Paris um jeden Preis

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Fashionista in Nöten

Die Liste von Filmen, in denen es zu einem heftigen Kulturclash kommt, ist lang. Spätestens seit dem immensen Erfolg von Dany Boons Willkommen bei den Sch’tis sind insbesondere komödiantische Bearbeitungen dieses Sujets wieder in großer Zahl in den Lichtspielhäusern vertreten. So hat auch Reem Kherici den Weg des Lustig-Leichten gewählt, um in Paris um jeden Preis von den Gegensätzen zwischen urbanem Lifestyle in der französischen Mode-Metropole und dem Leben der Landbevölkerung in Marokko zu erzählen. Sie hat dabei nicht nur das Drehbuch mitverfasst und Regie geführt, sondern auch die Hauptrolle übernommen.
Die junge, chaotische Maya (Kherici) ist im Kreativ-Team eines angesagten Modedesigners (Stéphane Rousseau) beschäftigt und nebenbei dem ausschweifenden, nächtlichen Clubbing überaus zugetan. Seit 20 Jahren lebt die gebürtige Marokkanerin in Paris; nun wird ihr von ihrem blasierten Chef gar eine Festanstellung in Aussicht gestellt. Als sich jedoch bei einer Verkehrskontrolle zeigt, dass Mayas Aufenthaltsgenehmigung seit einem Jahr abgelaufen ist, wird das exaltierte Party-Girl prompt in seine Heimat abgeschoben – und dort mit der weitaus traditionsbewussteren Verwandtschaft und den marokkanischen Gepflogenheiten konfrontiert. Maya versucht mit allen Mitteln, ein Visum für die (Wieder-)Einreise nach Frankreich zu bekommen, und ist zudem eifrig darum bemüht, die Ausweisung vor ihrem Arbeitgeber zu verbergen…

Als Darstellerin verdient Reem Kherici fraglos ein großes Lob. Denn wenn sie als quirliges „fashion victim“ auf High Heels durch ihr Pariser Luxusleben stolpert und später in Marokko an ihre Grenzen stößt, strahlt sie eine angenehme Spiellaune aus. Wiewohl in ihrer zur Oberflächlichkeit neigenden Figur nur ein geringes Maß an Empathie- und Sympathiepotenzial steckt, verleiht sie Maya durch ihr Komiktalent etwas Liebenswertes, sodass man als Zuschauer tatsächlich bereit ist, dieser recht enervierenden Person zu folgen.

Während Kherici das Comedy-Handwerk in mimisch-gestischer Hinsicht beherrscht, sind ihre Leistungen als (Co-)Autorin und Regisseurin leider deutlich schwächer. Der Dialogwitz wirkt forciert (wobei er womöglich auch unter der Synchronisation zu leiden hatte); die Zeichnung der Figuren wurde mit dem ganz breiten Pinsel vorgenommen. Weder die überklischierten „plastic people“ aus der Haute-Couture-Szene noch die marokkanischen Familienmitglieder sind von nennenswertem Reiz; hinzu kommen ein blasses „love interest“ (verkörpert von Salim Kechiouche) und Mayas beste Freundin samt Tölpel-Partner (Cécile Cassel und Philippe Lacheau), deren Nebenstrang das Niveau einer mäßig amüsanten Sitcom hat. Die Inszenierung lässt ein Gefühl für das richtige Timing weitgehend vermissen; die zahlreichen Slapstick-Nummern werden denkbar einfallslos umgesetzt – und der Einsatz von penetrant anmutender Popmusik ist geradezu ärgerlich.

Erstaunlicherweise gehören einige (kurze) ernste Passagen zu den stärksten Momenten der Culture-Clash-Komödie: Mayas Konflikt mit dem strenggläubigen Vater (Mohamed Bastaoui) wird auf durchaus spannungsreiche Weise angerissen; doch der Film zeigt daran letztlich kein allzu großes Interesse und lässt alles in wohlfeile Harmonie münden. Paris um jeden Preis steht ganz im Zeichen der Feel-Good-Movie-Tradition und will unbeschwertes Vergnügen bereiten. Als Hauptdarstellerin kann Kherici dies in Ansätzen einlösen – als Schöpferin eines Reißbrettplots und einer formelhaften kinematografischen Gestaltung gelingt es ihr indes kaum.

Paris um jeden Preis

Die Liste von Filmen, in denen es zu einem heftigen Kulturclash kommt, ist lang. Spätestens seit dem immensen Erfolg von Dany Boons „Willkommen bei den Sch’tis“ sind insbesondere komödiantische Bearbeitungen dieses Sujets wieder in großer Zahl in den Lichtspielhäusern vertreten. So hat auch Reem Kherici den Weg des Lustig-Leichten gewählt, um in „Paris um jeden Preis“ von den Gegensätzen zwischen urbanem Lifestyle in der französischen Mode-Metropole und dem Leben der Landbevölkerung in Marokko zu erzählen. Sie hat dabei nicht nur das Drehbuch mitverfasst und Regie geführt, sondern auch die Hauptrolle übernommen.
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