Paradise Girls

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Die moderne Interpretation einer konfuzianischen Maxime

Die Konfuzianer sahen es als ihre zentrale Aufgabe an, durch die genaue Befolgung ihrer Rituale die Harmonie nicht in Unordnung zu bringen. Laut Konfuzius stellt das eine gute Frau vor wichtige Aufgaben. Ist sie noch jung, soll sie ihrem Vater folgen. Nach der Heirat soll sie ihrem Ehemann gehorchen. Wenn der früher als sie stirbt, dann soll sie ihr Leben ganz und gar nach ihrem Sohn richten. Diese Jahrtausende Jahre alte Maxime greift Regisseur Fow Pyng Hu auf, um sie der Moderne entsprechend neu zu interpretieren. In seinem zweiten Spielfilm Paradise Girls porträtiert er die allesamt mit Männern zusammenhängenden Problemen von drei jungen Frauen. Unweigerlich denkt man an Sylvia Changs 20 30 40, der 2004 im Wettbewerb der Berlinale lief und ebenfalls aus dem (Liebes-) Leben von drei Frauen unterschiedlichen Alters erzählt. Fow Pyng Hus drei Girls sind noch in den 20ern. So ungleich wie sie sind, haben sie eins gemeinsam: eine schwierige Periode in ihrem Leben zu bewältigen.
Das dreiteilige Frauenportait beginnt mit dem Schicksal von Miki (Kei Katayama), einer Japanerin, die in Tokio ein Verhältnis mit dem Holländer Benny hat. Eigentlich hat sie 23 Gründe, ihn zu verlassen, doch ist sie so sehr in ihn verliebt, dass sie ihn nach seiner Abreise bis nach Holland verfolgt. Miki ist durchsetzungsfähig, spontan und verspielt, aber auch sehr emotional. Umso schmerzhafter ist für sie die Erkenntnis, dass es in Bennys Leben in Europa keinen richtigen Platz für sie gibt.

Die zweite Geschichte dreht sich um Pei Pei, gespielt von Eveline Wu, die mit ihrem biographischen Hintergrund maßgeblich als Inspirationsquelle für Paradise Girls diente. Analog zum Film, lebt sie mit ihrem Vater in Holland. Als der eines Tages vom Friseur ins Ohr geschnitten wird, fühlt sich Evelin/Pei Pei persönlich angegriffen und verlangt Schadensersatz. Ohne Zweifel war der Schnitt ins Ohr ein Affront gegen die in Holland lebenden Chinesen. Ihrer Wut lässt sie freien Lauf, doch ihren Vater kann sie letztendlich nicht davor zurück halten, in seine Heimat zurück zu wollen.

Komplettiert wird Paradise Girls mit dem Schicksal von Shirley (Jo Koo), deren Sohn an einer schweren Krankheit leidet. Jo Koo ist die Schauspielerin, der man in dem einfühlsamen Tryptichon am liebsten zusieht. Sie verkörpert eine moderne Frau aus Hongkong — in sich ruhend und verträumt, aber fern vom Hang zur apathischen Gleichgültigkeit. Fow Pyng Hu suchte lange nach der passenden Schauspielerin, bis er sie schließlich in den von Hongkong-Regisseur Fruit Chan gedrehten Filmen The Longest Summer (1998) und Public Toilet (2002) entdeckte.

Drei verschiedene Charaktere, drei verschiedene Frauen, drei verschiedene Kulturen, drei verschiedene Länder – davon handelt Paradise Girls. Die Geschichten der drei Frauen haben miteinander nichts zu tun. Ihre Wege kreuzen sich erst an den malerischen Sandstränden einer thailändischen Insel, die sowohl Ausgangspunkt als auch Ende des Films sind. Ihre Konflikte scheinen letztendlich gelöst. Alten Türen wurden geschlossen, um im nächsten Lebensabschnitt neue öffnen zu können.

Paradise Girl ist der erste in Eigenregie geführte Spielfilm von Fow Pyng Hu. Der 1970 als Sohn chinesischer Eltern in Holland geborene Regisseur studierte Industrie- und Graphik-Design an holländischen Universitäten. Sein Spielfilmdebüt Jacky (2000), bei dem er zusammen mit Brat Ljatifi Regie führte, wurde auf bereits auf internationalen Filmfestivals von den Kritikern gefeiert. Zuvor realisierte er zahlreiche Videoproduktionen und Kurzfilme.

Paradise Girls

Die Konfuzianer sahen es als ihre zentrale Aufgabe an, durch die genaue Befolgung ihrer Rituale die Harmonie nicht in Unordnung zu bringen. Laut Konfuzius stellt das eine gute Frau vor wichtige Aufgaben.
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