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In seiner generischen Mischung aus Heist-und Action-Movie, Bromance und Abenteuerfilm bedient sich „Red Notice“ ausgiebig im Baukasten bewährter Vorbilder und produziert dabei glänzende Abziehbilder von geringer Originalität, aber immerhin mit ein wenig Witz.

Red Notice (2021)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Krachender Klamauk auf Autopilot

Drei goldene Eier aus purem Gold, reichlich verziert Bund mit kostbaren Juwelen besetzt, die der römische Feldherr Marc Antonius der ägyptischen Königin Cleopatra zu deren Vermählung geschenkt haben soll, bilden den (freilich rein fiktiven, denn die beschriebenen Artefakte gibt es nicht wirklich) MacGuffin zu Rawson Marshall Thurbers Actionkomödie „Red Notice“, die derzeit zu den erfolgreichsten Titeln beim Streaminggiganten Netflix zählt. Allein schon diese Ausgangssituation, auf die der Film anspielt und die er an einer Stelle selbst durch eine Figur als MacGuffin bezeichnen lässt, erinnert an die diversen Abenteuer von Indiana Jones und seine Jagden nach antiken Relikten. Völlig klar, dass beim Showdown im argentinischen Urwald dann auf Nazi-Insignien nicht fehlen dürfen und der Eingang zur Schatzkammer mit Hakenkreuz und Reichsadler verziert ist und die ersten Takte aus der Titelmelodie von Indiana Jones gepfiffen werden. So viel Reminiszenz muss dann schon sein.

Doch zurück zum Anfang: Kleopatras Eier, von denen der Verbleib eines unbekannt ist, zieht neben dem Kunstdieb Nolan Booth (Ryan Reynolds) auch den FBI-Profiler John Hartley (Dwayne Johnson) an, der sich dem gewieften Gauner schon lange an die Fersen geheftet hat. Und dann kommt noch unvermutet der Läufer ins Spiel, eine Kunstdiebin (Gal Gadot), die Booth den inoffiziellen Titel als beste Kunstdieb*in der Welt streitbar machen möchte. Und schließlich gibt es da noch Urvashi Das (Ritu Arya), eine Inspektorin von Interpol, die ebenfalls an der atemlosen Jagd teilnimmt. Durch einen Trick des Läufers finden sich Booth und Hartley in einem russischen Hochsicherheitsknast wieder und müssen fortan zunächst recht widerwillig gemeinsame Sache machen, um überhaupt im Rennen zu bleiben — wenngleich die Motive der beiden Männer natürlich völlig unterschiedlich sind. Und so entwickelt sich eine atemlose Hetzjagd zwischen den Kontinenten und verschiedenen Locations, an denen das Team sich verschiedenen Herausforderungen stellen muss, die stets mit Prügeleien, Frotzeleien und viel Krachbumm verbunden sind.

Dwayne Johnson als FBI-Profiler zu verkaufen, das zeugt schon von einiger Abgefeimtheit, die der Film immerhin selbstironisch aufgreift und John Hartley auf die erstaunte Feststellung, er sähe nicht gerade wie in typischer Profiler aus, die Worte „Das höre ich öfter“ in den Mund legt. Und so steht er unfreiwillig ein ums andere mal recht doof da, wirkt für einen ausgekochten FBI-Profiler bis fast zum Ende erschreckend naiv und leicht zu übertölpeln, von was sein Konkurrent gern und ausführlich Gebrauch macht, was sich aber im Laufe der Zeit recht schnell totläuft, weil die Konflikte stets nach dem gleichen Muster ablaufen. Ihre Meisterin finden die beiden aber in Gestalt des Läufers bzw. der Läuferin, wie es korrekterweise ja heißen müsste, deren Namen das Publikum bis zum Ende nicht erfährt (warum eigentlich nicht?). Sie zeigt sich dem dynamischen Duos überlegen und bleibt doch wie zur Strafe für soviel weibliche Dominanz recht unkonturiert und blass. Aber gut, Figurenzeichnung über das bloße Abziehbild verschiedener Figurenelemente und Grundzüge hinaus ist eh nicht gerade die Stärke dieses Films, der viel lieber exotische Settings und Männerfreundschaften feiert, statt sich nur einen Deut um Originalität zu scheren.

Angeblich, so heißt es — der Streamingdienst selbst hält sich da gewohnt bedeckt — soll Rawson Marshall Thurbers Red Notice an die 200 Millionen US-Dollar gekostet haben. Addiert man dann noch die Besetzung mit Gal Gadot, Ryan Reynolds und Dwayne Johnson hinzu sowie die Verortung des Films im Spannungsfeld zwischen schlauer Gaunerkomödie, Actionspektakel und gewollt selbstironischer Bromance an, wird schnell klar, dass hier ein Werk wie am Reißbrett entstanden ist, das auf die ganz große Masse der Konsument*innen schielt und das den kleinsten gemeinsamen Geschmacksnenner bedient. Und so unterhält Red Notice über die gesamte Laufzeit zwar leidlich, ist aber ohne allzu viel Widerhall, genauso schnell auch wieder vergessen. Mal sehen, ob die Fortsetzung, die sich am Ende andeutet, da gehaltvoller und origineller gerät. Luft nach oben ist jedenfalls noch reichlich vorhanden.

Red Notice (2021)

Eine von Interpol herausgebene rote Ausschreibung (engl. Red Notice) ist ein globaler Aufruf zur Suche der weltweit meistgesuchten Verbrecher. Als es jedoch ein Spitzenprofiler des FBI (Dwayne Johnson) aufgrund eines Diebstahls mit zwei rivalisierenden Kriminellen (Gal Gadot und Ryan Reynolds) zu tun bekommt, ist der Ausgang ungewiss.

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Meinungen

John · 13.11.2021

Red Notice mit einem Budget von ~160 Millionen $ kann sich für eine Netflix Production schoin sehen lassen.Wobei aber Beispielsweise beim dem gut getricksten CGI Alligatoren-Albtraum „Crawl" und dessen~14 Millionen USD Budget sehen die CGI aus als hätte man die zahlen vertauscht.Ich Spoilere jetzt auch nicht,aber wer sich red Notice ansieht weiß wovon ich Rede.Der Film hat mir aber gut gefallen,gerade legt er zu Beginn ein tolles Tempo vor.Ich rutschte schon in den Sessel rein und dachte Ok,geht gut los weiter so!Aber der Film ansich ist mit Gal Gadot und The Rock gut besetzt und macht auch in gewissen Maße Spaß,wäre da nicht wieder Ryan Reynolds.Irendwann geht mir seine Art im Film nur noch auf den Sa**.Da er auch wirklich ALLES ins lächerliche zieht.
Reynolds ist in Red Notice immer im Hampelmannmodus ,was mir bei Deadpool gefallen hat,da es da auch 100% passte.Hier versaut er mit dieser ewiegen Ironie den Film von Minute zu Minute ein Stück mehr.Amityville Horror,Killers Bodyguard 1+2,Smokin' Aces oder Free Guy Ok, lass ich alles gelten!Nicht aber bei Red Notice.Hier hätte zB Chris Pratt um Welten besser reingepasst.
5/10