Max Schmeling

Eine Filmkritik von Rollo Tomasi

Die Kritik ging mit Regisseur Uwe Boll noch nie zimperlich um. Wieso auch, hat er doch selbst die große Klappe, was seine Arbeit angeht. Als sein Sportler-Biopic Max Schmeling mit katastrophalen Zahlen floppte, gab er dem Publikum die Schuld; man würde nicht zur eigenen Geschichte stehen. Bolls Filme wie Bloodrayne oder Alone in the Dark wurden unvergleichlich zerpflückt. Und man muss sagen, zu recht. Bolls Verehrer – hauptsächlich Trashfans – wissen, was sie erwartet, wenn Bolls Name in Zusammenhang mit einem Film auftaucht. Der „normale“ Kinogeher, der bei dem Titel ein Stück deutscher Geschichte erwartet, wird jedoch vor den Kopf gestoßen sein. Trotz Dehnung der Schmerzgrenze durch schlechte deutsche Kino- bzw. seichte TV-Kost, tut Max Schmeling spürbar weh. Lassen wir die geschichtliche Korrektheit außen vor, ist es traurig zu sehen, dass, wie einst beim Vilsmaier-Filmdebakel Marlene, eine Figur hinzugesponnen wurde, um die Geschichte aus deren Perspektive zu erzählen. Ein offensichtlich unnötiger Kunstkniff, der wohl nur dazu da ist, um etwas Eigenständigkeit oder freien Willen der Filmemacher zu demonstrieren.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs: Der Soldat Max Schmeling (hölzern: Henry Maske) wird nach Kreta geschickt, nachdem er sich nicht für die Zwecke des Reichssportführers Hans von Tschammer (Arved Birnbaum, Parkour). Bei der Überführung eines Gefangenen, freundet sich Schmeling mit diesem an und erzählt ihm seine Geschichte (Schmeling: „Es ist eine lange Geschichte.“ Gefangener:: „Es ist ein weiter Weg.“). Der erste Weltmeisterschaftskampf 1930, seine große Liebe zu einer tschechischen Schauspielerin, Aufstieg und Niederlagen…

Man wird das Gefühl nicht los, das Hauptdarsteller Henry Maske von Regisseur Boll als Nichtskönner vorgeführt wird. Ein verantwortungsvoller Regisseur hätte nach den ersten Probeaufnahmen, jedoch spätestens nach Sichtung der ersten Muster Maske zur Seite genommen und ihn – schon zum Schutz vor sich selbst – aus der Produktion genommen. Ein eiskalter PR-Coup? Allein im Ring scheint sich Maske wohl zu fühlen, hier kann er ganz er selbst sein. Doch sobald er auch nur den Mund aufmachen soll, war’s das. Und steht und fällt bei einem Biopic nicht das gesamte Konstrukt mit dem Hauptdarsteller? Der Zuschauer sieht sich des öfteren an Schwarzenegger am Anfang seiner Karriere erinnert. Wohlgemerkt ohne das Augenzwinkern des Österreichers…

Man hat nicht das Gefühl, dass das Drehbuch von einem Profi geschrieben wurde, so schlecht sind Struktur und Dialoge. Oder hat der Regisseur Angst vor guten Büchern? Was spricht dagegen, es einmal mit einem guten Drehbuch zu versuchen? Klar gilt auch (und gerade!) in Deutschland die alte Hollywood-Regel, dass man aus einem guten Drehbuch einen schlechten Film, aber aus einem schlechen Buch niemals einen guten Film machen kann. Warum also nicht mal von vornherein wenigstens versuchen, die Weichen richtig zu stellen? Die einzig gute Idee ist, dass Maske meist nur einzelne Sätze zu sagen hat. Die sind jedoch für sich genommen nicht weniger dämlich, lassen aber immer wieder unfreiwillige Komik die Szenen regieren. Und so kann man dem Film noch seitenweise Vorwürfe machen; vom nicht erkennbaren Handkamerakonzept, dem drögen Schnitt und die furchtbare Nachsynchronisation. Von der plumpen Regie, die überhaupt nichts mit dem Stoff, der Dramaturgie und dem Zeitkolorit anzufangen weiß, braucht man erst gar nicht anfangen.

Doch es gibt auch etwas Licht in der Dunkelheit: Überzeugen kann der pompöse Soundtrack von Komponistin Jessica de Rooij (Bloodrayne 3). Und auch einige der Nebendarsteller sind tapfer damit beschäftigt, ihre Dialoge auf Soap-Niveau mit Leben zu füllen. Allen voran Heino Ferch, der im Gegenzug sein jeweiliges Gegenüber dafür umso lächerlicher wirken lässt.

Uwe Boll mag ein guter Produzent sein, der Geld auftreiben und mit einigen großen Namen in seinen Produktionen hausieren gehen kann. Doch er sollte sich endlich nur aufs Produzieren beschränken und den Job im Regiestuhl Leuten überlassen, die wissen, wie man inszeniert.

Max Schmeling

Die Kritik ging mit Regisseur Uwe Boll noch nie zimperlich um. Wieso auch, hat er doch selbst die große Klappe, was seine Arbeit angeht. Als sein Sportler-Biopic „Max Schmeling“ mit katastrophalen Zahlen floppte, gab er dem Publikum die Schuld; man würde nicht zur eigenen Geschichte stehen.
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