Murder in the First

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Alcatraz auf der Anklagebank

Die Insel Alcatraz mit ihrem einstigen berühmt-berüchtigten Gefängnis mit der Unmöglichkeit lebend zu entkommen hat so einige Filme inspiriert, allen voran Der Gefangene von Alcatraz / Birdman of Alcatraz von 1962 mit Burt Lancaster als autodidaktischer Vogelkundler unter der Regie von John Frankenheimer, der seinerzeit für vier Oscars nominiert wurde. Doch kein Film zuvor hat mit einer derartigen Intensität und Anklage die Isolation und Folter der Häftlinge dargestellt wie Murder in the First des früh verstorbenen Regisseurs Marc Rocco (1962-2009) aus dem Jahre 1995.
Trotz der Harmlosigkeit seines Vergehens als Dieb eines geringfügigen Geldbetrags findet sich der kleine Gauner Henri Young (Kevin Bacon) im Jahre 1938 innerhalb des strengstens gesicherten Hochsicherheitsgefängnisses auf der kalifornischen Insel Alcatraz wieder. Als der verzweifelte junge Mann einen Ausbruchsversuch unternimmt, wird er mit sadistischer Härte für drei Jahre in fürchterlicher Isolation unter unmenschlichen Bedingungen eingekerkert und gefoltert. Als er schließlich in den üblichen Alltag der Haftanstalt entlassen wird, tötet der traumatisierte Young jenen Mann, der ihn einst verraten hatte und wird als Mörder angeklagt. Mit Hilfe des engagierten Anwalts James Stamphill (Christian Slater), der Young vertritt, enthüllen sich im Laufe des Prozesses die bestialischen Zustände in Alcatraz und die Leidensgeschichte des Angeklagten, und damit rückt die US-amerikanische Justizpraxis in den Fokus …

Schwer erträglich sind die Darstellungen der ebenso präzise wie routiniert ausgeführten Folter des Gefangenen, die sich mit grausamer Intensität über den gesamten Beginn des Film erstrecken. Der Kampf des unverdorbenen, mitfühlenden Anwalts zeigt mitunter einiges an humanistischem Pathos bei schwelender Spannung und ansprechenden Dialogen, doch das tragische Ende des Films relativiert diese Versuchungen der betonten Emphase wieder, die sich dann doch letztlich als wirkungslos für das gebrochene Individuum erweist und damit ihren Glanz verliert. Murder in the First ist inspiriert vom tatsächlichen Schicksal eines ehemaligen Insassen von Alcatraz, dessen Geschichte dazu beigetragen haben soll, dass die inhumanen Verhältnisse in den US-amerikanischen Gefängnissen im Hinblick auf die Isolationshaft gelockert wurden. Diese politsche Aussagekraft ist dem Film deutlich anzumerken, der nicht zuletzt auf Grund dieses Anspruches und seiner großen Ernsthaftigkeit wegen ein sehenswertes Stück über die Willkür des Justizapparates darstellt, mit eindeutig verurteilender Botschaft, die immer wieder und auch heute noch in derartigen Machtkonstellationen ihre dringende Berechtigung hat.

Murder in the First

Die Insel Alcatraz mit ihrem einstigen berühmt-berüchtigten Gefängnis mit der Unmöglichkeit lebend zu entkommen hat so einige Filme inspiriert, allen voran „Der Gefangene von Alcatraz“ / „Birdman of Alcatraz“ von 1962 mit Burt Lancaster als autodidaktischer Vogelkundler unter der Regie von John Frankenheimer, der seinerzeit für vier Oscars nominiert wurde.
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