My Big Fat Greek Wedding 2 (2016)

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Zurück ins Glied

Wer als Schauspielerin und Autorin mit einem Stoff Mega-Erfolg hatte, der lässt nicht von ihm ab, bis er zuende gemolken ist. Aber auch dafür bedarf es Geschick. Nia Vardalos hätte in My Big Fat Greek Wedding 2 einfach My Big Fat Greek Wedding – Hochzeit auf griechisch weitererzählen müssen. Stattdessenden schrumpft sie zurück. Zwar ist ihr alter ego Toula schon lange mit Ian (John Corbett) verheiratet und hat mit Paris (Elena Kampouris) eine Tochter im Teenager-Alter. Aber symptomatischerweise setzt Toula die alte, hässliche Brille wieder auf, die sie eigentlich schon im ersten Teil gegen Kontaktlinsen eingetauscht hatte. Das Ergebnis ist diesmal keine raffinierte Culture-Clash-Komödie, sondern ein recht gewolltes Feel-Good-Sippentableau.

Der erste Teil wäre wahrscheinlich nie gedreht worden, hätte nicht im Publikum von Nia Vardalos One-Woman-Show über ihre griechische Familie die gleichfalls griechischstämmige Rita Wilson gesessen, Ehefrau von Tom Hanks. Sogar mit solchem Rückhalt wollte Hollywood den griechischen Background durch den hispanischen und Nia Vardalos in der Hauptrolle durch Jennifer Lopez ersetzen. Als My Big Fat Greek Wedding – Hochzeit auf griechisch im August 2002 in den USA startete, lästerte Branchenblatt Variety über eine schwache Dramaturgie und prognostizierte ein kurzes Kinoleben.

Doch weltweit spielte der Film mehr als 240 Millionen Dollar ein, über die Hälfte davon in den USA. Es war ein auf amerikanische Weise unamerikanischer Film. Die Heldin Toula seilt sich aus ihrer beengenden griechischen Community im Norden der USA ab, um ein eigenständiges Leben zu beginnen. Sie lernt den englischstämmigen Lehrer Ian kennen und lieben und kehrt an seiner Seite zu ihrer Familie zurück. Aus dem angestammten Milieu in ein anderes zu gehen, um gestärkt zurückzukehren – ein bekanntes und erfolgreiches Erzählmuster. Neu war, dass die Einwandereridentität nicht in der amerikanischen aufgeht, sondern erhalten bleibt. Sich an griechischer Herzlichkeit zu entspannen und zugleich die eigene liberale Denkweise schätzen zu dürfen, war womöglich Labsal für eine Nation, die in jener Zeit permanent auf den patriotischen Krieg gegen den Terror eingeschworen wurde.

Die größte Schwäche an My Big Fat Greek Wedding 2 ist, dass der Moment des „Clash“ der unterschiedlichen Kulturen getilgt wird. Jetzt ist so gut wie alles griechisch und fröhlich. Ian, der Vertreter der Mehrheitskultur, steht meist herum wie ein überflüssiges Requisit, und Corbett wirkt dabei geradezu griesgrämig. Es sind ja kontroverse Themen vorhanden: Die Nachfeier der Hochzeit von Nias Eltern scheitert fast an der Machotour ihres Vaters, und Paris will sich abnabeln. Doch fehlt dazu die andere, liberale Sichtweise, die im ersten Teil der Tradition die Stirn bot — und Toula ihre Selbstbewusstsein gab. Sie regrediert nun auf die brave Tochter. Wenige gelungene Sitcom-Momente – meist in einem gräßlichen Studio-Licht inszeniert – können über das große Manko nicht hinwegtrösten.
 

My Big Fat Greek Wedding 2 (2016)

Wer als Schauspielerin und Autorin mit einem Stoff Mega-Erfolg hatte, der lässt nicht von ihm ab, bis er zuende gemolken ist. Aber auch dafür bedarf es Geschick. Nia Vardalos hätte in „My Big Fat Greek Wedding 2“ einfach „My Big Fat Greek Wedding – Hochzeit auf griechisch“ weitererzählen müssen. Stattdessenden schrumpft sie zurück. Zwar ist ihr alter ego Toula schon lange mit Ian (John Corbett) verheiratet und hat mit Paris (Elena Kampouris) eine Tochter im Teenager-Alter. Aber symptomatischerweise setzt Toula die alte, hässliche Brille wieder auf, die sie eigentlich schon im ersten Teil gegen Kontaktlinsen eingetauscht hatte.

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