New World - Zwischen den Fronten

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Im Banne der südkoreanischen Syndikate

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr. Derzeit kommt die düsterste Thriller-Kost aus Südkorea. Zu den bekannten Regisseuren gehören Park Chan-wook (Old Boy), Na Hong-jin (The Chaser), Kim Jee-woon (A Bittersweet Life) und Bong Joon-ho (Memories of Murder). Auch einen weiteren Namen sollte man sich merken – Hoon-jung Park. Mit seinem zweiten Langfilm New World legt er ein Mafia-Epos vor, das zum Besten gehört, was das Genre zu bieten hat.
Der Polizist Ja-sung (Lee Jung-jae) arbeitet seit acht Jahren undercover. Es ist ihm gelungen, Goldmoon, eines der größten Verbrecher-Syndikate in Korea zu infiltrieren. Obwohl ihn der Job immer weiter an seine Grenzen führt, treibt ihn sein Vorgesetzter Kang (Choi Min-sik) unbarmherzig voran. Als der Boss des Syndikats bei einem Unfall ums Leben kommt, entbrennt zwischen den beiden Thronerben Jung Chung (Jeong-min Hwang) und Lee Joong-gu (Park Sung-woong) ein erbitterter Kampf um die Nachfolge. Doch auch die Polizei gedenkt ein Wörtchen bei der Neubesetzung des Chefpostens mitzureden – schließlich ist ihr Maulwurf Ja-sung die Rechte Hand von Jung Chung.

Der Inhalt klingt wie eine Mischung aus Andrew Laus Infernal Affairs bzw. Martin Scorseses Remake Departed und den beiden Election-Teilen von Johnnie To. Und eine Prise von Francis Ford Coppolas Der Pate ist auch wieder zu erkennen. Doch Park Hoon-jung, der auch das Drehbuch zu Kim Jee-woons I Saw the Devil und Seung-wan Ryoos The Unjust geschrieben hat, zeigt, wie man aus bekannten Elementen eine sehr spannende und verblüffenderweise sogar überraschende Geschichte erzählen kann. New World zieht seine Spannung zum einen aus mal größeren, mal kleineren Twists, die Hoon-jung Park wohldosiert über die Geschichte verteilt und zum anderen aus dem Verhalten der Figuren, bei denen der erste Eindruck fast immer täuscht.

Das funktioniert natürlich nur mit einem entsprechenden Cast. Die Leistungen der Darsteller sind – um es kurz zu machen – durch die Bank exzellent. Lee Jung-jae brilliert in der Hauptrolle und schafft den Übergang vom frustrierten, zornigen Spitzel zum kühl überlegenden Konkurrenten im Spiel um den Gangster-Thron mit Bravour. Bis zum Schluss lässt sich kaum entscheiden, wie viel Kontrolle er über die Geschehnisse hat. Ebenfalls hervorragend: Choi Min-sik. Der 1962 in Seoul geborene Schauspieler überzeugt nach Old Boy und I Saw the Devil ein weiteres Mal als schwer zu durchschauender Charakter und zeigt, dass er sein Rollenspektrum noch lange nicht erschöpft hat. Die größte Überraschung des Films geht allerdings auf das Konto von Jeong-min Hwang. Der Schauspieler, der mit Hoon-jung Park schon bei The Unjust zusammengearbeitet hat, zeigt als unberechenbarer Gangsterboss eine unglaubliche Bandbreite seines Könnens, das vom peinlichen Nerd zum eiskalten Mastermind reicht.

Der letzte Twist, der einiges erklärt, anderes wiederum in ein neues Licht stellt, wäre vielleicht nicht nötig gewesen, zumal manche Passagen der Geschichte durch ihn eher an Glaubwürdigkeit verlieren. Nichtsdestotrotz ist Hoon-jung Park hier ein starker Film gelungen, der durch die sehr spannend erzählte Geschichte, die einfallsreiche Regie und die Darstellerleistungen überzeugt und sich deshalb vor den ganz großen Werken des Genres nicht verstecken muss. Vielleicht ist es etwas verfrüht, New World als Klassiker zu bezeichnen, aber es ist unübersehbar, dass der Film alles hat, was es dazu braucht. Die Zeit wird es zeigen.

New World - Zwischen den Fronten

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr. Derzeit kommt die düsterste Thriller-Kost aus Südkorea. Zu den bekannten Regisseuren gehören Park Chan-wook („Old Boy“), Na Hong-jin („The Chaser“), Kim Jee-woon („A Bittersweet Life“) und Bong Joon-ho („Memories of Murder“). Auch einen weiteren Namen sollte man sich merken – Hoon-jung Park. Mit seinem zweiten Langfilm „New World“ legt er ein Mafia-Epos vor, das zum Besten gehört, was das Genre zu bieten hat.
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