McCabe und Mrs Miller (1970)

Donnerstag, den 12.8. 2004, 3sat, 22:25

1902 in der Bergarbeitersiedlung Presbyterian Church im Nordwesten der USA: Eines Tages taucht der Berufsspieler John McCabe (Warren Beatty) in der Stadt auf und betrügt beim abendlichen Poker die Bergarbeiter um ihr hart verdientes Geld. Mit solchen Betrügereien und seiner Bauernschläue hat er bald genug Geld zusammen, um in den Opiumhandel einzusteigen. Gemeinsam mit der vor kurzem angekommenen Prostituierten Constance Miller (Julie Christie) eröffnet er schließlich ein Bordell, das von der geschäftstüchtigen und cleveren Frau geführt wird. McCabe entwickelt eine immer stärker werdende Zuneigung zu Mrs. Miller, die ihm jedoch — bei aller Sympathie — tiefere Gefühle vorenthält. Das florierende Unternehmen der beiden weckt den Neid der einflussreichen Bergwerksgesellschaft.

Als McCabe alle Angebote zum Verkauf des Etablissements ablehnt, erkennt Mrs. Miller als erste, dass er sich damit in große Gefahr begibt. Sie rät ihm zur Flucht. Doch in einer Mischung aus Fatalismus und Dickköpfigkeit bleibt McCabe. Während Mrs. Miller gerade im Opiumrausch versinkt, muss McCabe sich auf verlorenem Posten draußen gegen drei bezahlte Killer zur Wehr setzen. Bei der Schießerei gerät die Holzkirche des Ortes in Brand. McCabe kann die Gegner zwar töten, stirbt aber im frisch gefallenen Schnee an seinen Verletzungen — einsam und unbemerkt von allen anderen, die versuchen, die Kirche zu löschen.

„Ich habe diesen Western gemacht, um all die Mythen vom Heldentum zu zerstören“, kommentierte Regisseur Robert Altman (The Player, Short Cuts) seinen poetisch-melancholischen Anti-Western. Doch das war keinesfalls so einfach, denn das ursprüngliche Drehbuch nach dem Roman von Edmund Naughton war sehr konventionell geschrieben. „Es strotzte nur so von Klischees“, beschrieb es Altman später, „der Kerl war ein Spieler und die Frau eine Hure mit einem Herzen aus purem Gold.“ Trotzdem übernahm Altman das dramaturgische Grundgerüst, fügte allerdings einige wesentliche Veränderungen ein. So spielte der Film beispielsweise nicht wie vorgesehen in der staubigen Prärie, sondern im kalten Nordwesten des Landes, was die Eiseskälte zwischen den zerstrittenen Parteien mehr entsprach als die Gluthitze. Außerdem war Altmans Held kein moralisch einwandfreier Charakter, sondern eine fragwürdige Gestalt, die betrog und als Zuhälter arbeitete. Wie bei vielen anderen Western, die um diese Zeit entstanden, gab es auch in Altmans Epos keinen Platz mehr für blinde Heldenverehrung, sondern es dominierte der schonungslose, realistische Blick auf die wahren Verhältnisse jener Zeit, als der Westen erobert wurde. Julie Christie übrigens wurde für ihre Darstellung der Mrs. Miller für einen Oscar nominiert. Wirklich legendär aber müssen vor allem die endlosen Streitereien zwischen Altman und Warren Beatty am Set gewesen sein, denn die beiden Ikonen des New Hollywood bekriegten sich ähnlich leidenschaftlich wie McCabe und seine Widersacher – nur eben wesentlich unblutiger.

McCabe und Mrs Miller (1970)

1902 in der Bergarbeitersiedlung Presbyterian Church im Nordwesten der USA: Eines Tages taucht der Berufsspieler John McCabe (Warren Beatty) in der Stadt auf und betrügt beim abendlichen Poker die Bergarbeiter um ihr hart verdientes Geld.

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