Nummer 6 - The Prisoner

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Flucht unmöglich

Mit der DVD-Box zur 60er Kultserie The Prisoner – Nummer 6 schickt sich Koch Media an, einen Meilenstein der Fernsehgeschichte in einer wertigen und verdientermaßen bestmöglichen Edition zu veröffentlichen. Hierzulande seinerzeit leider völlig untergegangen, bietet Nummer 6 eine trippig-psychedelische Reise in eine pseudo James Bond-Welt, die sich dessen sogar noch völlig bewußt ist. Kuriose Ereignisse werden gar nicht erst groß hinterfragt. Sie werden eher mit einem Schulterzucken abgenickt, es muss ja schließlich weiter gehen. Das letzte Mal Mitte der 90er im (Bezahl-) Fernsehen zusehen, sollte jeder Fan absurder und innovativer Kost (z.B. Mit Schirm, Charme und Melone) mindestens ein Auge riskieren.
Die Hauptperson der Serie trägt keinen Namen, wird nur Nummer 6 genannt. Er erwacht nach einem Anschlag mit einem Betäubungsgas auf einer fremden Insel. Die Bewohner sind freundlich und zuvorkommend, doch dies auch nur, bis man einen Fluchtversuch unternimmt. Bevormundet werden die Menschen von der ominösen Nummer 2. Schnell wird klar, dass die Insel eine Art Hochsicherheitsgefängnis ist, aus dem jede Flucht zwecklos ist. Wagt man es dennoch, kommen gewaltige fliegende Kugeln zum Einsatz, die aus den Fluten auftauchen und den Flüchtling aufsaugen und an Land zurück bringen. Nummer 6, früher ein hochrangiger Agent, hatte kurz vor seiner Entführung seinen Job gekündigt. Nun versucht Nummer 2 (in jeder Folge ein anderer Darsteller) herauszufinden, warum er gekündigt hat. Und diese spannende, sich immer weiter strickende Grundsituation, zieht sich durch sämtliche 17 Folgen…

Die Umsetzung von Nummer 6 ist wahrlich ungewöhnlich und voller absurder Ideen. Ein kreativer Overkill erster Güte, der heute vielleicht etwas angestaubt ist, jedoch bestens funktioniert, hat man sich erstmal an Setting und Situation gewöhnt. Kleinere Längen werden gekonnt mit Setdesign und Handlungshaken umschifft. Und unwillkürlich fragt man sich, was für Drogen das Team eingeworfen hat, um Nummer 6 so zu machen, wie hier zu sehen ist. Leider lässt die schauspielerische Leistung des öfteren zu wünschen übrig. Auch werden beileibe nicht alle Fragen beantwortet. Auch nicht in der letzten Folge. Der Zuschauer weiß genauso viel wie Nummer 6. Sechs der 17 Folgen sind übrigens nur in Englisch anzusehen, da sie damals dem deutschen Fernsehen doch zu abgedreht waren und einfach nicht ausgestrahlt wurden. Untertitel sind jedoch vorhanden.

Hauptdarsteller Patrick Mac Goohan hat auch mehrere der Drehbücher geschrieben und des öfteren bei Episoden Regie geführt. Der Einfluss der Serie auf die Popkultur ist bis heute unübersehbar. Nicht nur bei den Simpsons werden immer wieder Referenzen eingebaut, auch Babylon 5 und Roger Averys Killing Zoe thematisierten die Kultserie. Und nicht zu vergessen Iron Maiden mit ihrem gleichnamigen Song The Prisoner, verneigen sich vor dem TV-Meilenstein.

Ausgestattet ist die 7-DVD Box mit einem liebevollen 36seitigen Booklet, zwei alternativen Episoden, Interviews, Featurettes und anderem. Eine eindeutige Kaufempfehlung ist da das Mindeste.

PS: Eine Kinoversion ist nach Jahren in der Entwicklungshölle Hollywoods endlich spruchreif geworden. Memento und The Dark Knight-Regisseur Christopher Nolan wird wohl auf dem Regiestuhl Platz nehmen.

Nummer 6 - The Prisoner

Mit der DVD-Box zur 60er Kultserie The Prisoner – Nummer 6 schickt sich Koch Media an, einen Meilenstein der Fernsehgeschichte in einer wertigen und verdientermaßen bestmöglichen Edition zu veröffentlichen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen