Next Door

Eine Filmkritik von Jean Lüdecke

Manche Türen sollten nie geöffnet werden

„Ein preisgekrönter und knochenharter Thriller – definitiv nichts für schwache Nerven!“, warnt der Verleih und rät weiter: „Manche Türen sollten nie geöffnet werden…“
Leider hält sich der Protagonist John (Kristoffer Joner), frischgebackener Single nicht an diese Regel. Just von der Freundin verlassen, lässt sich der krisengebeutelte Mieter auf seine attraktiven Nachbarinnen Kim (Cecile Mosl) und Anne (Julia Schacht) ein. Kurioserweise hatte er deren Appartement nie so richtig wahrgenommen, und das Verhalten der beiden postwavigen Sirenen erscheint doch recht bizarr; er soll für kurze Zeit in den weit verzweigten und renovierungsbedürftigen Räumen auf die sexuell missbrauchte und von Phobien geplagte Kim Obacht geben. John fühlt sich zwar nicht gerade wohl zwischen der Heißkalten und der Kindfrau, übernimmt aber den Job. Ohne lange zu zögern beginn die kleine Kim mit einem wilden Verführungsspiel, das allmählich in Gewalt, Obsession, Intrige und Abgrund mündet….

Für diese preisgekrönte und kafkaeske Symbiose aus Roman Polanski und David Lynch wurde zum ersten Mal in Norwegen eine FSK von 18 Jahren vergeben. Autor und Regisseur Pal Sietaune dringt tiefer in psychoterroristische Gefilden ein, als man es von Der Mieter, Rosemary`s Baby oder Blue Velvet gewohnt ist. Dabei legt er immer wieder blutige Köder im filmischen Labyrinth aus, daß der Betrachter am Ende bisweilen selbst keinen Durchblick mehr hat. Überdies gehen die Sex-Szenen, schon beim letztjährigen Filmfestival in Venedig für Furore sorgend, recht ans Gemüt. Ein Psychothriller für Erwachsene, verstörend, sexistisch, beängstigend und mit einer gehörigen Prise schwarzen Humors gesalzen.

Dieser fatale Stacheldrahtzaun aus Begierde, Wahn und Wirklichkeit beweist, dass es doch immer wieder neue Nuancen in der Thriller- und Horrorgattung gibt. Über 70 packende Minuten voller Irr- und Umwege zu einer geglaubten Lösung, die sich, wie so viele Ansätze als Fehler herauskristallisiert. Für Hardcore- und Mystik-Fans eine reine Gaumenfreude, die jedoch nicht langsam auf der Zuge zergehen kann.

Bisweilen treibt Regisseur Sletaune spaßige Spielchen und und munteres Rätselraten zu weit; dabei hat der Zuschauer nicht selten mit der Schwierigkeit zu kämpfen, überhaupt beizukommen. Das Übermaß an Blood, Sex and Crime kann als Geschmacksache dahingestellt sein.

Next Door

„Ein preisgekrönter und knochenharter Thriller – definitiv nichts für schwache Nerven!“, warnt der Verleih.
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