Parineeta – Das Mädchen aus Nachbars Garten

Eine Filmkritik von Mike Swain

Swinging Calcutta

Im Kalkutta der 60er Jahre entspannt sich ein typisch indisches Liebesdreieck zwischen der Waise Lolita (Vidya Balan), ihrem Jugendfreund Shekar (Saif Ali Khan) und dem Unternehmer Girish (Sanjay Dutt). Lolita wächst bei den Nachbarn von Shekars Familie auf. Sie teilt mit Shekar ihre Kindheit und dessen Leidenschaft für Musik — das Paar scheint wie füreinander gemacht zu sein und Shekars Mutter träumt heimlich schon von der Hochzeit. Doch wie so oft, stellt sich der schnöde Mammon zwischen die Liebe.
Lolitas Ziehvater Gurcharan (Achyut Potdar) ist schwer krank und leiht sich von Shekars Vater Navinchandra (Sabyasachi Chakravarthy) Geld, doch der hat bei dem Geschäft einen Hintergedanken. Er will sich Gurcharans pompöse Villa unter den Nagel reißen, um mit seinem Geschäftspartner dort ein Luxushotel zu errichten. Dann taucht auch noch der Unternehmer Girish auf und macht Lolita den Hof. Endlich erkennt auch Shekar seine wahren Gefühle. Die Freuden der gemeinsamen Liebe sind jedoch nur kurz, denn Shekars Vater kann die Liaison nicht dulden, wenn er das Haus des Nachbarn in seinen Besitz bringen will. Systematisch hintertreibt er mit einem Gespinst aus Lügen und Verleumdung die Beziehung. Als Lolita mit Girish nach London geht, hat glaubt sich Navinchandra seinem Ziel schon nahe und plant seinen letzten Coup: Er will Shekar mit der Tochter eines seiner reichen Geschäftspartner verheiraten.

Mit Parineeta gab nicht nur Regisseur Pradeep Sarkar sein Debüt. Auch für die Hauptdarstellerin Vidya Balan war es die erste größere Filmrolle überhaupt. Zuvor war sie hauptsächlich in Werbespots aufgetreten. Wie Pradeep Sarkar im ausführlichen Making of, das auf der DVD enthalten ist, erläutert, dauerte es mehrere Monate bis er den Produzenten Vidhu Vinod Chopra davon überzeugen konnte, Balan die Rolle der Lolita anzuvertrauen. Aus Sicht des Produzenten sicher verständlich, denn grade im indischen Kino zählt Star-Power besonders. Doch Balan, mittlerweile ist sie auch dank Parineeta eine der begehrtesten Schauspielerinnen Indiens, erwies sich als echter Glücksgriff. Denn der Neuling schafft es mit Mimik und Gestik oft viel mehr auszudrücken, als manch gestandene Schauspielerin mit einer Unzahl von Worten. Diese Zurückhaltung ist in indischen Film auch sonst nicht unbedingt üblich, um es mal milde auszudrücken. Ungewöhnlich ist auch der Verzicht auf das sonst allgegenwärtige bonbonfarbene Dekor. Pradeep Sarkar taucht Parineeta in ein eher goldenes Licht, das dem gesamten Film einen nostalgischen Charme verleiht und seiner Vision des Kalkutta der sechziger Jahre einen glaubhaften, wenn auch idealisierten, Anstrich verleiht.

Auch wenn das Ende vorhersehbar ist — gibt es denn einen Bollywood-Film ohne Happy-End? — bietet Parineeta nicht nur für Fans des Genres eine herzzerreißende Liebesgeschichte, die Regisseur Pradeep Sarkar mit viel Schwung und einer enormen Liebe zum Detail opulent inszeniert.

Parineeta – Das Mädchen aus Nachbars Garten

Im Kalkutta der 60er Jahre entspannt sich ein typisch indisches Liebesdreieck zwischen der Waise Lolita (Vidya Balan), ihrem Jugendfreund Shekar (Saif Ali Khan) und dem Unternehmer Girish (Sanjay Dutt).
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