Reasonable Doubt

Eine Filmkritik von Martin Beck

Berechtigte Zweifel

Bei einem Titel wie Reasonable Doubt denkt man zunächst an ein Gerichtsdrama, doch hier wird daraus ein vorwiegend idiotischer Katz-und-Maus-Thriller, der kein Problem damit hat, bereits im Trailer die wichtigsten Plotpunkte an die Wand zu kleistern. Hmm, was ist wohl das Geheimnis von Clinton (Samuel L. Jackson), der „fälschlicherweise“ eines Mordes angeklagt wird? Aber klar doch: Die Anführungszeichen wurden völlig zu recht gesetzt!
Tadaaa – bereits in der ersten Hälfte des Films, was aber Anwalt Mitch (Dominic Cooper) nicht davon abhält, unter „Hochspannung“ nach genau dieser Erkenntnis weiterzuforschen. Schon blöd, wenn der Zuschauer bei so einem Thriller weiter ist als der Hauptdarsteller, dann bleibt nämlich die Spannung einzig auf die Frage beschränkt, wann Drehbuchautor Peter A. Dowling (Flightplan) die nächste behämmerte Motivation auspackt und endlich die unvermeidliche „home invasion“-Schiene befahren wird.

Der Clou bei Reasonable Doubt ist nämlich, dass der Anwalt das Mordopfer zuvor angefahren und dann Fahrerflucht begangen hat – beobachtet natürlich von Clinton, der dann von dem Anwalt zunächst rausgeboxt wird, aber sich quasi mit dem Freispruch als potentieller Serienkiller empfiehlt. Am besten nochmal Fremde Schatten ansehen, dann kann man sich bestens für alles Kommende rüsten, ausgenommen allerdings ein Wust an lächerlichen Vorgeschichten und die Erkenntnis, dass man so etwas auch völlig ohne Spannung erzählen kann.

Die Hauptschuld für den Absturz des Films liegt offensichtlich beim Drehbuch, das überhaupt nicht weiß, was es eigentlich sein möchte, mit der telegrafierten großen Enthüllung jede Spannung absaugt und am Ende dann einen Haufen inhaltlicher Löcher zurücklässt. Bei Flightplan war es immerhin noch so, dass das Fragezeichen über Jodie Foster ausreichend Bestand hatte, doch hier erscheint es fast so, als würde nach der Hälfte ein ganz neuer Film anfangen – getrieben von der Erkenntnis, dass das mit dem Fragezeichen über Samuel L. Jackson in einer ziellosen Sackgasse steckt.

Und deswegen dann halt „home invasion“, verbunden mit einem Anwalt, der auf eigene Faust weiterermittelt (gähn…) und damit Regisseur Peter Howitt eine triftigen Grund für das Pseudonym Peter P. Croudins gibt. Was schon eine gewisse Ironie erzeugt, wenn man bedenkt, dass die Filmographie des Herren auch Johnny English umfasst – gedreht unter seinem richtigen Namen. Egal was die Vergangenheit für Untiefen hatte, in der Gegenwart sind noch weitere Bomben möglich.

Wobei der erste Blick auf Reasonable Doubt sogar noch in Ordnung geht und der Film sich als prominent besetzte und kompetente Produktion empfiehlt. Der Teufel liegt hier im raschen Verfall der inhaltlichen Fassade, was auch die schiefe Besetzung von Dominic Cooper einschließt und Samuel L. Jackson mal wieder auf „Her mit dem Scheck“–Modus zurechtstutzt. Der Mann schlafwandelt durch den Film und rollt halt immer wieder mit den Augen, unterstützt durch markige „one liner“ à la „it looks like you just fucked up our reasonable doubt here“.

Die entscheidenden Worte hier sind „fucked up“ und „reasonable doubt“. Euer Ehren, dieser Film ist schuldig.

Reasonable Doubt

Bei einem Titel wie „Reasonable Doubt“ denkt man zunächst an ein Gerichtsdrama, doch hier wird daraus ein vorwiegend idiotischer Katz-und-Maus-Thriller, der kein Problem damit hat, bereits im Trailer die wichtigsten Plotpunkte an die Wand zu kleistern.
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