Motel Room 13

Eine Filmkritik von Martin Beck

Identitätskrise

Wessen Geistes Film Motel Room 13 ist, wird gleich am Anfang klar, als ein Gangsterboss (Robert De Niro) einem Profikiller (John Cusack) seinen neuen Auftrag erklärt. Er soll eine Tasche in ein ranziges Motel bringen und dort auf den Gangsterboss warten. Und weil das anscheind zu kompliziert ist oder der Gangsterboss sich gerne reden hört, wird dieses Vorhaben noch mit einem Steak und Kartoffeln nachgestellt. Der Gangsterboss sieht dabei aus wie Liberace. Und der Profikiller wie John Cusack in Grosse Point Blank.
Aber gut, man soll ja nicht gleich aufgeben – das kommt erst ab ca. der Mitte des Films, als einem langsam dämmert, dass da nichts mehr kommt. Der Profikiller kommt in das Motel und trifft dann seltsame Personen, die allesamt an die Tasche wollen. Der Gag dabei ist, dass der Profikiller auf keinen Fall in die Tasche sehen darf. Und als dann der Gangsterboss auftaucht, gibt es natürlich einen Twist. Der das Geschehen zuvor nicht nur in einem neuen Licht zeigt, sondern tatsächlich auch den Inhalt der Tasche präsentiert. Ganz so, als hätte Marsellus Wallace nie gelebt.

Motel Room 13 ist ein Film, der ungefähr 15 Jahre zu spät kommt und selbst damals aus dem Tarantino-Regal eine Etage nach unten verschoben worden wäre. Das Drehbuch, unter anderem verfasst von Regiedebütant David Grovic, hält sich für schlauer als ihm gut tut, was unter anderem schwafelige „voice over“-Kommentare, rumpelige „Zufälle“ und die irrige Annahme, dass ein siffiges Motel eine unglaublich spannende Kulisse darstellt, bedeutet. Besondere Bedeutung erlangt eine Prostituierte (Rebecca Da Costa), deren Rolle auf jeden Fall von einem Mann geschrieben wurde. Der patentiert müde bis gestresste Blick von John Cusack heißt wahrscheinlich, dass ihm die hier verbratenen sexistischen Klischees vor 10 Jahren noch nicht passiert wären.

Damals spielte John Cusack nämlich die Hauptrolle in Identität, der mehr als einmal an Motel Room 13 erinnert, doch am Ende ja dann in Meta-Gefilde abbog – was hier eher nicht passiert. Die Wendungen schaffen zwar eine gewisse Aufwertung des kruden Geschehens zuvor, aber so richtig filigran geht es dabei auch nicht zu. Ein Fall für unfreiwillige Lacher, eine müde Miniproduktion und dazu dann eben zwei nach wie vor namhafte Stars, die beide seit Jahren fast nur noch auf Schecks schielen. De Niro kommt dabei etwas besser weg, vorzugsweise weil er nicht allzu lange auftaucht, aber Cusack hat sich inzwischen totgespielt. Wie oft möchte der eigentlich noch abgekämpft, mit wuscheligen Haaren und ganz in schwarz seine Drehbuchzeilen durchtelefonieren?

Motel Room 13 ist etwas für unverbesserliche Tarantino-Fans, die sich damals, also vor 15 Jahren, auch die ganzen Riffs/ Kopien/ Hommagen reingezogen haben und nach wie vor „exzentrische“ Charaktere, rüde Gewalt und vor allem nonchalante „voice over“-Kommentare zwischen Hermann Hesse und „echt blöd“ abkönnen. Das deutsche Cover passt in seiner gruseligen Hässlichkeit ganz wunderbar zum Geschehen und Bild und Ton gehen selbstverständlich in Ordnung. Der einzige größere Bonus ist ein halbstündiges Featurette, das erwartungsgemäß plüschige Nichtigkeiten verbreitet. Bitte vorspulen, es gibt hier kaum etwas zu sehen!

Motel Room 13

Wessen Geistes Film „Motel Room 13“ ist, wird gleich am Anfang klar, als ein Gangsterboss (Robert De Niro) einem Profikiller (John Cusack) seinen neuen Auftrag erklärt. Er soll eine Tasche in ein ranziges Motel bringen und dort auf den Gangsterboss warten. Und weil das anscheind zu kompliziert ist oder der Gangsterboss sich gerne reden hört, wird dieses Vorhaben noch mit einem Steak und Kartoffeln nachgestellt.
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