Panzerkreuzer Potemkin (1925)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine klasssiche Kostbarkeit der Filmgeschichte

Obwohl er bereits im Jahre 1925 im Bolschoi-Theater in Moskau uraufgeführt wurde, zählt dieser Stummfilm auch heute noch zu den ganz wenigen Werken, denen mehr als ein Mal der gewaltige Titel „Bester Film aller Zeiten“ verliehen wurde. Auf der Berlinale 2005 wurde Panzerkreuzer Potemkin / Bronenosez Potjomkin mit musikalischer Begleitung des Deutschen Filmorchesters Babelsberg in einer ungekürzten, restaurierten Version gezeigt, und nun ist der Klassiker fein gestaltet in einer Deluxe-Edition auf DVD erschienen, die mit ausführlichem Booklet und der Dokumentation Dem Panzerkreuzer Potemkin auf der Spur von Artem Demenok einiges an Hintergrundmaterial zu diesem historisch und politisch bedeutsamen Werk der Filmgeschichte enthält.

Für den Regisseur und Filmtheoretiker Sergej Eisenstein (Streik / Statschka, Iwan der Schreckliche / Iwan Grosny) stellte die Inszenierung seines Revolutionsfilms auch ein Experiment auf formaler und inhaltlicher Ebene dar, indem er diesen akribisch montierte und im Stile der kommunistischen Propaganda gezielt auf emotionale Effekte beim Publikum hin konstruierte. Zudem handelte es sich gleichzeitig um einen Auftrag des sowjetischen Staates, denn der Film sollte im Rahmen der großen Jubiläumsveranstaltung zur Revolution von 1905 in politische Reden eingebettet aufgeführt werden, um die Herzen der Genossinnen und Genossen in Erinnerung an die Befreiung von der zaristischen Herrschaft zu bewegen. Das Unternehmen gelang so ausgezeichnet, dass die Begeisterung der sowjetischen Zuschauer sich bald auch international ausweitete, und es ist sicherlich nicht zuletzt in der klassischen tragischen Komposition in fünf Akten begründet, dass sich der Film in einem derart weit gefassten Konsens auch künstlerisch als so beeindruckend und einflussreich durchgesetzt hat.

Die Handlung beruht auf den historischen Ereignissen der Meuterei der Matrosen auf dem Marineschiff „Fürst Potemkin von Taurien“ gegen die russischen Offiziere, die im Hafen von Odessa gewaltige Volksaufläufe und Verbundenheitsbewegungen bei der Bevölkerung auslösten. In den einzelnen Akten – „Menschen und Würmer“, „Drama von Tendra“, „Der Tote ruft“, „Die Treppe von Odessa“ und „Begegnung mit dem Geschwader“ – wird der Verlauf vom Aufstand der Schiffsbesatzung bis zum siegreichen, triumphalen Hinausfahren der Potemkin auf die freie See mitten durch die sich spontan solidarisierende russische Flotte dramatisiert, so dass es einer sehr stark emotionalisierten Chronik der Geschichte entspricht.

Bemerkenswert ist auch die Geschichte der Filmmusik von Panzerkreuzer Potemkin / Bronenosez Potjomkin, die sich an die Vision des Regisseurs, dass jede Generation eine ganz eigene moderne musikalische Version zu den Bildern entwerfen soll, annähert. Stammte die Musik zur Uraufführung von Edmund Meisel, komponierten im Jahre 1942 Dmitri Schostakowitsch und Nikolai Krjukow 1950 ihre Fassung, während sich 2004 gar die Pet Shop Boys in Zusammenarbeit mit den Dredner Sinfonikern der Vertonung annahmen. Hierbei wird einmal mehr deutlich, wie offensichtlich treffend vorausschauend Sergej Eisenstein sein Werk als dauerhaft bedeutsam eingeschätzt hat, auch wenn er mitunter äußerte, dass dieses letztlich unabhängig von ihm seinen ganz eigenen Weg gemacht hat. Und der ist innerhalb der Filmhistorie einmalig.
 

Panzerkreuzer Potemkin (1925)

Obwohl er bereits im Jahre 1925 im Bolschoi-Theater in Moskau uraufgeführt wurde, zählt dieser Stummfilm auch heute noch zu den ganz wenigen Werken, denen mehr als ein Mal der gewaltige Titel „Bester Film aller Zeiten“ verliehen wurde.

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