Pain & Gain (2013)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Business as usual

Das also bekommt man, wenn Michael Bay ein „kleines, intimes Projekt“ angeht. Einen persönlichen Film, der nach all dem gigantischen Transformers-Bombast eine eigene Handschrift erlaubt. Eine schwarze Komödie um die Auswüchse des von Michael Bay ja selbst so innig gelebten amerikanischen Traums. Fargo als 129-minütiger High Gloss-Trip durch Bad-Boys-Hausen; eine aufgepumpte Demontage des Michael Bay’schen Weltbilds — selbstverständlich angesiedelt in genau jenem Weltbild.

Was durchaus eine reizvolle Idee ist, wenn sich jemand bewusst mit den eigenen Mitteln veräppeln möchte und auf einmal dort Ironie erkennt, wo bis vor kurzem noch einbödige Dröhnorgien regierten. Die Voraussetzungen für solch ein Unterfangen sind dabei natürlich, Ironie überhaupt greifen zu können und dann auch noch so weit aufzubereiten, dass das Publikum ebenfalls zupackt. Vielleicht denkt sich ja Michael Bay wirklich, dass das Grillen von Pandabären ein großer Spaß ist, doch für aufgeklärte Mitteleuropäer bleibt hier nach wie vor aufgeblasener Plastik-Wahnsinn. Ein Mann zwischen Koks, Porno und exzessivem Luxus. Wer so lebt wie er, hält Pain & Gain zwangsläufig für eine Satire.

Tatsächlich ist das, was der Film erzählt, wirklich passiert – nur natürlich nicht „in lustig“. Die Geschichte basiert auf einigen Zeitungsartikeln in der Miami New Times und wurde von Christopher Markus und Stephen McFeely so weit adaptiert, dass nun Dwayne Johnson, Mark Wahlberg und Anthony Mackie hineinpassen – als drei gehirntote Bodybuilder, die Tony Shalhoub entführen und ihn so lange foltern, bis er ihnen seine Millionen überschreibt. Und damit einen amerikanischen Traum wahr werden lässt, der Macher feiert und dafür jedes Mittel recht macht – inklusive einer abgeschlagenen Hand auf einem Grill, dem knackigen Überfahren eines Kopfes und Witzen über Frauen, Schwule und Dicke.

Eigentlich ist die wahre Geschichte hinter Pain & Gain ein völlig korruptes Mahnmal krimineller Energie. Bei Michael Bay nun verwandeln sich die (aktuell einsitzenden) Protagonisten in hysterische Doofis, deren Muckies klar größer sind als ihr Gehirn und die sich aufführen, als würden die drei Stooges Burn After Reading nachspielen. Vor der in Zeitlupe wehenden amerikanischen Flagge. Und gerade, als man denkt, dass die Michael-Bay-Orgel unmöglich noch lauter blenden kann, kommt Dwayne Johnson daher und verfüttert seine abgeschnittene Zehe an einen Chihuahua.

Alle drei Hauptdarsteller scheinen einen Riesenspaß bei dem Film zu haben und schnupfen mit Wonne Koks von nackten Nutten-Ärschen, erfinden innovative Foltermethoden und würgen, sobald das Fitness-Studio von dicken Frauen heimgesucht wird. Johnson, Wahlberg und Mackie spielen eigentlich typische Bay-Figuren, die einfach noch weiter überhöht werden und dabei genau in das Beuteschema des Regisseurs fallen: immer nochmal mehr, immer nochmal schriller, immer nochmal blöder. Die Satire in Pain & Gain ist oftmals so gleißend, dass sie kaum noch als solche zu erkennen ist. Kann es denn sein, dass der Film einfach nur ein handelsüblicher Michael-Bay-Film ist, bei dem die schlechten (und ausnahmslos sehr lauten) Witze diesmal die Hauptfiguren treffen?

Wenn man die Filmographie des Regisseurs betrachtet, könnte man durchaus zu diesem Schluß kommen – übrigens gerne mit der Fußnote, dass Bays formale Fähigkeiten nach wie vor beeindrucken, besonders was die Kamera angeht. Pain & Gain badet in starken Bildern, orgiastischen SloMo-Schwenks und knalligen Farben. Der Film gibt zehn knallige Trailer her, doch als ganzes bleibt trotzdem mal wieder aufgepumptes Holzhammer-Kino, das am Ende unweigerlich ein Gefühl der Erschöpfung verursacht. Entweder wird alles und noch viel mehr aufgetischt oder die Typen und Dialoge sind jenseits von blöd. Am Anfang legt der Film eine manische Energie an den Tag, die mit Beginn der Folterungen abrupt stoppt und am Ende dann noch endlos weitergeniedelt wird.

Pain & Gain ist mindestens eine halbe Stunde zu lang, unglaublich verlabert (alleine diese ewigen Monologe – Hilfe!) und irgendwie auch unterhaltsam – sofern denn die Blitzkrieg-Energie des Regisseurs irgendeinen Nerv trifft und die generelle Idee hinter dem Film einen Hauch Eigenironie erkennen lässt. Bay schlägt Bay und heraus kommt…Bay. It’s business as usual in Miami, selbst im Auteur-Modus. Der Weg ist frei für die nächste Runde Riesenroboter!
 

Pain & Gain (2013)

Das also bekommt man, wenn Michael Bay ein „kleines, intimes Projekt“ angeht. Einen persönlichen Film, der nach all dem gigantischen Transformers-Bombast eine eigene Handschrift erlaubt. Eine schwarze Komödie um die Auswüchse des von Michael Bay ja selbst so innig gelebten amerikanischen Traums. „Fargo“ als 129-minütiger High Gloss-Trip durch Bad-Boys-Hausen; eine aufgepumpte Demontage des Michael Bay’schen Weltbilds — selbstverständlich angesiedelt in genau jenem Weltbild.

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Meinungen

SchwangereAuster · 13.09.2013

Selten so einen schlechten Film gesehen. Bei den Schauspielern hätte ich mir mehr erwartet.