Numbers Station

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Malen nach Zahlen?

Im Grunde geht es in diesem Film um nichts. Okay, es geht um ein paar Zahlen. Übersetzt man die, werden daraus Agenten für Befehle. Und irgendjemand soll wohl aufgrund dieser Befehle liquidiert werden. Aber genauso gut könnte Malin Akermans Figur auch die neuesten Lottoergebnisse durchgeben. Warum und weshalb ihr jemand an den Kragen will, ist eigentlich Schall und Rauch. Nur dass dem so ist, ist von Bedeutung.
Der ausgebrannte Agent Emerson (John Cusack), der des Tötens überdrüssig ist, wird zu einer Zahlenstation in England versetzt. Mit Zahlenstationen werden Geheimaufträge übermittelt, die nicht abgehört oder zurückverfolgt werden können. Emersons Auftrag ist es, die Station und den Code zu schützen – um jeden Preis. Das beinhaltet, dass er im schlechtesten aller Fälle auch die Ansagerin Katherine (Malin Akerman) töten muss, um zu verhindern, dass jemand sie zwingt, andere als die gewünschten Zahlencodes durchzugeben. Beim Schichtwechsel werden sie attackiert. Ihre Kollegen sind bereits tot, Emerson und Katherine droht dasselbe Schicksal. Denn die Angreifer wollen in die Station, koste es, was es wolle.

Obwohl der Trailer Numbers Station als Actionfilm verkauft, ist er das nicht. Vielmehr ist er ein Kammerspiel, in dem hauptsächlich Cusack und Akerman zu sehen sind. Das Interesse des Zuschauers wird darum auch nicht gehalten, weil von außen eine Gefahr droht, die ohnehin durch extrem dicke Mauern abgehalten wird, sondern weil sich die männliche Hauptfigur in einem moralischen Dilemma befindet. Seinem Auftrag folgen und Katherine töten oder sich der Order widersetzen?

Das ist packend genug, dass man gar nicht erst anfängt, sich darüber Gedanken zu machen, ob es Zahlenstationen wirklich gibt. Es ist im Grunde auch nicht von Belang, zumal sich gerade in den letzten Monaten ohnehin der Horizont geöffnet hat, was Geheimoperationen und die Möglichkeiten der Geheimdienste betrifft. Man nimmt die Existenz der Zahlenstation also einfach als gegeben hin.

Cusack ist das Herz des Films, sein Porträt eines Mannes, der lange nichts anderes mehr kannte, als eine Tötungsmaschine zu sein, dessen Gewissen aber geweckt wurde, ist das emotionale Zentrum. Dem gegenüber bleibt Malin Akermans Figur deutlich unterentwickelt. Für sie bekommt man nie ein richtiges Gefühl, auch dann nicht, als Emerson ihr Profil erstellt. Oder besser: das typische Profil einer zivilen Ansagerin. Man hätte hieraus, aber auch aus der Tatsache, dass Katherine nicht sicher ist, ob Emerson sie nicht doch töten wird, noch deutlich mehr herausholen können. So, wie sich Numbers Station aber gibt, ist er zumindest ein grundsolider Film, der aus einem Manko eine Stärke macht. Wenig Geld und begrenzte Räumlichkeiten werden durch eine flotte Inszenierung und gute Darstellungen mehr als wett gemacht.

Sicher, Numbers Station ist nicht die Art Film, die man gesehen haben muss, aber er ist ordentliche Unterhaltung mit leichten Kanten. Smarter, als es auf den ersten Blick scheint, und deutlich besser, als der wirklich langweilige Titel vermuten lässt.

Numbers Station

Im Grunde geht es in diesem Film um nichts. Okay, es geht um ein paar Zahlen. Übersetzt man die, werden daraus Agenten für Befehle. Und irgendjemand soll wohl aufgrund dieser Befehle liquidiert werden. Aber genauso gut könnte Malin Akermans Figur auch die neuesten Lottoergebnisse durchgeben. Warum und weshalb ihr jemand an den Kragen will, ist eigentlich Schall und Rauch.
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