My Blueberry Nights (2007)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Hongkong in den USA

Drei Jahre mussten süchtige Wong Kar-Wai-Fans auf seinen neuen Film warten. Und was ist zu erwarten? Eigentlich ist alles wie sonst auch in den Filmen des Hongkong-Regisseurs, doch dann wiederum ist auch alles anders.

Zunächst befinden wir uns nicht in Hongkong, wo Wong Kar-Wai ingesamt sechs seiner Filme gedreht hat, nur Happy Together (1997) entstand außerhalb der ehemaligen britischen Kronkolonie in Buenos Aires und sein Martial-Arts-Film Ashes of Time (1994) mitten in der chinesischen Wüste. My Blueberry Nights hat Wong Kar-Wai komplett in den USA gedreht, zunächst in New York City und dann über das ganze Land verstreut, Nevada, Kalifornien, Tennessee.

Auch an neue Gesichter müssen wir uns diesmal gewöhnen. Hollywood- statt Hongkong-Stars: Jude Law, Norah Jones, Natalie Portman, Rachel Weisz statt Tony Leung, Maggie Cheung, Gong Li, Faye Wong. Doch Wong Kar-Wai bleibt sich und seinem unvergesslichen Stil treu und inszeniert seine Figuren so wie sonst auch. Sie sprechen, laufen, essen, rauchen, kleiden sich wie ihre Hongkong-Pendants – das ist schön anzusehen, aber irgendwie nicht ganz zur Region und seinen Darstellern passend.

Alles beginnt mit einem Stück Blaubeerkuchen: der Genuss des ersten Stücks in einem kleinen verwunschenen Café auf Coney Island ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Elizabeth (Norah Jones in ihrer Debütrolle) hat ihre Liebe verloren und Jeremy (Jude Law), der Café-Besitzer, ist für mehrere Nächte ihr verständnisvoller Zuhörer. Eines
Tages ist Elizabeth verschwunden, auf einen Abenteuertrip quer durch Amerika, einfach um zu vergessen.

Kein Wunder wenn einem das irgendwie bekannt vorkommt. Inhaltlich kennt man diese Konstruktion schon aus vorherigen Wong Kar-Wai-Filmen. Die verlorene Liebe aus Chungking Express (1994), die Stadt zu verlassen, um zu vergessen, aus 2046 (2004), und die Freundschaft, die es nur schwer oder gar nicht schafft zur Liebesbeziehung zu werden, aus In the Mood for Love (2000). Obwohl My Blueberry Nights geografisch wo ganz anders spielt, verlässt er doch kein einziges Mal vertrautes Wong Kar-Wai-Territorium. Der Regisseur zitiert sich immer wieder selbst, schließlich steht ihm dafür eine wunderbare Schatzkiste zur Verfügung.

Sobald sich Elizabeth auf ihren Trip nach Amerika begibt, wird der Film zum Road-Movie. Von einem Kellnerinnen-Job zum nächsten zieht sie quer durchs Land und freundet sich dabei mit Menschen an, deren Kummer den ihren bei Weitem übersteigt – darunter ein liebeskranker Polizist (David Strathairn) und seine von ihm getrennt lebende Frau (Rachel Weisz) oder eine risikofreudige Spielerin (Natalie Portman), die noch eine Rechnung zu begleichen hat. Durch diese Begegnungen erfährt Elizabeth weitaus tiefere Abgründe von Einsamkeit und Leere, und sie beginnt zu verstehen, dass ihre Reise sie viel weiter führt als durch die Landschaften eines Kontinents – sie trägt sie über die unsichtbaren Grenze zurück zu der eigenen inneren Landkarte, zu sich selbst.

Wie wichtig Musik in seinen Filmen ist, weiß der Regisseur am besten selbst einzuschätzen: „Alle Szenen sind getragen von der Stimmung der Musik. Die Musik ist normalerweise mein Ausgangspunkt: Sie gibt das Tempo und Rhythmus vor.“ In seinem neuen Film hören wir viel Ry Cooder, Norah Jones und Cat Power. Und wenn dann noch Leinwandgroß die Sahne auf dem Blaubeerkuchen zerläuft, dann glaubt man sich kurz in einem Starbucks-Werbefilm wieder zu finden.

Dass sich an My Blueberry Nights die Geister scheiden, steht fest: eingefleischte Wong Kar-Wai-Fans müssen den Film natürlich unbedingt ansehen, werden aber sicher enttäuscht sein. Wer noch unvertraut ist mit dem Regisseur, wird einen schönen Liebesfilm sehen.
 

My Blueberry Nights (2007)

Drei Jahre mussten süchtige Wong Kar-Wai-Fans auf seinen neuen Film warten: Nachdem My Blueberry Nights als Eröffnungsfilm seine Weltpremiere auf dem Filmfestival Cannes 2007 feierte, läuft er nun endlich auch in den deutschen Kinos an.

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Meinungen

· 29.03.2008

Einer der blödsten Filme ever-schwache Leistung!!!!

julie Heist · 10.02.2008

oja, schöne Bilder, jede Einstellung als Standbild ein Poster. perfekte Farbkompositionen, vielleicht der neue Dennis Hopper an der Wand...
als Malerei.
als Film: Gähnende Langeweile.
"in the mood for love" erzählt eben auch noch etwas über die Menschen, hier ist alles Hochglanz-Aesthetik. flach.

· 02.02.2008

Ein Traum. Romantisch und mit toller Musik

crazyhorse · 30.01.2008

Langweiliger Kitsch, nach etwa einer halben Stunde konnte ich die eindimensionale Darstellung von Norah Jones nicht mehr ertragen und bin eingeschlafen.

· 27.01.2008

Guter Sound, herrliche Bilder und flüssig inszeniert!

· 24.01.2008

Gestern die Preview gesehen, ein großartiger Film