Madison County

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Im Wald nichts Neues

Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Eine biblische Weisheit, die schon Legionen von Reißbrettfiguren in hunderten von Horrorfilmen einfach ignoriert haben. So auch die fünf jungen Leute in Madison County, die sich irgendwo ins Nirgendwo aufmachen, um dort mit einem Schriftsteller ein Interview zu führen. Der hat in seinem Buch davon berichtet, dass seit Jahrzehnten ein Serienkiller in Madison County umgeht und von den Einwohnern gedeckt wird – denn er schlachtet nur Fremde ab.
Findige Genre-Kenner wissen natürlich, was nun kommt: Eigenbrötlerische Einheimische, neugierige Fremde, Spaziergänge durch den Wald und dann – nach gut der Hälfte – taucht der Serienkiller mit seiner Schweinsmaske auf. Das ist im Rahmen dessen, was man bei einer Low-Budget-Produktion dieses Subgenres erwarten kann, ganz ordentlich umgesetzt, wirklich neu ist hier aber nichts. Zwar versucht der Film sich so zu geben, als hätte er das (Slasher-)Rad neu erfunden, aber im Grunde wird die Melange nur mit einer Prise Eden Lake abgeschmeckt. Lässt man außen vor, dass der Killer hier Unterstützung hat, dann ist Madison County nichts anderes als die x-te Variation eines sehr bekannten Schemas.

Der Film setzt dabei nicht auf ausufernde Splatter-Effekte, obwohl mit Rob Hall (Regisseur von Laid to Rest und Eigentümer der Make-up-Werkstatt Almost Human) ein Spezialist zur Verfügung stand. Vielmehr versucht Autor und Regisseur Eric England mit einer überzeugenden Spannungskurve zu punkten. Das gelingt ihm aber nur bedingt. Die erste Hälfte des Films ist relativ zähflüssig. Einerseits hat man nur minderentwickelte Figuren, andererseits wird vorhandenes Spannungspotenzial nicht abgerufen. Wenn man schon eine Geschichte darüber erzählen will, wie die Bewohner einer Stadt einem dutzendfachen Mörder helfen, dann sollte das mit einer deutlich stärkeren Bedrohungskulisse einhergehen. Zu oft hat man in Madison County jedoch das Gefühl, dass eh nichts passiert. Dementsprechend dauert es auch viel zu lange, bis etwas passiert. Die zweite Filmhälfte gibt sich dann wie ein typischer Backwoods-Film mit degeneriertem Killer, der Kreischweiber durchs Unterholz jagt.

Letzten Endes ist Madison County allenfalls durchschnittliche Standardware, die sich zu sehr an eine zu häufig bemühte Formel hält, womit jedes eventuell vorhandene Bestreben, aus den Genre-Grenzen auszubrechen, sofort im Keim erstickt wird. Der Film ist, wenn man so will, auch nur ein weiteres Opfer seines klischierten Killers. Gut möglich, dass ein realer Spaziergang im Wald spannender ist als dieser Film. Er ist auf jeden Fall nachhaltiger.

Madison County

Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Eine biblische Weisheit, die schon Legionen von Reißbrettfiguren in hunderten von Horrorfilmen einfach ignoriert haben. So auch die fünf jungen Leute in „Madison County“, die sich irgendwo ins Nirgendwo aufmachen, um dort mit einem Schriftsteller ein Interview zu führen. Der hat in seinem Buch davon berichtet, dass seit Jahrzehnten ein Serienkiller in Madison County umgeht und von den Einwohnern gedeckt wird – denn er schlachtet nur Fremde ab.
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