Re-Animator

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die ultimative Edition

Nach 24 Jahren ist Stuart Gordons Klassiker Re-Animator vom Index runter. Frei von jedem Bewerbungsverbot kann der Film nun wieder offen angeboten werden. Capelight hat das genutzt, um die ultimative Edition im Mediabook zu veröffentlichen, die mit zwei Filmfassungen aufwarten kann.
Herbert West (Jeffrey Combs) hat ein Serum entwickelt, mit dem sich totes Gewebe reanimieren lässt. Nach einem Zwischenfall in der Schweiz geht er in die USA, wo er mit seinem Vermieter, dem Arzt Dan Cain (Bruce Abbott), seine Forschung vorantreibt. Doch das Reanimieren von Leichen ist gefährlich – und der verschlagene Doktor Hill (David Gale) ist an diesem Geheimnis auch interessiert.

Enthalten sind die Unrated-Fassung, wie sie damals ins Kino kam, und die integrale Fassung. Dabei handelt es sich um eine gut 20 Minuten längere Fassung, die Szenen beinhaltet, die für die Fernsehfassung eingefügt wurden. Während dort natürlich die Splatterszenen weichen mussten, sind sie hier vorhanden. Beide Fassungen wurden restauriert, was zu einem phänomenalen Bild geführt hat. Nur beim deutschen Ton muss man starke Abstriche machen, das Quellmaterial taugte hier einfach nichts.

Die Unrated-Fassung ist kürzer und schneller erzählt, sie konzentriert sich mehr auf den Horroraspekt dieses Schrecken und Humor perfekt kombinierenden Films. Zugleich ist sie auch die präferierte Fassung von Stuart Gordon. Die integrale Fassung hat jedoch ganz eigene Reize. Sie ist naturgemäß langsamer, aber dabei keineswegs langweiliger. Stattdessen wird die zusätzliche Zeit genutzt, um die Figuren zu vertiefen, was vor allem Herbert West und Doktor Hill zugutekommt. Welche Version man bevorzugt, ist letzten Endes dem persönlichen Geschmack geschuldet, ihren Wert haben jedoch beide Filmfassungen.

Auch fast 30 Jahre nach seiner Entstehung ist Re-Animator ein wirkungsvoller Film, und das nicht nur wegen der bis an die Grenze und darüber hinaus gehenden Effekte. Mit seinen frankensteinschen Elementen der wissenschaftlichen Hybris funktioniert er auch als Drama und hat sogar eine glaubwürdige Romanze zu bieten. Re-Animator wäre auch gut, wenn es die überbordenden Effekte nicht gäbe, dass er sie hat, ist jedoch das Salz in der Suppe, zumal man damals die Chuzpe besaß, den Film nicht zu kürzen, sondern in seiner derben Version auszuwerten. Der handgemachte Charme der Effekte geht her mit dem Grang-Guignol-Gefühl, das Gordon und sein Autor Dennis Paoli hier eingebracht haben. Herausgekommen ist – trotz aller Abweichungen – eine der wohl besten Adaptionen einer Geschichte von H.P. Lovecraft.

Die beiden Audiokommentare mit Stuart Gordon, Brian Yuzna und den Darstellern lassen kaum Fragen offen. Kernpunkt des Bonusmaterials ist jedoch die Dokumentation Re-Animator: “Ressurrectus“, die mit gut einstündiger Laufzeit die Entstehung des Films nachzeichnet – und das direkt aus dem Mund der Beteiligten. Praktisch alle wichtigen Personen, von Stuart Gordon, über Brian Yuzna und Dennis Paoli bis zu den Mimen wie Bruce Abbott oder Barbara Crampton kommen hier zu Wort. Aber nicht nur sie, auch Effektkünstler, der Kameramann und andere erinnern sich an die Produktion. Kenner des Films werden hier nicht viel Neues erfahren, es ist aber schön, die Entstehungsgeschichte in kompakter Form dargeboten zu bekommen, zumal manche Details dann doch weniger häufig andernorts behandelt werden, so etwa die Gestaltung der Titelsequenz und die Gestaltung der Spezialeffekte tiefer geht, als es bei dieser Art von Dokumentation üblich ist

Anders als diese Dokumentation sind die übrigen Extras bei amerikanischen Veröffentlichungen schon geboten gewesen, für deutsche Zuschauer aber noch neu. Interviews mit Stuart Gordon, Dennis Paoli und Brian Yuzna sind zwar nett, behandeln aber meist nur Dinge, die auch in der großen Dokumentation vorkommen. Deutlich faszinierender ist da schon das Interview mit Komponist Richard Band, dem damals ein Plagiat vorgeworfen wurde, weil sein Titelthema dem von Bernard Hermanns von Psycho gleicht, obschon es als Hommage gedacht war. Vier Szenen werden zudem einer musikalischen Analyse unterzogen. Abgerundet wird das Bonusmaterial durch erweiterte und entfallene Szenen, die nur interessant sind, wenn man nicht die integrale Fassung betrachtet, den Trailer und TV-Spots.

Erwähnenswert ist auch das Booklet, das sich nicht nur mit H.P. Lovecraft und den Re-Animator-Geschichten befasst, sondern auch ausführlich auf die Restaurierung der Unrated- und integralen Fassung eingeht.

Re-Animator

Nach 24 Jahren ist Stuart Gordons Klassiker „Re-Animator“ vom Index runter. Frei von jedem Bewerbungsverbot kann der Film nun wieder offen angeboten werden. Capelight hat das genutzt, um die ultimative Edition im Mediabook zu veröffentlichen, die mit zwei Filmfassungen aufwarten kann.
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