Rat mal, wer zum Essen kommt?

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Sonntag, 2. März 2014, ARTE, 20:15 Uhr

Eine damals erstaunlich erfolgreiche Komödie mit ernstem Hintergrund hat der US-amerikanische Regisseur Stanley Kramer nach einem Drehbuch von William Rose 1967 mit Katharine Hepburn, Spencer Tracy, Sidney Poitier und Katharine Houghton in den Hauptrollen inszeniert. Rat mal, wer zum Essen kommt? wurde seinerzeit unter anderem in zehn Kategorien für den Academy Award nominiert, erhielt den Oscar schließlich für Katharine Hepburn als Beste Schauspielerin und für das Beste Drehbuch von William Rose, während Spencer Tracy, der kurze Zeit nach den Dreharbeiten verstarb und somit hier in seinem letzten Film zu sehen ist, posthum für seine Darstellung mit einem BAFTA und einem David di Donatello Award ausgezeichnet wurde.
Gerade von einem Urlaub aus Hawaii zurückgekehrt eröffnet die junge, lebenslustige Joey Drayton (Katharine Houghton) ihren gleichermaßen gut situierten, gebildeten wie toleranten Eltern Christina (Katharine Hepburn) und Matt (Spencer Tracy), dass sie auf der Insel mit dem attraktiven Arzt Dr. John Prentice (Sidney Poitier) einen geeigneten Bräutigam kennengelernt hat. Da herrscht zunächst einmal überraschte Freude im Hause Drayton, die sich allerdings rasch eintrübt, als deutlich wird, dass Joeys Auserwählter von dunkler Hautfarbe ist. Nicht, dass die Draytons etwa rassistische Vorurteile hätten, doch dass die eigene Tochter nun eine Ehe mit einem Afroamerikaner einzugehen beabsichtigt, stürzt vor allem den künftigen Schwiegervater in kräftige Sorgen.

Doch Joey lässt sich in ihrer Verliebtheit und Begeisterung für den smarten John nicht beirren und beraumt eine Einladung zum Abendessen für ihn und seine Eltern (Beah Richards, Roy Glenn) an, damit die Familien sich beschnuppern können, überzeugt davon, dass Johns wunderbares Wesen auch ihre Eltern für sich einnehmen wird. So bahnt sich im Hause Drayton ein bedeutungsträchtiges Dinner in Anwesenheit des Familienfreundes Monsignor Ryan (Cecil Kellaway) an, bei dem engagiert über die prekäre Situation beraten und debattiert wird. Auch das schwarze Dienstmädchen Tillie (Isabel Sanford) hat so ihre ganz eigenen Ansichten über die geplante Hochzeit von Joey und John, doch das markante Schluss-Plädoyer hält schließlich der Brautvater, mit emotionaler Wucht …

Zuvorderst als unterhaltsame, hinreißend von dem illustren Ensemble gespielte, altmodische Komödie vor dem Hintergrund von Ressentiments erscheint Rat mal, wer zum Essen kommt? als leichtfüßiges Stück in theaterhafter Manier, das munter mit gängigen Geschlechts- und Familienstereotypen jongliert. Es ist signifikant, wie erfolgreich der Film seinerzeit in den USA der 1960er Jahre in den Kinos lief, mit Anspielungen auf das aktuelle Zeitgeschehen gespickt, und erstaunlich, wie brisant und brandheiß seine Thematik auch heute noch zu fesseln vermag. Dass diese amüsante, nicht selten sentimentale Reminiszenz an die Macht der Liebe jenseits sichtbarer wie verborgener gesellschaftlicher Grenzen letztlich schamlos romantisch auftrumpft, darin besteht ihr unvergänglicher Charme.

Rat mal, wer zum Essen kommt?

Eine damals erstaunlich erfolgreiche Komödie mit ernstem Hintergrund hat der US-amerikanische Regisseur Stanley Kramer nach einem Drehbuch von William Rose 1967 mit Katharine Hepburn, Spencer Tracy, Sidney Poitier und Katharine Houghton in den Hauptrollen inszeniert.
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