My First Mister - Mein erster richtiger Freund

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Von Freundschaft, Liebe und Tod

Nachdem sie bereits als mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin Karriere gemacht hatte und vor allem ab Mitte der 1990er Jahre durch die US-amerikanische Fernsehserie Chicago Hope einem breiten Publikum bekannt wurde, wagte sich „Dr. Austin“ Christine Lathi mit My First Mister – Mein erster richtiger Freund an ihr Debüt als Spielfilmregisseurin, das 2001 auf dem Sundance Film Festival Premiere feierte. Entstanden ist damit ein feiner kleiner Coming of Age-Film um Freundschaft, Liebe und Tod, der die ambivalenten Stimmungen der Hochpubertät mit heiterem Einschlag gelungen einfängt und letztlich in ein rührendes Drama münden lässt.
Ein paar Tropfen Blut lässt die 17jährige Jennifer (Leelee Sobieski) auf ihr sorgfältig illustriertes Tagebuch fallen, das sie bevorzugt mit morbiden Gedanken über ihr verhasstes Dasein füllt. Ihr Zimmer gleicht einer kleinen Gruftie-Höhle, während sie selbst sich als passende Bewohnerin ebenso stylt. Begleitet durch das rotzige, amüsant-makabre Voice-Over der jugendlichen Anti-Heldin erhält der Zuschauer anfangs einen unterhaltsamen Einblick in die äußeren und inneren Welten eines unangepassten, einsamen Teenagers. Unter Gleichaltrigen in der Schule fühlt sich Jennifer als Außenseiterin, zu Hause von ihrer fröhlich-spießigen Mutter (Carol Kane) und ihrem stumpfen Stiefvater Bob (Michael McKean) unverstanden und genervt, und als sie ihren Job in einem Fetischladen verliert, hängt sie orientierungslos in einem Einkaufszentrum herum. Dort macht sie die Bekanntschaft des älteren Verkäufers Randall Harris (Albert Brooks), der sie nach anfänglichem Unwillen als Mitarbeiterin in seinem konventionellen Bekleidungsgeschäft anstellt.

Zögerlich beginnt Jennifer, ihre äußere Erscheinung abzumildern und die Freundschaft ihres Chefs zu suchen, der – halb zog sie ihn, halb sank er hin – sie allmählich dabei unterstützt, ihrem Leben positive Wendungen zu geben. Zwischen dem biederen älteren Mann und der wilden jungen Frau entwickelt sich ein inniges Vertrauensverhältnis, das sich für beide zu einer kostbaren, Veränderungen einleitenden Beziehung auswächst, nachdem Randall seine tief sitzenden Ängste vor Nähe überwunden hat. Da schleicht sich für beide eine ungezähmte Lebenslust ein, die bei Jennifer eindeutiges Begehren auslöst, während Randall ihren Avancen mit Widerstand begegnet. Als sie erfährt, dass ihrem Liebsten nur noch wenig Lebenszeit bleibt, macht Jennifer es sich zur Aufgabe, ihm bis zu seinem Ende noch allerbeste Momente zu bescheren. So sucht sie auch Randalls erwachsenen Sohn Randy Junior (Desmond Harrington) auf, der seinen Vater für tot hielt, und führt die beiden zusammen. Schließlich bahnt sich sowohl für Randall als auch für Jennifer noch eine romantische Liebesgeschichte an, aber nicht miteinander …

Es sind zuvorderst die charmanten Dialoge von witzig bis ernsthaft und tiefsinnig, die My First Mister – Mein erster richtiger Freund mit seinen ausführlich gezeichneten, stimmigen Charakteren zu einem ansprechenden Drama mit intensiven Wendungen geraten lassen, wobei so mancher Fluch die satten Sentimentalitäten günstig relativiert. Hier stehen allzu menschliche Emotionen, Vorstellungen und Entscheidungen jenseits der gängigen Konventionen im Vordergrund, die dem unwegsamen Dasein sowie dem unausweichlichen Tod als letztlich wertvolle Schätze huldigen – ungeachtet der Gefahren von Kitsch und Rührseligkeit, die überwiegend in erträglichen bis wohligen Grenzen verbleiben.

My First Mister - Mein erster richtiger Freund

Nachdem sie bereits als mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin Karriere gemacht hatte und vor allem ab Mitte der 1990er Jahre durch die US-amerikanische Fernsehserie „Chicago Hope“ einem breiten Publikum bekannt wurde, wagte sich „Dr. Austin“ Christine Lathi mit „My First Mister – Mein erster richtiger Freund“ an ihr Debüt als Spielfilmregisseurin, das 2001 auf dem Sundance Film Festival Premiere feierte.
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