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Zwei Frauen wünschen sich ein Kind und stoßen dabei auf Widerstände. In ihrem Regiedebüt setzt Karole Di Tommaso deren Odyssee als zärtlich-verspielte und ausgesprochen komische Romanze um.

Mom + Mom (2018)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Kinderwunsch und Kindheitsträume

„Kinder kriegen ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr“, lautet eine alte Volksweisheit. Nun ja, in Italien gestaltet sich selbst das Kinderkriegen schwierig – zumindest für Eltern, die nicht dem traditionellen Familienbild entsprechen. Warum eine solch antiquierte Vorstellung im 21. Jahrhundert kein bisschen weise ist, führt Karole Di Tommaso in ihrem Langfilmdebüt auf gleichsam verspielte wie verträumte Weise vor.

Karole (Linda Caridi) und Ali (Maria Roveran) wünschen sich sehnlichst Nachwuchs. In ihrem Heimatland bleibt ihnen eine künstliche Befruchtung allerdings versagt. Also weicht das Paar von Italien nach Spanien aus. Barcelona heißt der neue Heimathafen, in dem ihr Verlangen nach Mutterschaft regelmäßig vor Anker geht. Doch die Behandlung ist teuer und die Reisekasse bald leer.

Um die Geldbörse zu füllen, vermieten Karole und Ali ihr Gästezimmer an Touristen unter, worunter ihr Liebesleben leidet. Denn Alis Ex Andrea (Andrea Tagliaferri), der sich unverfroren durchschnorrt und von dem Ali sich nur schwer trennen kann, teilt fortan nicht nur Küche und Bad, sondern auch das Schlafzimmer mit den Frauen. Zu allem Überfluss wachsen Karoles Selbstzweifel. Wie werden andere Kinder auf ein Kind mit zwei Müttern reagieren? Und kann sie ihrem Kind eine adäquate Mutter sein, wenn sie es weder gezeugt noch ausgetragen hat?

Ausreichend Anlass für Drama, Baby! Doch Debütantin Di Tommaso schlägt einen komödiantisch-romantischen Weg ein. Die Gedanken und Konversationen der zukünftigen Mütter begleiten das Publikum als Voice-over durch diese erfrischende Sommerkomödie, in der sich die Sorgen, Nöte, Träume und Erinnerungen der Protagonisten verselbstständigen. Mal adressiert Karoles Großmutter in einer alten Erinnerung die Zusehenden, mal stiehlt sich Andreas Angst vor seinem Haarausfall in einer imaginierten Episode ins Bild. Einmal führt eine Gangway ins Nichts. Darauf versammelt haben sich all die potenziellen Samenspender. Und in einem wiederkehrenden, sonnigen Albtraum ergattert Karole die Handynummer der Mutter Gottes, um ihr verlorenes Baby wiederzufinden.

Mamma + Mamma, wie der Film im Original heißt, ist voll schräger Einfälle wie dieser. Der Humor ist leise und beiläufig, rückt häufig erst durch eine Kamerabewegung oder einen Schnitt in den Fokus. Dabei spielt die Regisseurin das Alte und das Neue, das Land und die Stadt keineswegs gegeneinander aus. Als Karole, die schon als kleines Mädchen mit den anderen Jungs um die Wette pinkeln wollte, für ein Wochenende zu ihrer Familie aufs Land fährt, zeigt sich, wie viel Modernes in der Tradition stecken kann.

Ausgerechnet ihr steinalter Großvater, der seiner Landarbeit noch mit der Hand nachgeht, zerstreut ihre Selbstzweifel. Er liebt seine Enkelin, ganz gleich, wen diese liebt. Und auch das Kinderkriegen geht er pragmatisch an.

Um ein Kind zu zeugen, braucht es bekanntlich nur zwei. „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Ganz am Ende marschieren alle Figuren dieses Films (beinahe in Dorf-Stärke) hinter den Protagonistinnen her. Ein letztes Traumbild, das von Geschlossenheit erzählt, in einem zärtlich-verspielten Liebesfilm. Dass hier zwei Mütter ein Kind bekommen, spielt längst keine Rolle mehr.

Mom + Mom (2018)

 Karole und Ali wünschen sich ein Kind, doch das ist leichter gesagt als getan. Die geplante künstliche Befruchtung ist in Italien verboten, und der natürliche Weg zum Baby steht außer Frage. Da bleibt nur die Flucht ins Ausland. Doch die Behandlung ist teuer, und auch die Reisekosten wollen gedeckt sein. So wird kurzerhand das Zimmer des Mitbewohners (Alis Ex-Freund Andrea) an Touristen untervermietet, um die Babykasse zu füllen. Doch ein Rückschlag folgt dem anderen. Der erste Versuch, ein Kind zu bekommen, scheitert, das Geld wird knapper und die Nerven, die durch die illustren Touristen noch zusätzlich strapaziert werden, liegen blank. Als Ali dem schnorrenden Andrea dann noch das letzte Geld leiht, das sie und Karole durch den Verkauf ihres Bettes erhalten haben, droht alles zu zerbrechen.

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