Motorway

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Motorway in einer Nussschale besteht aus folgenden zwei Komponenten: Kinetik und Hong Kong-Action aus dem Hause Johnnie To. Wem diese Kombination genügt, um den Film gut zu finden, muss gar nicht weiter lesen, denn Fans dieser zwei Elemente werden mehr als nur ein bisschen auf ihre Kosten kommen. Wer dachte, dass The Fast and the Furious das maximale an Geschwindigkeit und Autostunts aus einem Film herausgeholt hat, wird hier noch eine Schippe mehr bekommen. Doch anfänglich kokettiert Johnnie Tos Schützling Cheang Pou-soi eher mit Gemächlichkeit. Der Film baut erst einmal in aller Ruhe seine Geschichte auf.
Die Hintergrundgeschichte ist fix erzählt. Eine neue High-Speed Verfolgungsjagden-Eliteeinheit der Polizei, die dazu noch Undercover (sprich schicke, getunte Autos) arbeitet, verfolgt einen besessenen Fahrer, der aller Tricks zum Trotz die Polizisten immer wieder frappiert. Ein junger und mit ein wenig zu viel Testosteron und Liebe zur Geschwindigkeit ausgestatteter Cop (Shawn Yue) will ihn zur Strecke bringen. Doch Geschwindigkeit wird ihn hier nicht weiter bringen, er ist auf die Erfahrung und Weisheit des alten Kollegen (Hong Kong-Legende Anthony Wong) angewiesen, der ihm mit unendlichem Stoizismus und dem immer gleichen steinernen Gesichtsausdruck die Finessen des Fahrens und Verfolgens beibringt. Der Alte hat einen guten Grund seinen jungen Kollegen unter die Fittiche zu nehmen, noch immer verfolgt ihn die Erinnerung an einen Fall vor zwanzig Jahren, der dem jetzigen viel zu ähnlich ist, als dass es sich hier um einen Zufall handeln könnte. Doch spätestens ab einem gewagten Wendepunkt gegen Mitte des Filmes ist Schluss mit gemächlich. Ab hier zeigt der Film was es heißt, einen Hong Kong Actionfilm mit Autos zu machen.

Betrachtet man nur die Geschichte und Charaktere ist Motorway eher ein konservativer Film, der den üblichen Mustern und den etablierten Charakteren des Johnnie To Universums folgt. Was den Film aber besonders macht, ist eher die Hingabe, Detailgenauigkeit und Finesse, die der Regisseur den Maschinen – nicht den Menschen – entgegenbringt. Die Autos sind die eigentlichen Organe des Films. Ihre Motoren, die immer wieder in Nahaufnahmen gezeigt und in eine schon fast menschliche Bildsprache eingebunden werden, werden näher betrachtet als die Fahrer. Die Kraft, die kinetische Energie und vor allem die ästhetische Schönheit dieser beiden Elemente in Kombination, ist das was Motorway ausmacht. Vergleicht man den Film mit ähnlichen kontemporären Filmen aus dem westeuropäischen oder amerikanischen Raum, wird dieser Fokus noch viel eindeutiger: In The Fast and the Furious geht es um das Ego des Fahrers, Drive hat im Vergleich die Ästhetik einer Werbekampagne. Motorway ist eine Ausdrucksform, in der die Maschine zum Menschen wird — sie ersetzt den Körper des Fahrers und spiegelt in seiner Mechanik dessen Emotionen wider. Kein Wunder also, dass die eigentlichen menschlichen Charaktere so flach wie Flundern sind – sie spielen keine Rolle mehr.

Ein sehr spannender aber auch schwieriger Ansatz dieses Genre zu interpretieren, der nicht bei allen Zuschauern zünden wird. Wer sich nicht auf diese Verschiebung einlässt, wird den Film eher sperrig und vielleicht sogar langweilig und redundant finden. Freunde dieser Art von Film hingegen können sich auf eine erfrischende Variation des schon Altbekannten freuen.

Motorway

„Motorway“ in einer Nussschale besteht aus folgenden zwei Komponenten: Kinetik und Hong Kong-Action aus dem Hause Johnnie To. Wem diese Kombination genügt, um den Film gut zu finden, muss gar nicht weiter lesen, denn Fans dieser zwei Elemente werden mehr als nur ein bisschen auf ihre Kosten kommen.
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