Pietje Bell und das Geheimnis der Schwarzen Hand

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein findiger Lausbub aus Rotterdam

Das Rezept ist ebenso einfach wie altbewährt: Man nehme einen kleinen, pfiffigen Helden aus einer bekannten Literaturvorlage, komprimiere seine Geschichten auf ein schlüssiges Drehbuch, inszeniere dieses mit aufwändigen Details- und fertig ist ein erfolgreicher Kinderfilm! In den Niederlanden ist Pietje Bell gar der erfolgreichste Kinderfilm aller Zeiten.
Gerade mal acht Jahre alt ist Pietje (Quinten Schram), jüngster Spross eines Schuhmachers im Rotterdam der Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, und doch wird der freche, kluge Lausbub bald durch seine Streiche in der ganzen Stadt berühmt.

Eigentlich wollte Pietje nur seinem Nachbarn, dem geizigen und humorlosen Apotheker Geelman (Arjan Ederveen) mit seiner Steinschleuder eins auf die Glatze geben, doch er verfehlt sein Ziel und gerät bei einer wilden Verfolgungsjagd mitten in eine große Parade, die er völlig durcheinander bringt. Am nächsten Tag ist sein Bild auf der Titelseite der Zeitung zu sehen, die nun bei steigender Auflage häufig über die Aktionen des kleinen Helden berichtet.

Pietje ist ein mutiger kleiner Junge mit edlem Charakter. Durch seinen Freund Sproet (Frensch de Groot), mit dem er viele Unternehmungen ausheckt, weiß er, was Armut bedeutet, und er träumt davon, reich zu sein, um allen armen Menschen helfen zu können. Sein größter Gegenspieler ist der Sohn seines Nachbarn, Jozef Geelman (Stijn Westenend), der ausgerechnet Pietjes Schwester Martha (Katja Herbers) heiraten will, was natürlich unbedingt verhindert werden muss.

Dann wendet sich das Blatt und Pietje gerät durch die Entdeckung von Diebesgut in ernsthafte Probleme. Die Zeitung, die ihn zuvor als Helden feierte, verleumdet ihn nun als Dieb und Lügner, sein Freund Sproet wechselt ins Lager der Diebe und sein Vater (Felix Strategier) steckt zudem noch in finanziellen Schwierigkeiten. Doch Pietje gibt nicht auf: Er gründet mit ein paar anderen Lausbuben die Bande der „Schwarzen Hand“, um sich an der Zeitung zu rächen, die ihm nun eine Untat nach der anderen in die Schuhe schiebt. Überall in der Stadt tauchen rätselhafte schwarze Hände auf, und die kleine Gang begibt sich daran, die Welt des Pietje Bell in Rotterdam wieder in Ordnung zu bringen.

Nach der erfolgreichen Verfilmung von Krümelchen (1999), der ebenfalls ein bekanntes Kinderbuch des Niederländers Chris van Abkoude zu Grunde liegt, lag es für die Regisseurin Maria Peters nahe, auch ein Drehbuch der Geschichten über Pietje Bell zu verfassen, zumal ihr diese Figur aus ihrer Kindheit vertraut und lieb war. „Was mich bei Pietje Bell so anspricht, ist, dass er zu einer Legende wird. Sein von Natur aus freidenkender Geist kommt durch all die verschiedenen Einflüsse um ihn herum zur vollen Blüte. Pietje Bell ist ein sehr besonderer Junge, da er sich traut, seine Träume zu leben und aus Worten Taten zu machen“, so Peters.

Rasant und witzig kommt Pietje Bell daher, der nun auch bei uns in den Kinos zu sehen sein wird. Der große Zulauf in den Niederlanden ist sicherlich auch der Popularität der Bücher von Chris van Abkoude zuzuschreiben, doch der Film wird wohl auch hier zu Lande sein Publikum finden.

Die Protagonisten und Ereignisse erscheinen wie ein Kaleidoskop gut bekannter Elemente aus vertrauten Geschichten nach gängigem Muster. Die Guten sind humorig, klug und edel und meistern schließlich auch die gewaltigsten Schwierigkeiten, die Bösen dröge und gemein, wofür sie schließlich ihre gerechte Strafe ereilen wird. Eine interessante Variante für einen Kinderfilm stellt allenfalls die Rolle der Medien in Form der sensationslüsternen Zeitung dar, doch auch hier bleiben differente Betrachtungen in einer allgemeinen Flüchtigkeit stecken.

Unterhaltsam für die Kleinsten unter den Kinogängern ist Pietje Bell ohne Zweifel, und auf dem Kinderfilmfest in Münster wurde er als bester Film mit der „Jule“ prämiert. Dennoch stellt sich die Frage, ob es nicht auch einem guten Kinderfilm und seinem Publikum zu wünschen ist, jenseits der üblichen Klischees einmal neue Wege einzuschlagen.

Pietje Bell und das Geheimnis der Schwarzen Hand

Das Rezept ist ebenso einfach wie altbewährt: Man nehme einen kleinen, pfiffigen Helden aus einer bekannten Literaturvorlage, komprimiere seine Geschichten, inszeniere dieses mit aufwändigen Detailsund fertig ist ein erfolgreicher Kinderfilm.
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Meinungen

Stevie S. · 07.02.2006

Super Film, der Vater, 47, und Sohn, 7, gleichermaßen gut gefallen hat.

Witz, Spannung und Charme kennzeichnen dieses Werk, das tolle Unterhaltung jenseits von Nemo und Shrek bietet.

Linnemann · 17.01.2006

Hallo Lena, sag mal deiner Mama, dass du schon so groß bist, dass du schon selber schreiben kannst, weil du eine eigene Meinung hast!

Lena aus hennef · 16.01.2006

Der Film ist toll, er zeigt eine tolle, vergangene Welt und tolle, liebgemeinte Streiche.
Ich bin 10 Jahre und war mit meinem Bruder und meiner Mutter drin.
Alle, auch Mama, waren begeistert.