Not Fade Away

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Nicht die Beatles, nicht die Stones

Als Die Sopranos endete, da waren viele Zuschauer gänzlich perplex. Denn was Serienschöpfer David Chase präsentierte, war essenziell ein Non-Ende. Man konnte nicht sicher sein, wie die Geschichte wirklich endet. Auch der autobiographisch geprägte Not Fade Away hat ein solches Non-Ende.
Chase kann es sich erlauben, weil er seine eigenen Erfahrungen verarbeitet, weil das Publikum weiß, wie es mit ihm weiterging und weil schon die Erzählerin am Anfang des Films erklärt, was die Regel, nicht die Ausnahme ist: Praktisch niemand hat je von der Band gehört.

Im New Jersey der frühen 1960er Jahre gründen Douglas und Joe eine Band und träumen davon, ganz groß herauszukommen. So wie die Rolling Stones oder die Beatles. Aber ihre Band ist eine von jenen Myriaden von Bands, die es niemals schaffen wird. So folgen wir der Geschichte eines jungen Mannes, der sich in der High School als Loser begreift, als Trommler und schließlich Lead-Sänger zu Selbstbewusstsein findet. Aber er lebt in einer turbulenten Zeit, gerät mit seinem Vater aneinander, der den Sohn in der Armee sehen will, und muss schließlich erkennen, dass nicht jeder Traum Wirklichkeit wird, egal, wie sehr man es sich auch wünscht.

Mit einem umfassenden Budget für die Musikrechte — zwei Millionen und damit zehn Prozent der Produktionskosten — konnte Music Supervisor Steven Van Zandt aus dem Vollen schöpfen. Die Musik ist auch eine der großen Stärken von Not Fade Away. Vor allem sie ist es, die den Zuschauer in die 1960er Jahre transportiert. Zwar sind auch Ausstattung und Kostümierung exzellent, doch das Jahrzehnt von Sex, Drugs und Rock’n’Roll erwacht einzig und allein durch die musikalische Untermalung zum Leben. Das sind die Momente, in denen der Film richtiggehend strahlt.

Ein begnadeter Anfang, der die Gründung der Rolling Stones der Gründung von Douglas‘ und Joes Band gegenüberstellt, lässt Großes erwarten, David Chase kann aber nicht gänzlich abliefern. Er verliert sich zu sehr in seiner eigenen Geschichte, findet zwar Momente intensiven Dramas, aber auch enervierenden Leerlaufs. Einige Figuren bleiben unterentwickelt, so als ob sich Chase davor zieren würde, dorthin zu gehen, wo es weh tut. Das gilt vor allem für James Gandolfinis Vaterfigur, die zwar gut gespielt ist, in ihrer missbilligenden Art jedoch unangenehm eindimensional bleibt.

Not Fade Away ist sehr simpel, erzählt im Grunde keine Geschichte, sondern versucht, Vignetten eines Lebens unter einen Hut zu bekommen. Schlimmer noch als das ist jedoch, dass Chase, der mehr ein Mann des Serienfernsehens denn des Kinos ist, auch dieses Werk wie einen Piloten behandelt. So lässt er zahlreiche Subplots unaufgelöst hängen. Das ist in Ordnung, wenn man in Serie geht, bei einem Film ist es ein eklatantes Problem. Es trägt dazu bei, dass Not Fade Away zwar schön aussieht und mitunter auch kraftvolles Drama zu bieten hat, sich im Großen und Ganzen jedoch leer anfühlt.

Not Fade Away

Als „Die Sopranos“ endete, da waren viele Zuschauer gänzlich perplex. Denn was Serienschöpfer David Chase präsentierte, war essenziell ein Non-Ende. Man konnte nicht sicher sein, wie die Geschichte wirklich endet. Auch der autobiographisch geprägte „Not Fade Away“ hat ein solches Non-Ende.
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