Northern Star

Die kleinen Fluchten

Die achtzehnjährige Schülerin Anke (Julia Hummer) lebt mit ihrer Mutter (Lena Stolze) in einer norddeutschen Kleinstadt. Ihr Vater hat sich vor dreizehn Jahren das Leben genommen, worüber Anke bis heute nicht hinweggekommen ist. Sie pflegt sein Grab und wacht eifersüchtig darüber, dass niemand sonst Hand anlegt. Ihr Zimmer ist voll gestopft mit Devotionalien, die an den Vater erinnern. Und der Hund, der ihm einst gehörte, und der mittlerweile alt geworden ist, ist Ankes Augapfel.

Angespannt hingegen ist ihr Verhältnis zu ihrer Mutter, denn wie Anke meint, trägt diese die schuld am Freitod ihres Vaters. Als ihre Mutter Anke ihr auch noch ein heimliches Liebesverhältnis mit dem Pfarrer offenbart, reagiert Anke mit ohnmächtiger Wut. Sie beschließt, schnellstmöglich die Stadt zu verlassen. Beim Versuch, die Stadt trampend zu verlassen, trifft Anke auf Ulf (Nic Romm), einen exzentrischen jungen Mann, früher der erste Freund ihrer besten Freundin Insa, der seit einiger Zeit in Hamburg lebt. Ulf ist in die Stadt zurück gekommen, um den Nachlass seines verstorbenen Vaters zu regeln. Ulf bietet Anke an, in dem großen Haus zu wohnen, das er geerbt hat. Er schlägt ihr ein Geschäft vor: Anke soll das Boot flott machen, das im Garten liegt, und sich so Kost und Logis verdienen.

In der kleinen Motoryacht NORTHERN STAR erkennt Anke das Schiff, mit dem sich ihr Vater in die weite Welt hinaus geträumt hat. Die Gelegenheit, mit dem Hund in die Kajüte einzuziehen und an sein Fernweh anzuknüpfen, lässt sie sich nicht entgehen und willigt in Ulfs Angebot ein. Ulfs unkonventionelle Art erinnert Anke an ihren Vater. Er schätzt an ihr, dass sie sein dauerndes Scheitern nicht hinterfragt und ihm seine großspurigen Reiseabsichten abnimmt. Die beiden kommen sich näher, Anke nimmt Ulf sogar zum Grab ihres Vaters mit und ist froh, als Ulf ihr anbietet, ihn auf seiner Schiffsreise zu begleiten. Ihre Begeisterung für die bevorstehende Reise und ihre Anstrengungen bei der Instandsetzung des Bootes setzen Ulf allerdings unter Druck, die eigenen Pläne ernster zu nehmen als sie gemeint waren. Zunehmend sucht er nach Gründen, die Abfahrt aufzuschieben und bricht Streitereien vom Zaun. Schließlich sagt er Anke, dass sie den Hund nicht mitnehmen können. Anke durchschaut Ulfs Spiel zu spät: Aus Liebe zu ihm tötet sie den Hund.

Nun gibt es auch für Ulf kein Zurück mehr. Ohne Ankes Wissen hat er eine Abschiedsparty mit den Freunden am Strand organisiert. Insa lässt die Situation eskalieren: Anke erfährt, dass Ulf schon einmal den Plan, mit dem Boot abzureisen, hat platzen lassen, und zwar mit ihr. Ankes Träume zerplatzen wie eine Seifenblase. Entschlossen lässt sie Ulf zurück und fährt alleine mit dem Boot des Vaters dem Sonnenaufgang entgegen.

Der Debütfilm Northern Star des dffb-Absolventen Felxi Randau ist eines mit Sicherheit nicht – leicht und gefällig. Er erzählt trocken, klar und manchmal fast spröde von einer verhängnisvollen Symbiose zwischen Mutter und Tochter, die tief verstrickt sind in Schuldvorwürfen und –zuweisungen, so dass nur ein Ausbruch aus dem Gefängnis der erstarrten und kalten Beziehung ein Weg aus dem Teufelskreis sein kann. Berührend und melancholisch, ohne depressiv zu sein.

Northern Star

Die achtzehnjährige Schülerin Anke (Julia Hummer) lebt mit ihrer Mutter (Lena Stolze) in einer norddeutschen Kleinstadt. Ihr Vater hat sich vor dreizehn Jahren das Leben genommen, worüber Anke bis heute nicht hinweggekommen ist.

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