Olga Benario – Ein Leben für die Revolution

Porträt einer unbequemen Frau

Es gibt Lebensgeschichten, die sind so unglaublich, so fantastisch und so voller Geschichte und Geschichten, dass sie einfach dokumentiert werden müssen. Die Geschichte Olga Benarios ist eine davon, sie packt den Zuschauer und wirft ihn mitten in eine andere Zeit und andere Lebensumstände hinein. Galip Iyitanir hat in seinem Film Olga Benario – Ein Leben für die Revolution die Lebenslinien dieser faszinierenden Frau semi-dokumentarisch in Szene gesetzt.

Olga Benario wird am 12. Februar 1908 als zweites Kind einer wohlhabenden Akademikerfamilie in München geboren. Schon früh zeigt sie Interesse an politischen und gesellschaftlichen Ereignissen. Im Alter von 15 Jahren wird sie Mitglied der KJ (Kommunistische Jugend). Bald lernt sie den KPD — Funktionär Otto Braun kennen, verlässt 1925 ihm zuliebe und wegen ihrer politischen Arbeit München. Gemeinsam ziehen sie unter fremden Namen in den Berliner „roten“ Arbeiterbezirk Neukölln, wo Olga Benario im Alter von 18 Jahren die Agitations- und Propagandaleitung der KJ übernimmt. Am 30. September 1926 werden sie und Otto Braun verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt. Olga Benario kommt durch das Engagement ihres Vaters, der ein renommierter Rechtsanwalt ist, frei. Otto Braun, dem eine langjährige Haftstrafe droht, wird in einer spektakulären Aktion von Olga Benario und vier weiteren Leuten am 11. April 1928 aus dem Gefängnis Berlin – Moabit befreit. Dieser Coup sorgte für ungeheures Aufsehen, bringt sie in die Schlagzeilen.

Aus Sicherheitsgründen werden sie anschließend von der KP in die Sowjetunion gesandt. In der Ukraine lernt Olga Benario den Umgang mit Waffen, ihre Beziehung mit Otto Braun zerbricht. 1931 ist sie im Auftrag der Kommunistische Internationale in Frankreich und Großbritannien unterwegs.
Nach der Machtergreifung Hitlers kehrt sie nach Moskau zurück. Dort wird sie ausgewählt, an der Seite von Luiz Carlos Prestes die Revolution in Brasilien einzuleiten. Prestes hatte zwischen 1925 und 1927 die legendäre „Coluna Prestes“ auf ihrem Marsch durch Brasilien angeführt, über 25.000 km und immer verfolgt von den brasilianischen Regierungstruppen. Für die arme Bevölkerung des Landes galt Prestes als der „Ritter der Hoffnung“. Getarnt als wohlhabendes portugiesisches Ehepaar Vilar auf Hochzeitsreise reisen Olga Benario und Prestes quer durch Europa und dann über New York nach Brasilien. Als sie in Rio de Janeiro ankommen, ist das, was zunächst nur eine Tarnung war, Wirklichkeit geworden — sie sind ein Liebespaar.

Nach fast einjähriger, streng geheimer Vorbereitung beginnt am 23. November 1935 die Revolte und wird innerhalb weniger Stunden niedergeschlagen. Olga Benario und Luiz Carlos Prestes werden verhaftet. Am 23. September 1936 wird Olga Benario hoch schwanger und trotz einer internationalen Kampagne, die ihre Auslieferung stoppen sollte, aus Brasilien ausgewiesen und von den Nazis in das Berliner Frauengefängnis deportiert. Am 27. November 1936 bringt sie dort ihre Tochter Anita Leocardia zur Welt. Anfang 1938 wird sie von ihrer Tochter getrennt, kommt in das Konzentrationslager Lichtenberg und später nach Ravensbrück. Als Blockälteste organisiert sie trotz schwerer Repressionen Vorträge, literarische Abende und Diskussionen, um ihren Mitgefangenen das Leben etwas zu erleichtern und aufzuhellen. Der unermüdliche Einsatz von Prestes Mutter Donna Leocardia hat Ende August 1939 erwirkt, dass Mexiko die Aufnahme Olga Benarios zusagt. Die Papiere erreichen Olga Benario jedoch nicht. Im April 1942 wird sie 34 jährig in der Gaskammer von Bernburg umgebracht.

Olga Benario – Ein Leben für die Revolution

Es gibt Lebensgeschichten, die sind so unglaublich, so fantastisch und so voller Geschichte und Geschichten, dass sie einfach dokumentiert werden müssen.

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