Rauchzeichen

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Mit der Generation Silver Surfer auf Sardinien

„Boy meets girl“ ist bekanntlich eine der beliebtesten Grundkonstellationen des Films, und es ist schon erstaunlich, mit welchem Variantenreichtum man diese simple Geschichte immer wieder neu erzählen kann. Rudolf Thome hat sich erneut dieses Themas angenommen und steuert eine Variation bei, deren Akteure nur schwerlich als „boy“ und „girl“ bezeichnet werden können.
Jonathan „Joe“ Fischer (Karl Kranzkowski) lebt seit vielen Jahren in den USA, doch nach vierzehn Jahren macht er sich mit dem Flieger auf nach Sardinien, wo seine Ex-Frau Isabella (Adriana Altaras) mittlerweile eine Pension führt. Dort angekommen, wird Joe von den seltsamen Bewohnern der Ferienanlage nicht gerade freundlich aufgenommen, doch der supercoole ältere Herr lässt sich durch die Feindseligkeiten kaum abschrecken, zumal er schon kurz nach seiner Ankunft Annabella (Hannelore Elsner), der zweiten Chefin des Hauses begegnet und sich spontan in diese verguckt. Zum Glück empfindet diese genauso für den Fremden aus den USA, und so wird aus dem geplanten Kurztrip ein längerer Aufenthalt, der allerdings nicht ganz ohne Komplikationen verläuft. Schließlich kommt es noch zu zwei Todesfällen, die die bunte und exzentrische Gesellschaft emotional auf dem falschen Fuß erwischen. Doch Annabella und Joe sind nicht bereit, sich von diesen Schicksalsschlägen ihr gerade erst gefundenes Glück vermiesen zu lassen…

Rauchzeichen ist der dritte und letzte Teil der Trilogie „Zeitreisen“, die Thome mit Rot und Blau (Vergangenheit) begann und mit Frau fährt, Mann schläft (Gegenwart) fortsetzte. Wie in vorangegangenen Filmen, so schlägt auch in Rauchzeichen das Schicksal hart und grausam zu, doch den Zuschauer lässt dies genauso unbeeindruckt wie die beiden Liebenden Joe und Annabella. Gewöhnt bedächtig, um nicht zu sagen betulich, lässt Thome sein Drama mit reichlichen Anspielungen auf die antike Mythologie sich vor der archaischen Kulisse Sardiniens entfalten, gewürzt mit manchmal mehr, meistens aber weniger tiefsinnigen Einsichten in das Leben und all die Dinge, die es ausmachen. Die Geschichte wirkt genauso überladen wie unwahrscheinlich, da treffen Ex-Astronautinnen auf Ex-Terroristinnen, späte Liebe auf alte Erinnerungen und kaum verheilte Wunden, Banales reiht sich nahtlos an Pseudo-Philosophisches und über allem schwebt der unbedingte Wille zum Glück und viel Selbstfindungsblabla. Wären da nicht die famos aufspielenden Akteure – allen voran Hannelore Elsner und Hans Kranzkowski – würde die gepflegte Langeweile erheblich größer ausfallen, als sie es eh schon tut, woran vor allem die banale Liebesprosa einen gewaltigen Anteil hat. Zum Schluss weiß man als Zuschauer eigentlich keine Antwort darauf, was der Film eigentlich will. Als Erbauungsdrama für die Generation 60+ noch halbwegs goutierbar, dem Rest des Publikums hingegen ist eher abzuraten.

Rauchzeichen

„Boy meets girl“ ist bekanntlich eine der beliebtesten Grundkonstellationen des Films, und es ist schon erstaunlich, mit welchem Variantenreichtum man diese simple Geschichte immer wieder neu erzählen kann.
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Meinungen

filmfreak · 19.11.2006

Ich finde RAUCHZEICHEN absolut genial gemacht und nicht langweilig o. ä. wie oben beschrieben!! Mann muss sich nur auf den Film einlassen können und das bedarf lediglich etwas tiefgründigeres denken. Das schöne ist auch dass die Aussage des Films für jeden anders ist, und einem nicht aufgezwungen wird. Wenn man das allerdings möchte sollte man gleich in irgend eine 08/15 produktion gehen und sich damit beglücken. Also zusammengefasst, dieser Film ist ein echtes Meisterwerk! Schaut ihn euch an!