty (Hunter Cope) machen vorsichtshalber schon jetzt einen großen Aufriss darum. Die traditionelle Abschlusszeremonie wollen sie – man kennt das aus zahllosen Pennälerkomödien von Porky’s bis American Pie – keinesfalls als Jungfrauen begehen und nehmen deshalb vorzeitig Kurs auf entsprechend sinnfreie Adoleszenz-Rituale. Ihren (vermeintlich) keuschen Freundinnen erteilen sie kurzerhand eine Abfuhr, um nicht mehr länger sexlose Beziehungen führen zu müssen. Und zwischen allerlei Gequassel über Bier und Boobs backen sie schon mal Haschisch-Brownies, mit denen sie am großen Abend des Schulballs dann ihren Eintritt in die Erwachsenenwelt feiern wollen.
Bevor man jedoch glauben mag, auch Reine Männersache sei nur eine weitere verzichtbare Highschool-Klamotte, deren präpotente Helden am eigenen Hormonstau zu verzweifeln drohen, überrascht der Film mit einem unerwarteten Geständnis: „I’m a gay dude“, beichtet Matty seinem Kumpel, weil er des ganzen Getues um Sex und Mädchen überdrüssig ist. Zwar zeigt sich Michael, seit Kindheitstagen Mattys bester Freund, zunächst verwundert, begibt sich allerdings umgehend auf Entdeckungstour. Gemeinsam besuchen sie die einzige örtliche Gay-Bar (in der sie auch zwei ihrer Lehrer antreffen) und feiern Schaumpartys im nächstgelegenen Schwulenclub. Fest entschlossen, für Matty einen Freund zu finden, hält Michael an den ursprünglichen Plänen zur Prom Night fest. Immerhin sei Sex auf dem Abschlussball eine „amerikanische Tradition“ – und bis auf Mattys Geständnis habe sich an der Situation ja eigentlich nichts geändert.

Daran scheint auch der Film insofern ganz fest zu glauben, als er den Prozess des Coming Outs und die damit verbundenen Schwierigkeiten entweder ignoriert oder in Wohlgefallen auflöst. Tatsächlich halten die Konventionen der Highschool-Komödie dieser schwulen Variation stand, die zentrale Heldenkonstellation bleibt von ihr fast unberührt. Michael sucht ein Mädchen, Matty eben einen Jungen – und alles Queere lässt sich schon deshalb wunderbar mit dem Gewöhnlichen vereinbaren, weil sich das Normativitätsdenken darüber auch seiner eigenen Toleranz versichern kann. Wenn das nun böswillig klingen mag, dann zu Unrecht. Der Film ist nicht sonderlich tiefsinnig, aber zumindest sehr charmant in seinem Bromance-Humor.

Jugendliche Irrung und Wirrung nutzt Regisseur Chris Nelson zudem für manch komischen Einfall, etwa die Umkehrung des Klischees vom trübsinnigen schwulen Teenager: Während Matty schließlich einen anderen Mann kennen lernt (und den ersten Sex dann doch volltrunken mit seiner Ex-Freundin hat), verbarrikadiert sich der unzufriedene Michael in seinem Zimmer, weil er sich um die Freundschaft zu Matty gebracht sieht. Michaels Vater, gespielt vom herzallerliebsten Nick Offerman (ein Link zu Parks and Recreation, dessen Autor Alan Yang auch das Drehbuch zum Film schrieb), glaubt deshalb irrtümlich, sein Sohn könne schwul sein. Wohingegen Mattys schrullige Eltern (Megan Mullally und Gary Cole!) wiederum nichts von der Homosexualität ihres Kindes ahnen.

Natürlich erliegt auch diese sympathische Coming-of-Age-Erzählung der Versuchung, alle zarten Konflikte zu einer finalen Aussprache zu bringen. Michael, sich seiner Unsicherheiten nunmehr bewusst, muss zum Abschlussball, zur besten Nacht seines Lebens also, ganz buchstäblich ein Hohelied auf Akzeptanz singen, das gleich in mehrfacher Hinsicht keinen Ton trifft. Reine Männersache meint es als liberale Teen-Comedy eben vor allem gut mit sich selbst. Auch wenn das, noch einmal, gar nicht böse klingen soll.

Reine Männersache

Bis zur Prom Night ist es zwar noch eine ganze Weile hin, doch die besten Freunde Michael (Nicholas Braun) und Matty (Hunter Cope) machen vorsichtshalber schon jetzt einen großen Aufriss darum. Die traditionelle Abschlusszeremonie wollen sie – man kennt das aus zahllosen Pennälerkomödien von „Porky’s“ bis „American Pie“ – keinesfalls als Jungfrauen begehen und nehmen deshalb vorzeitig Kurs auf entsprechend sinnfreie Adoleszenz-Rituale.
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