Planet 51

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Verkehrte ferne Welten

Wie die Landung eines Außerirdischen auszusehen hat, das haben uns etliche Science-Fiction-Filme über extraterrestrische Invasionen häufig genug gezeigt. Und zumeist ist es nichts Gutes, was wir von Bewohnern eines anderen Planeten erwarten können, wie Ed Woods Plan 9 aus dem Weltall, Roland Emmerichs Independence Day oder Tim Burtons Mars Attacks immer wieder auf drastische, aber auch komische Weise deutlich gemacht haben. Doch frei nach einem Satz, der eigentlich sonst eher für Ausländer verwandt wird: Sind wir nicht alle Außerirdische – irgendwo?
Genau diese Erfahrung muss auch der US-Astronaut Charles T. „Chuck“ Baker machen, der dem Planeten 51 eigentlich nur einen kurzen Besuch abstatten wollte, um ihn quasi im Vorübergehen für die Vereinigten Staaten in Besitz zu nehmen. Entgegen allen vorliegenden Informationen ist Planet 51 keineswegs karg und unbewohnt, sondern beherbergt eine hochstehende Zivilisation (natürlich grüner) Lebewesen, deren Entwicklung durchaus mit jener auf der Erde vergleichbar ist. Mehr noch: Die Lebensweise erinnert in Vielem an den amerikanischen „way of life“ der 1950er Jahre — inklusive Vorstadtidyll mit Barbecue, Petticoats und allem erdenklichen Komfort. Und so reagieren die Bewohner von Planet 51 ganz ähnlich, wie man dies auch von Erdlingen in der gleichen Situation erwarten würde und aus zahlreichen Science-Fiction-Filmen der Nachkriegszeit kennt – mit Entsetzen und Panik. Zumal die Gefahr aus dem All schon lange bekannt war und von den Medien immer wieder thematisiert wurde, bis — auch das ähnelt durchaus der Gemütslage in den USA der Fünfzigerjahre — eine regelrechte Hysterie vor allem Fremden herrscht. Prompt nimmt das (reichlich dumpfe) Militär die Fährte des bedrohlichen Außerirdischen auf und macht ebenso erbarmungslos Jagd auf den Eindringling wie die Medienmeute, die natürlich alles über den Alien in Erfahrung bringen will. Zum Glück trifft Baker auf den jugendlichen Hobby-Astronomen Lem, der als einziger zu verstehen scheint, dass von dem Fremden keinerlei Bedrohung ausgeht. Mit Hilfe einiger verständiger Freunde gelingt es dem außerirdischen Teenager, den Astronauten dem Zugriff des Militärs zu entziehen und den Mann wieder auf die Heimreise durch den Weltraum zu schicken. Im Gegenzug bringt Chuck seinem neuen Freund bei, wie man das Herz einer Angebeteten (mittels ziemlich abgedroschener Sprüche) zum Schmelzen bringt – was Lem gleich an der entzückenden Neera ausprobiert.

Eigentlich ist es ja eine zutiefst charmante Idee, die uralten Klischees über Außerirdische und die Ideale des Fünfzigerjahre auf diese Art und Weise auf den Kopf zu stellen und umzukehren, wie dies in der spanisch-britischen Koproduktion Planet 51 gemacht wird. Allerdings gerät die Satire recht handzahm und ist niemals wirklich böse, wenn es um Intoleranz, Engstirnigkeit und Paranoia geht. Trotz zahlreicher Referenzen an Klassiker des Science-Fiction-Films, die wieder einmal vor allem auf die anwesenden Erziehungsberechtigten abzielen dürften, ist Planet 51 so nett und auch vorhersehbar geraten, dass hier vor allem kleinere Zuschauer ihren Spaß haben dürften, während Größere schnell ahnen, mit welchen Wendungen der Film aufzuwarten weiß. Zwar langweilt man sich auch dank der Rasanz der Dramaturgie selten, manchmal erinnert das Ganze aber an eine Nummernrevue, die aus bekannten Versatzstücken zusammengezimmert wurde. Die kindgerechte Botschaft, dass man besser neugierig auf das Andere, das Fremde sein sollte – sie dürfte sich den jugendlichen Zuschauern trotzdem einprägen.

Daneben punktet Planet 51 durch liebevoll gestaltete Details (bis hin zu den Verkehrsschildern auf dem Planeten und dem Gag mit dem ätzenden Urin der extraterrestrischen Hunde) und eine ansprechende Animation, die Story allerdings hätte abseits aller Zitate aus dem Fundus Hollywoods mehr Biss und Originalität durchaus vertragen können. Nehmen wir diesen Film einfach mal als erste Duftmarke der spanischen Illion Animation Studios, die sich durchaus in nicht allzu ferner Zukunft einmal anschicken könnte, Pixar und anderen etablierten Animationsschmieden das Leben schwer zu machen. Der Weg, den das Studio eingeschlagen hat ist viel versprechend – auch wenn dieser Film lediglich eine Zwischenstation darstellen dürfte.

Planet 51

Wie die Landung eines Außerirdischen auszusehen hat, das haben uns etliche Science-Fiction-Filme über extraterrestrische Invasionen häufig genug gezeigt. Und zumeist ist es nichts Gutes, was wir von Bewohnern eines anderen Planeten erwarten können, wie Ed Woods „Plan 9 aus dem Weltall“, Roland Emmerichs „Independence Day“ oder Tim Burtons „Mars Attacks“ immer wieder auf drastische, aber auch komische Weise deutlich gemacht haben. Doch frei nach einem Satz, der eigentlich sonst eher für Ausländer verwandt wird: Sind wir nicht alle Außerirdische – irgendwo?
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Meinungen

TomCruiser · 02.01.2010

@ 00Schneider:
Anscheinend war die Kinderauugenhöhe noch zu hoch für einen scheinbaren Helge Schneider-Fan.

Wir waren heute zu Viert (Ältere Erwachsene von 27-49) im Kino und waren ausnahmslos begeistert. Der Film hat viele Anspielungen auf andere Kinokassenschlager (u.a. ET, Alien, True Lies, Pink Cadillac...). Wir fanden Ihn super gut umgesetzt und haben uns köstlich amüsiert. Der Film ist einfach nur zu empfehlen für Leute die gerne Spaß im Kino haben wollen.

00schneider · 08.12.2009

Eintöniger und absehbarer Film mit der Botschaft, andersgearteten Wesen doch bitte tollerant gegenüberzustehen und unvoreingenommen zu begegnen. Die überzogene und verzwungene Coolness auf Kinderaugenhöhe kann ältere Zuschauer dabei gewaltig schnell nerven.