Mr. Brooks - Der Mörder in Dir (2007)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Dr. Jekyll und Mr. Hyde im modernen Gewande

Zugegeben: einen waschechten Killer stellt man sich definitiv anders vor als Mr. Brooks (Kevin Costner). Der ist nämlich ein erfolgreicher Geschäftsmann, liebevoller Ehemann und treu sorgender Familienvater. Zudem wurde er gerade von der Handelskammer seiner Heimatstadt Portland zum „Mann des Jahres“ gewählt. Was weder seine Frau (Marg Helgenberger) noch sein Töchterlein (Danielle Panabaker) ahnen: Gepeinigt von seinem Alter Ego Marshall (William Hurt) wird der Selfmade-Man immer wieder dazu getrieben, bei Nacht auf die Jagd zu gehen und Menschen zu ermorden — sein Image als biederer Unternehmer ist da mehr als hilfreich. Allerdings plagen ihn große Gewissensbisse ob des unbeherrschbaren Drangs zum Töten: Heimlich sucht er seit längerem schon die Therapiesitzungen der Anonymen Alkoholiker auf, um seine Sucht in den Griff zu bekommen – wobei freilich niemand ahnt, dass seine Droge nicht Alkohol, sondern der Tod ist. Doch dann droht alles zu platzen: Weil Earl Brooks bei seinem letzten Mord von einem Fotografen (Danne Cooke) beobachtet und abgelichtet worden ist, wird er nun von dem Zeugen erpresst. Der möchte in Zukunft immer bei den Morden dabei sein, was Earl (und Marshall) natürlich überhaupt nicht passt. Außerdem droht weiteres Ungemach von anderer Seite: Da ist beispielsweise die Ermittlerin Tracey Attwood (Demi Moore), die sich dem „Thumbprint-Killer“ (so lautet Brooks’ Kampfname in der Presse) an die Fersen heftet, nicht ahnend, dass sie selbst von einem Serienkiller namens Hangman (Matt Schulze), den sie selbst vor einigen Jahren festnahm, verfolgt wird. Und auch Brooks’ Töchterlein Jane ist in das verwirrende Katz-und-Maus-Spiel verwickelt, denn sie – so hat es den Anschein – hat nicht nur die Gene ihres Vaters geerbt, sondern auch seinen Tötungstrieb…

Natürlich gibt es den bösen Marshall nicht wirklich, er ist vielmehr lediglich ein Repräsentant für das, was sich im Kopf des gepeinigten Mr. Brooks abspielt – ein erzählerischer Kunstgriff, wie er ja auch in David Finchers wunderbarem Film Fight Club schon vorgeführt wurde. Und obwohl die Idee nicht ganz neu ist, funktioniert sie doch auch in diesem Film ganz wunderbar, was vor allem an den beiden Darstellern Kevin Costner und William Hurt liegt, die aus Mr. Brooks – Der Mörder in Dir einen sehenswerten, bezaubernd bösartigen und subversiv amoralischen Filmgenuss machen, wie man ihn aus Hollywood viel zu selten zu sehen bekommt. Mr. Brooks – Der Mörder in Dir ist ein vergnüglicher, spannender und immer wieder überraschender Film noir mit einem Augenzwinkern und dem vermutlich normalsten Serienmörder der Welt. Nach all den stilisierten bösen Heroen der letzten Jahre wirkt solch ein Antiheld wie reinster Seelenbalsam.
 

Mr. Brooks - Der Mörder in Dir (2007)

Zugegeben: einen waschechten Killer stellt man sich definitiv anders vor als Mr. Brooks (Kevin Costner). Der ist nämlich ein erfolgreicher Geschäftsmann, liebevoller Ehemann und treu sorgender Familienvater.

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Meinungen

MysteryBen · 13.12.2007

...Meine Freundin kam auf die Idee ins Kino zu gehen und ich überließ ihr die Wahl, welchen Film wir anschauen sollten. Als ich den Namen Costner hörte, dachte ich schon: Ok, Herzschmerz, Taschentücher - das volle Seelenprogramm....
Umso erfreuter war ich, als die ersten Szenen einen genialen Costner zeigten, der kaltblütig berechnend einen Doppelmord began.

Abgefahrene Geschichte und geniale Szenen....war ein sehr unterhaltsamer Abend...

Ben