Michael Hutchence - The Loved One

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Australia's Finest

Die Australier INXS gehörten Ende der 80er, Anfang der 90er zu den größten Bands des Erdenrunds. Mit über 30 Millionen verkaufen Platten, zig Top-Ten-Hits und gewaltigen Stadionshows (man denke nur an die Massen der LIVE BABY LIVE – Show) war man nicht nur Liebling der Fans, sondern auch gern gesehenes „Opfer“ der Klatschpresse. Besonders Sänger Michael Hutchence tat es der Yellow Press an und wurde dank Affären mit u.a. Kylie Minogue und Supermodel Helena Christensen auf Schritt und Tritt verfolgt. Das dies nicht ohne Spuren an dem, buchstäblich für die große Bühne geborenen, Rockstar Michael Hutchence vorüber gehen konnte, war eine Frage der Zeit. Hinzu kam sein immenser Medikamentenkonsum, der durch einen Unfall herrührte und der Grundstein für eine Wesensveränderung des 37jährigen war, die schließlich zu seinem – bis heute – nie vollständig geklärten Tod führte. Am 22. November 1997 wurde Michael Tod in einem Hotelzimmer aufgefunden. Gerüchte wurden laut, dass er sich beim Masturbieren selbst stranguliert habe, was aber wohl eine weitere Zeitungsente ist. Anscheinend führte der Sänger direkt vor seinem Tod noch einige Telefonate, in denen er hörbar depressiv gewesen sein soll. Was genau in dem Hotelzimmer passierte; ob es Selbstmord, ein Unfall oder sogar Mord war, wird wohl nie geklärt werden können. Fakt ist jedoch, das die Welt mit Michael Hutchence einen ihrer größten Entertainer, Sänger und Songwriter verloren hat.
The Loved One zeichnet den Weg der kleinen, australischen Newcomer Band INXS mehr oder weniger ausführlich nach. Natürlich kann man nicht über Michael Hutchence berichten, ohne über seine Band zu schreiben. Der Weg der – neben AC/DC erfolgreichsten Aussi-Band — wird mit Interviews und vielen, zum Teil unveröffentlichten Archivaufnahmen nachgezeichnet. Der ehemalige Manager (der Andy Garcia unglaublich ähnlich sieht), Vater Hutchence, Producer und Freunde berichten vom anschwellende Erfolg mit Alben wie Listen Like Thieves, Kick und X. Dass irgendwann Drogen, Alkohol und der immense Druck zu einem echten Problem wurden, spricht eigentlich nur der frühere Manager C.M. Murphy direkt an. Mit einem teils bitteren Humor erinnert er sich an die vielen schönen Stunden, verklärt dabei auch vielleicht ein paar Dinge. Das die Bandmitglieder eine Zusammenarbeit an der Dokumentation verweigerten, ist zwar bedauerlich, aber auch nicht wirklich störend.

Manko dieser rund einstündigen Dokumentation ist der Rhythmus. Werden die Anfänge mit INXS noch verhältnismäßig ausführlich abgehandelt, ziehen sich die Macher schon bald Sieben-Meilen-Stiefel an. Ganze Passagen des Werdegangs der Band und ihres Sängers werden übersprungen, verhältnismäßig unbedeutende Stationen (z.B. das Projekt Max Q) dafür ausführlich abgehandelt. Und auch der unschlüssige Schnitt trägt zu diesem Gefühl bei.

„Was hätte da noch alles kommen können?“, fragt sich der Rezensent oft bei verstorbenen Musikern, Filmemachern oder generell bei Künstlern. Im Falle Hutchence spricht das posthum veröffentlichte Soloalbum klare Worte: Großartige Songs mit wunderbaren Melodien, Hooks und einer Stimme, an der sich viele kommende Generationen von Fans mit einer Gänsehaut erinnern werden. Und so liegt der DVD eine Bonus-CD mit vier Songs des Soloalbums bei, sowie zwei unveröffentlichten Tracks.

Michael Hutchence - The Loved One

Die Australier INXS gehörten Ende der 80er, Anfang der 90er zu den größten Bands des Erdenrunds.
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