No One Lives

Kopfüber in den Häcksler

Ryûhei Kitamura, das ist der, der Versus gemacht hat und daraus bis heute einen wohl ewigen Bonus als Gottvater moderner Kinetik zieht. Ein weiterer Knaller durfte noch mit Godzilla: Final Wars verbucht werden, doch davor und danach war Dümpeln angesagt, immerhin im gehobenen Mittelfeld und seit 2008, namentlich The Midnight Meat Train, immerhin in Amerika. Wo nun auch No One Lives entstand, Kitamuras aktueller Film. Der erneut beweist, dass kaum jemand stilvoller und radikaler dümpeln kann als er.
Wie so oft bei dem Regisseur, gibt es auch hier kaum Handlung, aber dafür umso mehr Geschrei. Eine mordende Diebesbande kidnappt einen jungen Mann, der sich dann als Serienkiller entpuppt und die eigentlichen Jäger zu kunstvoll zerteiltem Schlachtvieh macht. Der Titel des Films, No One Lives, ist durchaus Programm und verspricht eine stylisch inszenierte Schlachtplatte, die Böse gegen Böse stellt und dann z.B. einen Kopf in einen Häcksler steckt.

Das Bemerkenswerte hier ist die unbedingte Konsequenz, mit der die Anzahl der atmenden Darsteller reduziert wird. Sobald der durchaus neckische Slasher-Twist eines psychopathischen Anti-Helden etabliert ist, gibt es bei No One Lives kein Halten mehr. Hauptdarsteller Luke Evans mutiert zu so etwas wie einer Mischung aus Michael Myers und Jason Vorhees und gefällt sich ungemein als sadistische Mordmaschine, die eine knallrote Schneise der Zerstörung schlägt.

Analog zu vielen anderen Slasher-Filmen ist hier eher eine Situation denn eine stringente Handlung anwesend, und die Figuren, ausgenommen die von Luke Evans, sind ausschließlich dazu da, um auf möglichst brutale Weise aus dem Leben zu scheiden – wobei die Reihenfolge der Todesliste aber durchaus zu überraschen weiß und die Effekte zu einem guten Teil auf „echtes“ Kunstblut und drastisches Ergebnis-Make-Up setzen. Dass No One Lives aus Versehen mit Arthaus-Kino verwechselt wird, steht kaum zu befürchten, doch zumindest im Slasher-Keller werden ganz gezielt richtige Entscheidungen getroffen.

Also wenn schon Abschlachten, dann zumindest blutig. Und wütend. Und ohne allzu viel CGI. Und mit einer stylishen Energie, die selbst muffigen Minikellern noch interessante Kamerawinkel und hübsch arrangierte Blutkrusten abringen kann. Der Twist der vertauschten Opferrollen wird zwar so drastisch im Voraus telegrafiert, dass die Wartezeit bis dahin zu lange ausfällt, doch alles danach ist ja dann glücklicherweise Zerstörung – inklusive einem Hauptdarsteller, der seine mangelnde physische Präsenz mit einer rauschhaften Lust an sadistischen Aktionen wettmacht.

No One Lives war mit einem Budget von gerade einmal 3 Millionen Dollar geradezu lachhaft billig und „erkauft“ sich damit eine manische Ruppigkeit, die in ihrer schnaubenden Exzessivität schon an der Grenze zur Parodie steht. Die deutsche Fassung des Films wurde ja leider um 1 ½ Minuten erleichtert, doch die zeitgleich erscheinende Österreich-Version darf eine deutliche Empfehlung abholen – zumindest für Leute, die gerne Blut sehen und sich gleichzeitig einen Feuchten um Logik oder gar inhaltliche Substanz scheren. Auf Ryûhei Kitamura, den Mann fürs kinetisch Grobe, ist nach wie vor Verlass. Wunderbar!

No One Lives

In dem Slasher des japanischen Regisseurs Ryûhei Kitamura sucht sich eine Gang ein reiches Eheparr auf Reisen als Opfer aus. Doch die vermeintlich leichte Beute entpuppt sich als viel gefährlicher als gedacht.
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