Mann tut was Mann kann

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Der Mann: Ein Geschöpf mit Emotionen

Deutsche Männer auf der Suche nach der großen Liebe – das klingt verdächtig nach der Erfolgskomödie Männerherzen. Mann tut was Mann kann von Marc Rothemund weiß sich jedoch gut von diesem Vorgänger abzugrenzen. Hier steht nämlich statt eines Ensembles ganz klar die von Wotan Wilke Möhring verkörperte Hauptfigur im Mittelpunkt des Geschehens. Der Schwerpunkt der Inszenierung liegt zudem weniger auf der komödiantischen Note, sondern auf den emotionalen Irrungen und Wirrungen der Protagonisten.
Nachdem die erste Ehe von Paul (Wotan Wilke Möhring) gescheitert ist, hat der erfolgreiche Geschäftsmann vom Beziehungsleben Abschied genommen. Eine kleine Affäre hier und da reicht ihm vollkommen aus. Um die Lücke an seiner Seite zu füllen, nimmt er eine ehrenamtliche Tätigkeit als Hundesitter im Tierheim an und lernt dabei die Veterinärin Iris (Jasmin Gerat) kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick und Paul ist bereit, all seine selbstauferlegten Regeln für diese Frau über Bord zu werfen. Das Problem ist: Iris steht kurz vor der Hochzeit mit einem anderen Mann. Um sich von diesem Tiefschlag abzulenken, widmet sich Paul ganz dem Liebesleben seiner besten Freunde. Guido (Jan Josef Liefers) ist gerade wegen einer Büroaffäre aus der ehelichen Wohnung geflogen und PC-Freak Günther (Oliver Korittke) schafft es einfach nicht, seine Angebetete auch nur anzusprechen. Doch je mehr sich Paul dem Thema Liebe widmet, desto weniger geht ihm Iris aus dem Kopf und ihm wird klar, dass Mann sich für die Liebe eben richtig ins Zeug legen muss.

Basierend auf dem Roman Mann tut was Mann kann und in Zusammenarbeit mit dem Verfasser Hans Rath bringt Regisseur Marc Rothemund eine romantische Komödie der etwas anderen Art auf die Leinwand. Gewöhnlich wird das Genre von weiblichen Figuren dominiert, die im Laufe der Handlung ihren Traumprinzen finden und erobern bzw. von diesem erobert werden. Stehen wie im schon genannten Film „Männerherzen“ die Herren im Mittelpunkt, tritt die Romantik meist hinter der Komödie zurück. Mann tut was Mann kann bricht aus diesem Muster aus. Mit Paul, Guido, Günther und dem später hinzustoßenden Chauffeur Bronko (Fahri Yardim) dreht sich die Geschichte ganz klar um die Männer. Es ist ihre Perspektive, aus der das Publikum die Handlung verfolgt. Ihre Suche nach der richtigen Frau jedoch dient nicht nur der Aneinanderreihung komödiantischer Einlagen, sondern wird sowohl mit gebührendem Ernst als auch mit dem Genre-typischen Gefühlskitsch behandelt. Die teilweise überinszenierten Momente emotionaler Rührung sind zwar nicht jederManns Sache, doch bleibt es bemerkenswert, dass ein Film aus männlicher Perspektive den Gefühlen seiner Protagonisten so große Bedeutung beimisst.

Der Humor kommt keineswegs zu kurz, geht aber deutlich respektvoller mit den Figuren um als in inhaltlich vergleichbaren Komödien. Statt Gags durch Slapstickeinlagen oder Gefühle des Fremdschämens zu generieren, entwickelt Marc Rothemund den Humor seines Films verstärkt aus den Charakteren. Jan Josef Liefers balanciert mit seiner Figur dabei auf einem schmalen Grat und kann sich stets nur mit Hilfe seines Schauspieltalents davor retten, in die überzogene Darstellung eines unsympathischen Lackaffen abzudriften. Hauptfigur Paul ist mit Wotan Wilke Möhring treffend besetzt. Er bringt die passende Mischung aus ernsthaftem Spiel und Comedy mit, um einen authentischen Charakter zu erschaffen, den der Zuschauer ernst nehmen kann. Lediglich Oliver Korritke wird von Marc Rothemund leider mangelhaft in Szene gesetzt. Zu überzeichnet ist seine Figur und im Gegensatz zu den Leinwandfreunden in ihrem Liebestaumel kaum glaubwürdig. Dies liegt unter anderem daran, dass dem deutlich gealterten Korittke hier unpassender Weise die 13 Jahre jüngere Karoline Schuch als Love-Interest gegenüber gestellt wird. Auch Iris’ moralisches Dilemma, das durch das Treffen mit Paul und die nahende Hochzeit entsteht, kann nicht ganz überzeugen. Dies liegt jedoch nicht unbedingt an Jasmin Gerat als an der Tatsache, dass ihr innerhalb des Filmkonzepts deutlich weniger Screentime zugestanden wird als den männlichen Kollegen. Um die zentrale Liebesgeschichte zwischen Paul und Iris glaubwürdiger zu entwickeln, hätte Marc Rothemund von seinem Fokus auf die Männer deutlich abrücken müssen.

Mann tut was Mann kann wagt es, seine Männer als Wesen mit Gefühlen und Sehnsüchten darzustellen. Ob das beim Publikum ankommt und wie sich dieses zusammensetzen wird, bleibt abzuwarten. Ein bisschen weniger sentimentale Überzeichnung und eine damit einhergehende Entlastung der Tränendrüse wäre für das Gesamtkonzept in jedem Fall zuträglich gewesen. In der vorliegenden Form ist Mann tut was Mann kann zwar keine filmische Offenbarung, aber eine durchaus sehenswerte romantische Komödie. Zumindest dann, wenn man(n) sich gerne vom Kino anrühren lässt.

Mann tut was Mann kann

Deutsche Männer auf der Suche nach der großen Liebe – das klingt verdächtig nach der Erfolgskomödie „Männerherzen“. „Mann tut was Mann kann“ von Marc Rothemund weiß sich jedoch gut von diesem Vorgänger abzugrenzen. Hier steht nämlich statt eines Ensembles ganz klar die von Wotan Wilke Möhring verkörperte Hauptfigur im Mittelpunkt des Geschehens.
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Meinungen

Sabinchen · 03.11.2012

Ich stehe eigentlich gar nicht so auf diese Filme mit Haha-Sex- und Haha-da-läuft-ja-jemand-nackig-rum-Humor. Aber dieser Film ist echt saulustig und romantisch zugleich. Mehrfach hat der gesamte Saal laut gelacht. Und man geht hinterher mit bester Laune raus.

Rainer · 23.10.2012

Leider hat der Film meine Erwartungen nicht erfüllt. Tolle Schauspieler, keine Frage. Aber die Gags und der Witz bleiben leider oft flach und vorhersehbar. Da hätte man deutlich mehr raus machen können.

heyute · 23.10.2012

Wunderschöner Film, wenn ich nicht dauernd das Gefühl gehabt hätte .... hab ich schon gesehen..... wie kann das sein??? Kann das sein?????
Trotzdem tolle Schauspieler jeder für sich ist es wert den Film zu sehen 100 Punkte von 100 möglichen

Me · 19.10.2012

Sentimentale Überzeichnungen habe ich nicht feststellen können. (Vielleicht nur die Wahrheit über Männer???? ;-) ) Die einzige Überzeichnung war wohl die Macht, das Internet in die eigene Gewalt zu bekommen (herrlich). Ansonsten ein bekannter Börne (Liefers als Garant für populäre Qualität) und Nadeschda nackt........höhö......). Ein neues (deutsches) Muss: sitzen bleiben beim Abspann, es kommt noch was. Nach "Wer´s
glaubt wird selig", "Die Kirche bleibt im Dorf" und nun der Film, schwimme ich voll auf der "Neuen Deutschen Filmwelle".

Dani · 10.10.2012

Habe den Film heute in der Ladies Night gesehen - lange nicht so gelacht. Schöner Film und lange nicht so gelacht im Kino.