Projekt E

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Söhne und Töchter Mannheims

Die Söhne Mannheims kennt jeder. Abgesehen von der individuellen Meinung, die man zu der Musik und dem Inhalt mancher Songs haben kann, sind sie das deutlichste Zeichen eines Selbstverständnisses der Quadratestadt als heimlicher (okay, alle Berliner, Hamburger und Kölner bitte mal kurz weghören) Metropole der Popmusik. Ein Anspruch, der durch die Ansiedlung der Popakademie vor neun Jahren deutlich untermauert wurde. Was sich seitdem in der Stadt in Sachen Musikförderung und Musikbusiness getan hat, hat durchaus Modellcharakter. Und allein schon deshalb war ein Film über Mannheim und die Musikszene mehr als überfällig.
Mit wenig Geld, das sie überwiegend über Crowdfunding einsammelte, aber umso mehr Unterstützung durch die Musikszene selbst und örtliche Unternehmen hat die Regisseurin Christina Stihler ihren Film Projekt E realisiert. Das erstaunlich reife Werk, das trotz der vielen „talking heads“ kein bisschen langweilig ist, versammelt bekannte (Xavier Naidoo sowie der in Jazz-Kreisen gefeierte Thomas Siffling) und weniger bekannte Musiker, Konzertveranstalter, DJs, Labelmacher, städtische Institutionen (die gottlob sehr wenig administrativ rüberkommen) und andere Macher der Musikmetropole vor der Kamera und spricht mit ihnen über Erfolg, Leidenschaft, Selbstverwirklichung, über Lebenswege und die Abstürze aus dem siebten Pophimmel – kurz: über die ganze Tragik und Freude des Daseins als Musiker in einem Schmelztiegel wie Mannheim.

Ob der Film über Mannheim und die umgebende Region hinaus laufen und Erfolg haben wird, ist ungewiss. Und bei aller Freude über den Film, der beinahe schon eine Liebeserklärung an diese musikalische, verrückte Stadt ist, ist auch ein wenig Skepsis am Platz, was die Erfolgsaussichten im Kinoeinsatz anbelangt, sofern das mit sichtbar viel Herzblut realisierte Werk diesen Weg überhaupt gehen will – zu deutlich ist Projekt E in der Stadt verortet, stammt aus der Szene selbst, die er beschreibt und in gewisser Weise auch feiert. Was man bei aller Euphorie vermisst, sind die Geschichten derer, die es nicht geschafft haben, deren Träume und Hoffnungen auf eine Karriere im knallharten Musikbusiness auf der Strecke geblieben sind. Nein, Liebe macht nicht blind, zumindest nicht in diesem Fall. Aber sie lässt die Realität dann und wann schon ein wenig leuchtender erscheinen, als sie es tatsächlich ist.

Was der Film aber auch klar macht, ist Folgendes: Auch und gerade in der vermeintlichen Filmprovinz blühen Geschichten. Nach Philipp Kohls Transnationalmannschaft ist dies bereits der zweite Film in kurzer Zeit aus der Region, der den Charme und die Eigenheiten der Quadratestadt, ihren Reichtum und ihre Vielfalt sichtbar macht. Es wäre schön, wenn den Verantwortlichen der Stadt die Pflege der Filmkultur vor der Haustür genauso sehr am Herzen liegen würde, wie die der Musikwirtschaft. Wenn man beides miteinander verbindet, dann muss einem um die Kreativkraft Mannheims nicht Bange sein. Aber auch diesbezüglich sind die ersten Schritte getan…

Projekt E

Die Söhne Mannheims kennt jeder. Abgesehen von der individuellen Meinung, die man zu der Musik und dem Inhalt mancher Songs haben kann, sind sie das deutlichste Zeichen eines Selbstverständnisses der Quadratestadt als heimlicher (okay, alle Berliner, Hamburger und Kölner bitte mal kurz weghören) Metropole der Popmusik. Ein Anspruch, der durch die Ansiedlung der Popakademie vor neun Jahren deutlich untermauert wurde.
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