Müll im Garten Eden (2012)

Eine Filmkritik von Patrick Wellinski

Ein Herzensprojekt mit beschränkter Wirkung

Çamburnu ist ein kleines türkisches Bergdorf am Schwarzen Meer. Die Einwohner hier sind stolz, naturverbunden und tragen wettergegerbte Gesichter. Die Gemeinde kämpft gegen die üblichen Probleme eines türkischen Dorfes. Ihre Einwohnerzahl sinkt bedrohlich, die Jungen sehen keine Zukunftsperspektive und ziehen in die Städte. Doch demographischer Wandel und ein instabiler Arbeitsmarkt sind noch das kleinste Problem von Çamburnu.

Anfang der 1990er Jahre beschloss die Regierung, dass eine nahegelegene ehemalige Kupfermine als Mülldeponie verwendet werden soll, wo der Müll aus den Großstädten Trabzon und Rize aber auch aus 48 weiteren Gemeinden und Bezirken gelagert werden soll. Ein Beschluss, den die aufgebrachten Einwohner, der Bürgermeister und Bürgerrechtsanwälte mitunter lautstark und empört verhindern wollen.

Einer der prominentesten Unterstützer dieses Protests ist der deutsch-türkische Regisseur Fatih Akin, der mit seiner Langzeitdokumentation Müll im Garten Eden auf die skandalösen Umstände der Mülldeponie aufmerksam machen will. Für Akin ist dieser Film eine Herzensangelegenheit, denn seine Großeltern stammen aus Çamburnu. Und selbst sein Spielfilm Auf der anderen Seite endete mit einer Sequenz in diesem Dorf.

Für Müll im Garten Eden reiste Fatih Akin regelmäßig nach Çamburnu, führte Interviews mit Beteiligten, filmte Proteste und die verzweifelten Versuche der Bewohner gegen die Mühlen der Bürokratie und die uneinsichtigen und arroganten Mülldeponiebetreiber vorzugehen. Aus dem Material, dass er zwischen 2007 und 2012 sammelte, ist nun dieser Film geworden, dem man von Anfang an sein ehrliches Engagement und seinen gut gemeinten Einsatz glaubt und anfänglich sogar bewundert.

Doch bereits nach kurzer Zeit wird deutlich, dass Akin lediglich ein durchschnittlicher Dokumentarfilmer ist. Der Film folgt sehr linear und geradlinig den Entwicklungen im Dorfe. Er verzichtet auf mittlerweile genreübliche Dramatisierungen und auch auf klar gezeichnete Protagonisten, wobei sich der oft überforderte Bürgermeister hier durchaus als Hauptfigur absetzt. Durchbrochen werden diese Beobachtungen und Interviews durch Aufnahmen der massiven Umweltschäden, die der schlecht ausgeführte Bau der Deponie verursacht. Erdrutsche gefährden die Anwohner, vergiftetes Grundwasser droht das Dorf zu erreichen, der Gestank vertreibt die Bewohner und beschädigt die wichtige Teeernte.

Doch viel mehr als diese Empörung vermag Akin nicht herauszustellen. So dreht sich sein Film stets um das selbe — zugegebenermaßen edle — Anliegen, die Mülldeponie als das zu beschreiben was sie ist — nämlich eine menschenunwürdige und umweltschädigende Schweinerei. Das aber macht aus dem Werk leider lange noch kein Kino. Kaum vorstellbar, dass ein solcher Film viele Menschen vor die Leinwände locken kann.

Gemessen an Fatih Akins Filmemacherqualitäten ist Müll im Garten Eden eher schwach, denn er erschüttert uns nicht. Er wirkt schweigsam und schüchtern und hat letzten Endes nur die Durchsetzungskraft einer Nachrichtenmeldung.
 

Müll im Garten Eden (2012)

Çamburnu ist ein kleines türkisches Bergdorf am Schwarzen Meer. Die Einwohner hier sind stolz, naturverbunden und tragen wettergegerbte Gesichter. Die Gemeinde kämpft gegen die üblichen Probleme eines türkischen Dorfes. Ihre Einwohnerzahl sinkt bedrohlich, die Jungen sehen keine Zukunftsperspektive und ziehen in die Städte. Doch demographischer Wandel und ein instabiler Arbeitsmarkt sind noch das kleinste Problem von Çamburnu.

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Meinungen

Daniela · 26.05.2012

Den werde ich mir ganz sicher einmal einschauen.