Married Life (2007)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Verbrechen aus Leidenschaft

Es sind vertauschte Rollen in der Ehe von Harry (Chris Cooper) und Pat (Patricia Clarkson) – zumindest wenn man den Klischees über Männer und Frauen folgt: Während für ihn die Liebe eine zutiefst romantische und sentimentale Angelegenheit ist, zeigt sich seine Gattin wesentlich pragmatischer – ihr geht es in einer Beziehung vor allem um Sex. Trotzdem ist die Ehe nicht unglücklich, auf Dauer kann Harry seine Defizite aber nicht kompensieren. Es passiert, was passieren muss: Als der brave Geschäftsmann der platinblonden, verwitweten und liebesbedürftigen Kay (Rachel McAdams) begegnet, ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch Harry ist kein Mann für eine Affäre, und so befindet er sich schnell in einem quälenden Dilemma: Wie kann er mit Kay zusammen sein, ohne seiner Frau Kummer und Schmerz zu bereiten?

In seiner Not vertraut sich Harry seinem besten Freund, dem notorischen Frauenhelden Richard (Pierce Brosnan) an, der die Ehe vor allem als eine Krankheit ansieht, gegen die er immun ist. Der smarte Beau kümmert sich – auch auf Harrys ausdrücklichen Wunsch – um die einsame Kay und verliebt sich prompt in sie. Währenddessen fasst der verzweifelte Harry einen einsamen Entschluss: Um Pat nicht zu quälen und zugleich endlich ein gemeinsames Leben mit Kay führen zu können, beschließt er, seine Frau auf sanfte Weise ins Jenseits zu befördern. Was Harry nicht ahnt: Pat hat eine Affäre mit einem guten Freund und Kay und Richard kommen sich im Laufe der Zeit näher. Und als sein mühsam ausgetüftelter und unter erheblichen Gewissensbissen erdachter Mordplan in die Tat umgesetzt ist, nimmt die Geschichte noch mal eine ganz andere Wendung…

Married Life ist eine tiefe Verbeugung vor den Filmen der Dreißiger, Vierziger und frühen Fünfziger und erinnert in vielen guten Momenten ansatzweise an den Film noir und an Beziehungskomödien von Regisseuren wie Billy Wilder, ohne allerdings jemals dessen Witz, Tempo und Sinn für Ironie zu erreichen. Dabei ist der Film durch die Bank glänzend besetzt: Chris Cooper lässt hinter der gewohnt versteinerten Miene jene Abgründe aufblitzen, die in seiner Figur schlummern, Patricia Clarkson (The Station Agent, Elegy oder die Kunst zu lieben / Elegy) spielt ihren Part gewohnt souverän und charmant, Pierce Brosnan gäbe in einem Biopic einen beachtlichen Cary Grant ab und die Newcomerin Rachel McAdams ist einfach entzückend, so dass es an dem Cast kaum etwas zu mäkeln gibt. Zugleich aber hätte man sich insgesamt etwas mehr Schwung gewünscht, mehr Gift, mehr Bissigkeit. Auch die Inszenierung ist zwar souverän, stilsicher und punktet mit gelungenen Ausstattungsdetails, lässt aber selbst in dramatischen Momenten oft das Tempo vermissen, dass die Situation geboten hätte.

Wie viel an Galle und satirischem Potenzial in solch einem Stoff steckt, das zeigte Pietro Germi bereits im Jahre 1961 mit seinem Klassiker Scheidung auf Italienisch / Divorzio all’Italiana (Italien 1961 mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle), in der ein Ehemann ebenfalls versucht, sich seiner Ehefrau zu entledigen. Nebenbei ist der Film eine fulminante Abrechnung mit der Scheinheiligkeit der italienischen Familienpolitik der Nachkriegsjahre. Solche Bezüge zur gesellschaftlichen Realität der restaurativen Gesellschaft in den USA finden sich in Married Life allenfalls als versteckte Andeutungen – der Film will vor allem eines – unterhalten. Und dies gelingt Ira Sachs, der auch das Drehbuch schrieb und als Produzent fungierte, in seinem dritten Spielfilm auch. Nicht mehr und nicht weniger.
 

Married Life (2007)

Es sind vertauschte Rollen in der Ehe von Harry (Chris Cooper) und Pat (Patricia Clarkson) – zumindest wenn man den Klischees über Männer und Frauen folgt:

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Meinungen

· 11.07.2008

Verspricht viel , hält wenig, aber doch unterhaltsam...

matthias · 10.07.2008

Unötiger Film
Storry ist soweit Ok aber voll lahm abgedreht,ich war in einer Sneak,wäre bei dem Film beinahe eingeschlafen.
Habe das Kino auch eher verlassen was ich noch nie gemacht habe.