Napoleon Dynamite (2004)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Der Superman von Idaho

Dieser Film bietet ein schönes Kontrastprogramm zur angekündigten Blockbuster-Welle, die jeden Sommer aus Amerika zu uns herüber schwappt. Denn während seine großen, teuren Mainstream-Brüder wie die X-Men, Superman und die Piraten der Karibik alles nur Sequels, Prequels oder Remakes sind, kann doch die kleine Independent-Produktion Napoleon Dynamite damit aufwarten, ein echtes Original zu sein. Ihr gleichnamiger Held, entworfen vom Drehbuch-Ehepaar Jared und Jerusha Hess, wird auch nicht darauf angesetzt, Unmögliches möglich zu machen und als Retter der Welt um den Globus zu jetten – nein er darf sich ganz ungestört in seinem kleinen Mikrokosmos in Preston, Idaho bewegen. Ein denkbar entspanntes Kleinstadtmilieu, festgehalten in langen statischen Einstellungen, fernab vom globalen Terror, das ist das Setup von Napoleon Dynamite.

Napoleon Dynamite (Jon Heder) ist ein unerhört komischer Antiheld, wie er lange nicht mehr im Kino zu sehen war. Die englische Sprache hält mit „Nerd“ ein passendes Wort für diesen Sonderling parat, der mit rotem Afro-Wuschelkopf, einem überdimensionierten Nasenfahrrad und längst aus der Mode gekommenen Moonboots so ziemlich gedankenverloren durchs Leben tapert. Er ist genau der Typ, den man nie in seine Sportgruppe wählen und erst recht nicht als Sitznachbarn in Mathe haben wollte. Napoleon bekommt das täglich an seiner Highschool zu spüren: Die Mädchen machen ein Bogen um ihn und die Jungs verabreichen ihm ganz gerne mal eine Portion Prügel. Doch all das scheint Napoleon nichts auszumachen, schließlich hat er seinen treuen Freund, den Mexikaner Pedro (Efren Ramirez), dem er im Grande Finale des Films auf ganz ungewöhnliche Weise zum Sieg bei der Wahl zum Schulsprecher verhelfen wird.

Napoleon führt also im Hause seiner Großmutter (Sandy Martin) zusammen mit seinem arbeitslosen, Internet-fanatischen Bruder Kip (Aaron Ruell) ein recht entspanntes Leben. Doch das nur solange bis die Granny beim verrückten Sanddünenrennen verunglückt und eine Weile das Krankenhausbett hüten muss. Als Babysitter taucht nun Onkel Rico (Jon Gries) auf, ein Möchtegern-Adonis, der aus seinem Kleinbus heraus Tupperware und homöopathische Brustvergrößerungsmittel verkauft. Der Abverkauf an die schmachtenden Frauen läuft entsprechend gut, braucht er doch nur seinen sonnengebräunten Bizeps und seinen verführerischen David-Hasselhof-Charme spielen lassen. Dass die Dreier-Konstellation Napoleon-Kip-Rico kein Dreamteam ist, kann man sich schon denken, doch gerade daraus entspringt der köstlich unbefleckte Humor des Films.

Jung-Regisseur Jared Hess hat mit Napoleon Dynamite einen überaus charmanten Debütfilm geschaffen, der seine Figuren als schrullige Außenseiter in Szene setzt, die sonst als uncool eher außen vorgelassen werden. Hess liebt solche Typen und hat sich vor allem von seinen Brüdern und Kommilitonen zu diesem aberwitzigen Panoptikum inspirieren lassen. Ziemlich genau hat er ihre Ticks und Macken studiert und ins Drehbuch eingearbeitet. Und das mit großem Erfolg, schließlich hat die 400000-Dollar-Low-Budget-Produktion bislang nicht nur einige Preise beim Sundance Filmfestival und MTV Movie Awards Preis abgeräumt, sondern am US-amerikanischen Box Office ein hübsches Sümmchen von 45 Millionen Dollar eingespielt. Ohne Trick und Pomp der Blockbuster, ohne Klonerei und Globaltourismus – ganz schrill und unglamourös in der tiefsten Provinz von Idaho. Es geht doch. Das Unmögliche im Kleinen möglich machen. Also Reingehen und bitte weiterempfehlen.
 

Napoleon Dynamite (2004)

Dieser Film bietet ein schönes Kontrastprogramm zur angekündigten Blockbuster-Welle, die diesen Sommer wieder aus Amerika zu uns herüber schwappt.

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Meinungen

Nici · 08.12.2006

Lange nicht mehr so einen schrecklichen Film gesehen...nach der Hälfte des Films hab ich aufgegeben. Lieber C.R.A.Z.Y. angucken, DAS ist Unterhaltung at its best! :-)

lyonix · 22.05.2006

einfach nur top!
noch nie nen film mit so gut durchdachten charakteren gesehn^^

@iCeOnLy · 19.05.2006

Dann guck Oscar-Gewinner und bleib in deinem Multiplex

iCeOnLy · 16.05.2006

Der film ist so grotten schlecht, es gibt viele schlechte filme die dagegen noch wie oscargewinner aussehen.

Snacki · 03.05.2006

ein echter nerd! nerdphantastisch :-)