Nacidas para sufrir

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Homoehe ohne Homos

Flora ist stattliche 73 Jahre alt. Ihr ganzes Leben lange hat sie für andere gesorgt. Sie hat ihre drei Nichten aufgezogen, nachdem deren Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen und später sich um weitere Verwandte gekümmert und sie bis zum Tod betreut. Jetzt wird es Zeit, dass sich auch jemand um sie kümmert, doch ihre Nichten sehen das ein wenig anders. Am liebsten würden sie die Alte ins Heim stecken und das schöne große Haus, das ihr gehört, verkaufen. Doch sie haben die Rechnung ohne die rüstige alte Frau gemacht. Diese hat sich schon selbst einen Plan fürs Alter geschmiedet. Ihre Haushaltshilfe Pura, eine junge schüchterne Frau, soll sich um sie kümmern.
Pura und Flora verbindet mehr als nur ihre Zweckgemeinschaft. Beide sind klassische „alte Jungfern“, die ihr Leben damit verbringen anderen zu dienen und selbst keine eigene Familie haben. Pura ist zufrieden mit ihrem Job. Sie mag die Routine und die Zurückgezogenheit, denn das Leben macht ihr Angst. Und sie mag Flora, die zwar streng ist, ihr aber die nötige Stabilität im Leben gibt. Doch der Plan der Nichten scheint all dies zu Nichte zu machen bis Flora eine Idee hat. Sie schleppt die völlig entsetzte Pura zum Amt und heiratet sie nach dem nagelneuen Gesetz für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Damit sichert sie sich und Pura gegen weitere Angriffe ab und schließt mit ihr einen Pakt. Wenn sie Flora bis zum Lebensende pflegt, bekommt sie das Haus. Was die beiden nicht bedacht haben, ist die Reaktion ihrer Umwelt. Plötzlich lebt im Dorf ein Ehepaar, das nicht nur vom Altersunterschied her ein wenig „anders“ ist — die beiden sind auch die ersten „Homos“. Und das führt in der kleinen spanischen Gemeinde, die vom Katholizismus geprägt ist, zu einiger Aufruhr.

„Nacidas para sufrir“ bedeutet „geboren um zu leiden“. Das klingt nicht gerade nach einer Komödie, ist es aber. Denn die beiden Protagonistinnen haben keine Lust mehr aus Nächstenliebe den Buckel für andere krumm zu machen. Flora will mit aller Macht ein schönes Leben im Alter und zwar nach ihren Vorstellungen und lässt sich das von keinem nehmen. So führt die Bedrohung der Nichten zu einer zwar späten, dafür umso heftigeren Emanzipation bei der rüstigen Dame, die nicht nur ihre Familie hinwegfegt, sondern gleich das halbe Dorf dazu. Regisseur Miguel Albaladejo schafft mit seiner Geschichte eine ganz neue und moderne Art der romantischen Komödie. Hier gibt es kein „boy meets girl“ Schema mehr. Hier trifft das betagte Girl ein anderes und beide nutzen ihre Möglichkeiten, um sich ihre gewünschte Freiheit zu verschaffen. Und so ist Nacidas para sufrir nicht nur einer der ersten Filme, der das Thema Homoehe verhandelt, sondern auch der erste Film in dem diese Ehe ganz ohne Homos auskommt. Dabei vermittelt Albaladejo zwischen den Zeilen eine wichtige Botschaft: Es geht bei Gesetzen über gleichgeschlechtliche Ehen vor allem darum, den Menschen, den man liebt abzusichern.

Nacidas para sufrir

Flora ist stattliche 73 Jahre alt. Ihr ganzes Leben lange hat sie für andere gesorgt. Sie hat ihre drei Nichten aufgezogen, nachdem deren Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen und später sich um weitere Verwandte gekümmert und sie bis zum Tod betreut. Jetzt wird es Zeit, dass sich auch jemand um sie kümmert, doch ihre Nichten sehen das ein wenig anders.
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