Meine schöne Bescherung

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Patchwork in der Zerreißprobe

Wie feiert eine Patchwork-Mutter Weihnachten? Ganz einfach: Sie lädt alle Väter ihrer Kinder ein – aus erster, zweiter und dritter Ehe, nebst den heutigen Partnerinnen und vielleicht ein paar Nachbarn. Dann singt man "Stille Nacht" und lässt sich von den Gesetzen der Gruppendynamik überraschen. Das Ganze am besten mit – sagen wir mal – 14 Erwachsenen und sieben Kindern. Fertig ist die Komödie.
Eigentlich sind Sara und Jan ein glückliches Paar. Dass es für Sara die vierte Ehe ist, stört weiter nicht. So sind nun mal die heutigen Lebensabschnittsverhältnisse. Hauptsache, man findet irgendwann den Richtigen. Und da ist sich Sara (Marina Gedeck) bei Jan (Heino Ferch) ganz sicher. So sicher, dass sie sich von ihm ein Baby wünscht. Das wäre dann das fünfte Kind im Haus – die bisherigen drei von jeweils verschiedenen Vätern plus dem Sohn aus Jans erster Ehe.

Sara und Jan nehmen das Fest der Liebe wörtlich. Zum "Kling Glöckchen" aus dem Off erklingt von der Leinwand ein Stöhnen der Geschlechter und ein ziemliches Gerumpel. Es ist der heilige Morgen des 24. Dezembers. Nach dem wilden Akt kann das Fest der Familie beginnen. Allerdings verheißt das rote Kleid, in dem Sara später in der Küche steht, keinen Abend der Liebe. Sondern Stunden des wallenden Blutes und kaum sozialverträglicher Leidenschaften. Überraschung für Jan: Seine Frau hat das Trio der "Exen" samt Gattinnen und weiteren skurrilen Gästen geladen.

Das treibt die üblichen festtäglichen Widersprüche in ungeahnte Schärfen. Die Männer, einer eifersüchtiger als der andere, halten im Bannstrahl des Weihnachtsbaums ihre Hahnenkämpfe nur mühsam in geregelten Bahnen. Die Frauen töten einander mit Blicken, nur um sich gleich darauf von leuchtenden Kinderaugen verzücken zu lassen. Als wäre das alles nicht genug, hat Sara zum Höhepunkt der Festtafel eine zweite Überraschung parat: Jan wird tatsächlich Vater. Und das, obwohl er sich heimlich hat sterilisieren lassen.

Daraus entspinnt sich ein Lustspiel mit einigen netten Seitenhieben auf die Festtagsumtriebe, mit ein bisschen Slapstick und mit deutlichen Anleihen beim Boulevard. An Weihnachten in die Sauna, danach vier nackte Männer im schneebedeckten Garten, neugierig beäugt von der neuen Nachbarin. Anschließend das Gezeter vor verrammelter Haustür. So greift Regisseurin Vanessa Jopp in Meine schöne Bescherung des öfteren unter die Gürtellinie. Warum Männer mit Frauen nicht können und mit Männern schon gar nicht und warum sich das umgekehrt genauso verhält, dieses Thema ist für so manche Nummer in diesem Film gut. Aber als Nummernrevue ist das Ganze nicht angelegt.

Es geht um viel in der unübersichtlichen Gemengelage: Kinderwunsch, Eifersucht, Misstrauen, kaputte Ehen und Mutter-Tochter-Konflikte. Es outen sich Lesben und Schwule, es wird das traditionelle Familienbild auf den Kopf gestellt und der Weihnachtsmann durch den Alkohol gezogen. Aber es ist nicht nur die Menge der Figuren, das Doppeln und Überfrachten der Konflikte, warum aus einzelnen lustigen Teilen kein komisches Ganzes wird. Es ist vor allem die Botschaft, die sich unter all den Tumulten breit macht: Dass Weihnachten sogar in Zeiten des Patchworks das Fest der ganz großen Liebe sei. Beides geht schwer zusammen: Sich lustig zu machen über das ganze Harmoniegewebe und es am Ende umso kitschiger unterm Flickenteppich hervorzuzaubern.

Schade. Regisseurin Vanessa Jopp hat gezeigt, dass sie es besser kann, etwa mit Vergiss Amerika, einer stimmungsvollen und leicht hingeworfenen Dreiecksbeziehung. Aber wer weiß, was Weihnachten bringt. Vielleicht kann die kleine Auszeit im Kinosessel Druck aus dem Familienkessel nehmen. Dafür taugt die Satire über scheinheilige Zwangsgemeinschaften allemal.

Meine schöne Bescherung

Wie feiert eine Patchwork-Mutter Weihnachten? Ganz einfach: Sie lädt alle Väter ihrer Kinder ein – aus erster, zweiter und dritter Ehe, nebst den heutigen Partnerinnen und vielleicht ein paar Nachbarn.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Jasper · 16.12.2007

Ist ja auch billiges Remake das nur auf Zuschauer schielt.. und was für ein dummes StücK Kino, Gedeck spielt immer eingebildeter und Ferch zieht nur noch dümmliche Grimassen... der wollte mal Schauspieler sein....

ignazwrobel · 23.11.2007

Brillant. Ein Feuerwerk.
Ferch und Gedeck - überschäumende Spielfreude in atemberaubender schauspielerischer Qualität.

Die Handlung?: 92 Min. ununterbrochen spannend, so spannend, dass sich der Magen zusammenzieht. Kein Gag ist vorhersehbar, unglaubliche Wendungen bis zur letzten Minute.

Zielgruppe: Alle, die schon Beziehungsleben hinter sich haben. Sie werden sich - mit Schrecken - an vieles erinnern.

Haempman · 22.11.2007

Ich habe das Gefühl ich habe den Film schon vor ca 8 Jahre gesehen. Scheint ein 1:1 Kopie einer Schwedischen Film von 1999 "Tomten är far till alla barnen" (Der Weihnachtsmann ist der Vater aller Kinder) zu sein. War allerdings gut.

Nette · 14.11.2007

Ich hab den Film in einer Sneak gesehen und muss sagen dass er im großen udn ganzen recht lustig war. Es war amüsant die ganzen Charaktere zuzuordnen udn das Chaos zu entwirren. Und die meisten Gags waren auch recht ansprechend. Allerdings ging es zeitweise etwas zu langudn war zu langatmig. Es gab Moment wo man sich wünschte, dass es bald fertig ist. Gegen Ende des Films kommt dann noch mal der Höhepunkt von allem, was einiges wieder gut macht!
Es ist ein netter Film. Allerdings icht wirklich Kino geeignet, sondern eher um ihn daheim auf den Sofa zu sehen.