Pater

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Es gibt Filme in Cannes, die treiben die Journalisten gleich in Heerscharen aus den Kinos. Alain Cavaliers Wettbewerbsbeitrag Pater war einer dieser Filme, der einen wahren Auszug aus dem Hauptkino, dem Grand Lumière verursachte. Die Flucht der vor allem ausländischen Journalisten war aber (vermutlich) weniger der mangelnden Qualität des Filmes geschuldet, als vielmehr dem Gefühl, als fünftes Rad am Wagen einer intimen Familienfeier beizuwohnen, bei der die lieben Anverwandten sich über die Witze eines komischen Onkel kaputtlachen, während man selbst außen vor bleibt.
Pater ist ein Zwischending aus Spielfilm und dokumentarischem Essay, bei dem Alain Cavalier, der Regisseur und Vincent Lindon sich selbst spielen bzw. sie selbst sind — ein Filmemacher und ein Schauspieler, die zusammen über Filme reden, die man mal gemeinsam machen könnte. Sie sehen sich selbst als Staatspräsident und Premierminister, schlüpfen schonmal in die Rollen, probieren sie an wie einen Anzug, geben sich staatsmännisch und verbreiten revolutionäre Auszüge aus ihrem Regierungsprogramm und begeben sich dann zu diversen Schlemmereien.

Vielleicht sind es ja die Plaudereien mit den zahlreichen Anspielungen auf die französische Politik, die den Film beherrschen, vielleicht der Wechsel zwischen Realität und Fiktion, vielleicht aber auch eine beginnende Festivalmüdigkeit der anwesenden Journalisten — Pater scheint vor allem (und ausschließlich) für das frankophone Publikum zu funktionieren, das seinen Spaß hatte. Aber wenn man sich für so lange Zeit als formidabler Gastgeber erweist, ist es auch mal ganz schön, für eine kleine Weile unter sich zu bleiben. Entschuldigung, falls wir beim Verlassen des Saales allzu sehr gestört haben sollten.

Pater

„Pater“ ist ein Zwischending aus Spielfilm und dokumentarischem Essay, bei dem Alain Cavalier, der Regisseur und Vincent Lindon sich selbst spielen bzw. sie selbst sind — ein Filmemacher und ein Schauspieler, die zusammen über Filme reden, die man mal gemeinsam machen könnte.
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