Paris Express

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Kuriere unter sich

Eigentlich verbindet die beiden Männer, um die es hier geht, mehr miteinander, als man auf den ersten Blick glauben mag – vor allem ist es ihre Profession, die sie eint. Auch wenn sie ungefähr die beiden entgegengesetzten Pole des gleichen Berufsstandes markieren. Der eine, der sich selbst Peter Loki (Jimmy Jean-Louis) nennt, ist ein verdammt cooler Typ im edlen Zwirn, der für eine Geheimorganisation namens La Sphere Päckchen ausliefert, der andere mit dem unaussprechlichen Namen Samuel „Sam“ Skjqurilngskwicz (Michaël Youn) hingegen arbeitet für den Pariser Kurierdienst Pli Express. Dessen Unternehmensmotto lautet zwar „Null Stress“. Doch wenn man wie Sam in der Hierarchie der Kurierfahrer ganz unten steht, dann sind solche Worte nur Makulatur und man selbst die arme Sau, die atemlos von Auftrag zu Auftrag hetzt, während Ice (Gianni Giradinelli), der Star von Pli Express allenfalls Maulaffen feilhält und an seinem getunten Edelroller herumschraubt.
Klar, dass ausgerechnet der sowieso schon geplagte Sam mit seinem Roller geradewegs in die Machenschaften von La Sphere schliddert. Und sei das nicht schon genug Ärger, passiert all dies auch noch just am dem Tag, an dem Sam mit seiner genervten Freundin Nadia (Géraldine Nakache) auf die Hochzeit von deren Schwester muss. Aus den versprochenen zehn Minuten, die die Kurierfahrt angeblich dauern soll, werden im Nu ein Tag und eine Nacht, in deren Verlauf Sam dann doch über sich hinauswächst. Am Ende obsiegt der wackere, aber keinesfalls fehlerlose Held dank der Hilfe seiner Freunde und darf zum Schluss trotz der unvermeidlichen Femme fatale Louise (Catalina Denis) in den Armen seiner Nadia ein Happy End feiern, das beinahe (aber eben nur beinahe) makellos ist.

Wer die ebenfalls von Luc Bessons Europa Corp produzierten Erfolgsfilme Taxi (1998) und Transporter (2002) kennt, der weiß ungefähr, was ihn erwartet: Halsbrecherische Action und coole Sprüche, wobei Paris Express den Fokus von ersterem deutlich in Richtung Humor und Ironie verschiebt. Das Ergebnis ist ein recht unterhaltsamer Streifen ohne großen Anspruch, der aber – sofern man die Erwartungen nicht allzu hoch ansetzt – nettes Popcorn-Kinovergnügen mit französischem Charme verbindet. Im Kino muss man so etwas nun wirklich nicht sehen, auf DVD geht das aber völlig in Ordnung.

Allzu oft aber sollte Bessons Produktion nicht mehr die eigenen Erfolgsmodelle abgrasen. Sonst wird das Ganze nämlich zu vorhersehbar und langweilig. Und das wird – so zeigen es die Erfahrungen diverser Prequels und Sequels, in denen die Hollywood-Studios derzeit ihr Heil suchen – in Zeiten wie diesen vom Kinogänger gerne mal abgestraft. Selbst die hektischen Fahrten, das andauernde Hetzen von einem Punkt zum anderen und die überdrehte Hibbeligkeit, die Paris Express auszeichnen, können nämlich nicht verbergen, dass ein Zuviel an Rasanz auch manchmal zum Stillstand führt.

Paris Express

Eigentlich verbindet die beiden Männer, um die es hier geht, mehr miteinander, als man auf den ersten Blick glauben mag – vor allem ist es ihre Profession, die sie eint. Auch wenn sie ungefähr die beiden entgegengesetzten Pole des gleichen Berufsstandes markieren.
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