Magic in the Moonlight

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Zauberhaft, übersinnlich und doch so bodenständig

Im November konnte man Woody Allen noch in Plötzlich Gigolo als Zuhälter belächeln, nun steht schon wieder ein neuer waschechter Woody-Allen-Film ins Haus, der mit Jazz und mondänem Flair in die 1920er Jahre entführt. Allens neuste Komödie um eine Hellseherin kommt ganz klassisch daher und kann mit leichtfüßiger Jazzmusik und den glänzend aufgelegten Hauptdarstellern Colin Firth und Emma Stone eine Punktlandung hinlegen.
Stanley Crawford (Colin Firth) tourt als chinesischer Magier Wei Ling Soo um die Welt und wird überall gefeiert. Doch eigentlich ist der mürrische Brite am liebsten allein oder regt sich bei seinen wenigen Freunden über das einfach gestrickte Publikum auf, welches er mit einer gewissen Leidenschaft verachtet. Einer seiner alten Freunde, Howard Burkan, will nun Stanleys rigorose Ablehnung von Übersinnlichem nutzen, um eine ihm bekannte Hellseherin zu entlarven. Die junge Sophie Baker (Emma Stone) kann einfach alles erahnen, lesen, herausfinden. Howard und auch Stanley finden das mehr und mehr unheimlich. Eigentlich sollte Stanley all die Tricks kennen, die eine Hellseherin so drauf hat, um Vergangenheit zu lesen und Zukunft vorherzusagen, aber an Sophie beißt sich auch der Misanthrop die Zähne aus. Selbst die Kommunikation mit einem Toten stellt Stanley vor ein großes Rätsel. Ja, nach und nach ist er sogar ihrem Charme erlegen und führt sie schließlich seiner Tante vor, die – ganz zu Stanleys Leidwesen – auch ein Faible für Übersinnliches hat.

Eine richtig klassische Verwicklungskomödie hat Woody Allen hier geschaffen und – längst überfällig – endlich Colin Firth besetzt. Der fügt sich so makellos in das Ensemble ein, als hätte er nie etwas anderes gespielt. Auch Emma Stone, sonst eher aus Hollywood-Blockbustern bekannt, ist eine richtig gute Wahl für die junge Hellseherin. Zuletzt hat Woody Allen mit Ich sehe den Mann deiner Träume einen Ausflug ins übersinnliche Metier unternommen. Wo es damals im Wesentlichen um ein amouröses Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel ging, so konzentriert sich hier alles auf ein einziges, sehr ungleiches Paar. Das macht die Erzählung geradliniger und somit auch leichter zu konsumieren. Ganz in der Tradition von My Fair Lady bzw. dessen zugrundeliegendem Theaterstück Pygmalion ist Stanley Crawford der überhebliche Lehrer, der sich zunächst um die Bildung seiner Schülerin kümmert, sich jedoch nach und nach in die von ihm anerzogene Verhaltensweise verliebt. Passend zur Entstehungszeit des Dramas von George Bernard Shaw hat Woody Allen die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts gewählt. Zudem passt die Epoche ganz gut mit seiner beginnenden Reiselust, dem Interesse an fremden Kulturen und der noch herrschenden Verklärtheit der einfachen Leute, wenn es um Magie und Übersinnliches geht.

Setting, Musik, Kameraführung, all das ist stets makellos und so elegant wie die Kostüme. Das Genre der Komödie – wenngleich mit Anklängen an My Fair Lady – hat Woody Allen einfach am besten drauf. Dies ist bestimmt nicht sein bestes Werk, doch ein durchaus typisches, nach seinen Ausflügen ins dramatische Genre. Wer allerdings seither Woody Allens Filmen nichts abgewinnen konnte, wird auch hiermit sicher nicht bekehrt werden. Möge er uns weiterhin im Jahresrhythmus mit seinen Filmen beglücken.

Magic in the Moonlight

Im November konnte man Woody Allen noch in „Plötzlich Gigolo“ als Zuhälter belächeln, nun steht schon wieder ein neuer waschechter Woody-Allen-Film ins Haus, der mit Jazz und mondänem Flair in die 1920er Jahre entführt. Allens neuste Komödie um eine Hellseherin kommt ganz klassisch daher und kann mit leichtfüßiger Jazzmusik und den glänzend aufgelegten Hauptdarstellern Colin Firth und Emma Stone eine Punktlandung hinlegen.
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Meinungen

Martine Delerm · 26.12.2014

Gibt es einen Soundtrack zum Film?