Red Tails

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Abgeschmiert

Nicht alles, was George Lucas anfasst, ist Gold. Das wissen wir spätestens, seitdem er unsere kollektiven Kindererinnerungen mit Star Wars Episode I-III vernichtet hat. Nachdem er schon seit Jahrzehnten den Wunsch hegte, einmal einen Film über die „Tuskeegee Airmen“, eine afroamerikanischer Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg, zu machen, hat er sich diesen nun erfüllt. Die Freude des Filmemachers über den vollendeten Film kann der Zuschauer freilich nicht teilen, denn offen gesagt mag man es kaum glauben, dass dieser Film aus dem Hause Lucas stammt.
Bereits die Entstehungsgeschichte lässt nichts Gutes erwarten. Eigentlich sollte Lucas ja nur der Produzent sein. Offiziell Regie führte Anthony Hemingway, der bisher bei amerikanischen Fernsehserien wie CSI: New York, Treme und The Wire Regie führte. Doch während der Dreharbeiten kam es zu Spannungen, die darin resultierten, dass Lucas letztendlich den Film in Eigenregie zu Ende führte. Das ist allerdings auch schon das Bemerkenswerteste an Red Tails.

Dieser zeichnet sich dann doch durch absolute Mittelmäßigkeit aus. Das 40er Jahre Retro-Design bearbeitet er ganz gut, die Kampfszenen sind gleichfalls solide, aber sie bieten eben nichts Neues, nichts Spannendes. Hat man eine gesehen, hat man alle gesehen. Doch auch wenn es sich hier um einen Kriegsfilm handelt, so sind für das Kinoerlebnis als Ganzes nicht die Kampfeinsätze entscheidend, sondern die Geschichte. Und diese besitzt durchaus einiges an Potential: Eine komplett afroamerikanische Fliegerstaffel befindet sich mitten in den Wirren des zweiten Weltkrieges. Zum Einsatz bereit, bestens ausgebildet, werden sie aber nicht auf den Feind losgelassen, sondern kreisen in veralteten Maschinen über Italien und haben nur die Erlaubnis, Angriffe auf Züge oder Transportkonvois und dergleichen mehr zu fliegen. In jeglicher Hinsicht werden sie verspottet und diskriminiert, selbst in Italien schlägt ihnen seitens anderer amerikanischer Soldaten offener Rassismus entgegen. Eine Integration dieser Männer in den Krieg und natürlich auch in die amerikanische Gesellschaft als gleichwertige Individuen scheint also nicht in Sicht – bis eines Tages die Fliegerstaffel doch zu einem „richtigen“ Einsatz kommt und sich beweisen kann.

Das klingt zwar alles nach einer typisch amerikanischen Geschichte, aber warum auch nicht, vor allem, wenn die Ereignisse doch, wie es scheint, auf Fakten beruhen? Zudem der Film noch mit respektablen Schauspielern wie Cuba Gooding Jr. und Terrence Howard besetzt ist. Es könnte also alles zwar nicht weltbewegend, doch immerhin einigermaßen unterhaltsam sein – wären da nicht eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten und deutliche Schwächen des Drehbuchs, die schlussendlich dafür sorgen, dass Red Tails eine veritable Bruchlandung hinlegt.

Die Dialoge sind so zäh und überladen von Männlichkeitsbeschwörungsformeln, Altherren-Patriotismus und Schmalz, dass sie alsbald schon fast ins Surreale abdriften. Inhaltlich passiert dementsprechend eigentlich auch nichts Relevantes. Dafür aber Irritierendes wie zum Beispiel die Liebesgeschichte des jungen Starpiloten zu einer schönen italienischen Frau, die – genau wie ihr Vater und das winzige Dorf, in dem sie lebt – gar kein Problem damit hat den afroamerikanischen Mann zu lieben und vorehelichen Sex zu haben. In Italien. In den 40ern. Während des Krieges. Mindestens ebenso unglaubwürdig ist auch der Wandel der kleinen Überseekriegsgesellschaft von üblem Rassismus zur prompten Überwindung desselben. Eben noch bespuckten die weißen GIs die „Neger“ auf der Straße, dann sind sie plötzlich alle beste Kumpels, weil sie mal einen Einsatz zusammen geflogen sind. Hier treten der Lucassche Simplizismus und seine naiven Errettungsfantasien, an die wir zu den Zeiten der Star Wars-Filme noch glauben konnten, wieder zum Vorschein. In keiner Sekunde verlässt der Film sein naiv-weichgespültes Terrain, um auch nur für einen einzigen Moment einen auch nur annähernd realistischen Blick auf die Ereignisse und Menschen oder – Gott bewahre – die Ambivalenz zwischen Rassismus und Patriotismus zu werfen und hier tatsächlich mal die amerikanische Geschichte kritisch unter die Lupe zu nehmen. Oder wenigstens eine halbwegs glaubwürdige Geschichte zu erzählen.

Ob dies nun trotz oder vielleicht gerade wegen der Beteiligung von George Lucas so ist, sei dahingestellt – eines aber lässt sich so oder so nicht von der Hand weisen: Red Tails ist allenfalls ein äußerst mittelmäßiges Werk aus dem Hause Lucas, wenn nicht gar eine herbe Enttäuschung.

Red Tails

Nicht alles, was George Lucas anfasst, ist Gold. Das wissen wir spätestens, seitdem er unsere kollektiven Kindererinnerungen mit „Star Wars Episode I-III“ vernichtet hat. Nachdem er schon seit Jahrzehnten den Wunsch hegte, einmal einen Film über die „Tuskeegee Airmen“, eine afroamerikanische Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg, zu machen, hat er sich diesen nun erfüllt.
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