Night Ripper - Das Monster von Florenz

Eine Filmkritik von Martin Beck

Was wäre wenn

Schön kommt sie daher, die Blu-ray von Night Ripper, mit einem informativen Booklet, der verlängerten Originalfassung und einem stylishen Giallo-Cover. Problematisch dabei ist nur, dass der Film nicht gerade zu den Klassikern seines Genres zählt und sowieso gar kein richtiger Giallo ist. Was hier dargeboten wird, geht eher in die Richtung „true crime“, mit stark spekulativem Unterton, weil die thematisierten Verbrechen 1986, als dieses Werk enstand, noch gar nicht aufgeklärt waren.
Das hat sich inzwischen glücklicherweise geändert, und 2009 entstand mit Il Mostro di Firenze auch eine Fernsehserie, die sich umfassend mit dem Fall befasst, doch als Regisseur Cesare Ferrario loslegte, befand man sich noch im Stadium nebulösen Rätselratens. „Das Monster von Florenz“ war ein Serienkiller, soviel war schon sicher, der von 1968 bis 1985 Liebespaare ermordete und verstümmelte. Alles andere jedoch, wie zum Beispiel die Identität des Mörders oder das Motiv, musste Spekulation bleiben — was Night Ripper über einen Schriftsteller (Leonard Mann) löst, der ein Buch über den Fall schreibt und dazu mögliche Theorien erörtert.

Da wie gesagt das Verbrechen inzwischen aufgeklärt ist und sich die Stoßrichtung des Films als völlig falsch herausstellte, besteht auf jeden Fall die Sinnfrage der ganzen Veranstaltung. Night Ripper konnte, was den „true crime“-Aspekt angeht, nur zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung funktionieren… und tut sich nun sogar doppelt schwer, weil die ganze „hätte könnte sollte“-Aura der Geschichte keine richtige Spannung ermöglicht. Eigentlich ist es ja löblich, dass Schlagzeilen differenziert aufgearbeitet werden, doch hier fehlt einfach eine zwingende Vorwärtsbewegung. Der Schriftsteller dringt in die Gedankenwelt des Killers ein und „rekonstruiert“ Tatorte, inklusive wild zusammengebastelter Rückblenden in seine Vergangenheit.

Willige Giallo-Fans könnten nun argumentieren, dass die Kollission mit der Wirklichkeit zu vernachlässigen ist, doch auch nur als Slasher, der mit blitzender Klinge kreischende Mädels amputiert, ist hier nicht allzu viel zu holen. Die ganze Struktur von Night Ripper erscheint etwas wahllos, die Rückblenden bremsen immer wieder aus und die Mordszenen, wenn sie denn mal kommen, tappen wortwörtlich im Dunkeln. Also in schemenhafter Dunkelheit, die auf Blu-ray etwas klarer ist als auf der zuvor erhältlichen Schrott-DVD von Madison, doch trotzdem noch mehr Fragezeichen als Spannung erzeugt. Und „am Ende“ immer noch in enttäuschende off-Kills mündet.

Night Ripper ist also ein Giallo, der eigentlich kein Giallo ist, von Vermutung zu Vermutung springt und nicht richtig herumsauen darf. Was noch? Die deutsche Synchro ist keine wirkliche Glanzleistung und der ganze Film drängt schon sehr in die Belanglos-Ecke – allerdings ohne richtig schlecht / trashig zu werden. Ehrfürchtige Genrefans können sich vielleicht noch an der schicken Aufmachung und der verlängerten Fassung festhalten (mit „SD-Inserts“, wie es so schön heißt), doch ansonsten ist Achselzucken angesagt. Eine Veröffentlichung exklusiv für Filmbörsen und Sammlervitrinen. Wie gut, dass Deutschland mit beidem reich gesegnet ist.

Night Ripper - Das Monster von Florenz

Schön kommt sie daher, die Blu-ray von „Night Ripper“, mit einem informativen Booklet, der verlängerten Originalfassung und einem stylishen Giallo-Cover. Problematisch dabei ist nur, dass der Film nicht gerade zu den Klassikern seines Genres zählt und sowieso gar kein richtiger Giallo ist.
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