Moolaadé – Bann der Hoffnung

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Politisches Kino aus Afrika

Ousmane Sembène ist ohne Zweifel der Altmeister des afrikanischen Kinos. Seit 1963, seit seinem ersten Film Borom Sarret ist Sembène als Regisseur aktiv, bereits zuvor hat er unzählige Romane und Erzählungen veröffentlicht. In allen seinen Filmen geht es niemals nur um die Story allein, sondern stets auch um die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen in Schwarzafrika. Auch in seinem neuen Film Moolaadé – Bann der Hoffnung beschäftigt sich Sembène mit einem explizit politischen Sujet, das mittlerweile auch in Deutschland ein Thema geworden ist – die verbreitete Praxis der Klitoralbeschneidung.

Als in einem kleinen afrikanischen Dorf die traditionelle Zeit der Beschneiderinnen gekommen ist, flüchten vier kleine Mädchen, an denen die unmenschliche Zeremonie vorgenommen werden soll, in die Obhut von Collé (Fatoumata Coulibaly), die vor Jahren ihre eigene Tochter vor dem Eingriff bewahrt hat. Collé gewährt den Mädchen Schutz, indem sie einen Moolaadé, einen Bann, auf ihren Hof legt, so dass weder die Beschneiderinnen noch die Männer des Dorfes das Haus betreten können. Doch dann spitzt sich der Konflikt zu, denn die beiden Traditionen, die der Beschneidung und die andere des Moolaadé, stehen sich unversöhnlich gegenüber und drohen, die fest gefügte Ordnung des Dorfes zu zerstören. Denn immer weitere Frauen schlagen sich auf Collés Seite, so dass die Situation mehr und mehr eskaliert.

Kämpferisch und bisweilen an revolutionäres Theater erinnernd erhebt der mittlerweile 82-jährigen Sembène seine Stimme gegen die alt eingefahrenen Machtmechanismen und Traditionen, die immer noch das Denken, Fühlen und Handeln in vielen Teilen Afrikas beherrschen. Auch wenn die Inszenierung bisweilen anchronistisch oder zumindest ungewohnt wirkt, schafft es Moolaadé — Bann der Hoffnung doch, emotional zu berühren und die Beziehungen der Dorfbewohner untereinander auf magische Weise sichtbar zu machen. Nicht zuletzt ist der Film auch eine Ermunterung für einen afrikanischen Feminismus, der sich weniger an westlichen Vorbildern orientiert als vielmehr nach eigenen Wegen sucht. Für Afrika-Fans und Interessierte ein Muss.
 

Moolaadé – Bann der Hoffnung

Ousmane Sembene ist ohne Zweifel der Altmeister des afrikanischen Kinos. Seit 1963, seit seinem ersten Film Borom Sarret ist Sembene als Regisseur aktiv, bereits zuvor hat er unzählige Romane und Erzählungen veröffentlicht.

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