Momentum

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Kaltblütige Killer in Kapstadt

Im Actiongenre nehmen Frauen zunehmend das Zepter selbst in die Hand und dienen nicht mehr allein als schmuckes Beiwerk für schlagkräftige Helden. Nach Hitman, Ein Quantum Trost oder The November Man gerät Ex-Model Olga Kurylenko ein weiteres Mal ins Visier skrupelloser Killer. Doch als Profidiebin Alex Farraday weiß sich die Ukrainerin in Momentum durchaus zur Wehr zu setzen. Dabei überrascht es allerdings, dass der unehrenhaft entlassenen Spionin mitunter manche Unachtsamkeit unterläuft.
Als Fehler erwies es sich schon allein, dass sich Alex von ihren Partnern zu einem letzten Raubüberfall überreden ließ, der keineswegs glatt läuft. Neben den anvisierten Diamanten fällt der Gang noch ein USB-Stick in die Hände, der brisante Informationen über einen US-Senator (Morgan Freeman) enthält. Dass Alex beim Überfall demaskiert wurde, bleibt nicht ihr einziges Problem, denn der um seine Reputation besorgte Politiker heuert den Auftragskiller Mr. Washington (James Purefoy) an. Mit seinen skrupellosen Handlangern heftet er sich sofort an die Fersen der Bankräuber und macht keine Gefangenen.

Der Beginn gerät Regisseur Stephen S. Campanelli noch durchaus vielversprechend. Bei dem Einbruch samt Geiselnahme treten die Kriminellen mit futuristischen Anzügen und verzerrten Stimmen auf, so dass man sich beinahe in einem Science-Fiction-Thriller wähnt. Mit ihren Geiseln springen die ruppigen Gangster keineswegs zahm um, so dass sich die Spannungen innerhalb der Gruppe in einem Gewaltakt entladen.

Doch wenn Sadist Mr. Washington mitsamt seiner Schlägertruppe im Luxushotel der Räuber auftaucht und die einstige Agentin zur unfreiwilligen Zeugin eines Mordes wird, nimmt die Glaubwürdigkeit rapide ab. Dass sich bei der Schießerei in dem Quartier kaum ein Gast, geschweige denn Hotelpersonal oder Polizei blicken lässt, nimmt man den Autoren Adam Marcus und Debra Sullivan (Texas Chainsaw 3D) kaum ab. Ebenso routiniert, aber spannungsarm verläuft eine anschließende Verfolgungsjagd durch das angeschlossene Parkhaus, das gleichsam wie ausgestorben wirkt.

Der Aspekt zunehmender Unplausibilität ließe sich noch verschmerzen, da die erste Hälfte temporeich in Szene gesetzt wurde. Doch im Verlauf schleichen sich häufiger Längen ein, zumal das Autorenduo mehr Wert auf zynische Sprüche denn auf einen stringenten Spannungsaufbau legt. Man wünscht dem plappernden Fiesling Mr. Washington nicht nur deshalb den Tod, weil er schonungslos Kinder ins Visier nimmt, sondern damit sein pausenloser, selbstverliebter Redefluss endlich versiegt.

Solide fiel die Kameraarbeit mit einem gelegentlich voyeuristischen Blick auf Miss Kurylenkos Reize aus, was angesichts eines Ex-Kameraoperateurs auf dem Regiestuhl zu erwarten war. Vom Drehort Kapstadt floss jedoch selten ein Aspekt in Story oder Bildgestaltung ein. Als schießende, prügelnde und mehrfach in Todesgefahr geratende Amazone auf Milla Jovovichs Spuren bewährt sich Olga Kurylenko besser denn in darstellerischer Hinsicht. Verschenkt wirkt Morgan Freemann in seinem Minipart als Drahtzieher im Capitol. Während seiner langjährigen Arbeit als Clint Eastwoods Kameramann (u.a. bei Million Dollar Baby) lernte Campanelli ihn kennen. Das offene Ende suggeriert seine Rückkehr in einer Fortsetzung, deren Realisierung eher unwahrscheinlich erscheint. DVD und Blu-ray enthalten lediglich ein Making-of.

Momentum

Im Actiongenre nehmen Frauen zunehmend das Zepter selbst in die Hand und dienen nicht mehr allein als schmuckes Beiwerk für schlagkräftige Helden. Nach „Hitman“, „Ein Quantum Trost“ oder „The November Man“ gerät Ex-Model Olga Kurylenko ein weiteres Mal ins Visier skrupelloser Killer. Doch als Profidiebin Alex Farraday weiß sich die Ukrainerin in „Momentum“ durchaus zur Wehr zu setzen.
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