Madame de ...

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Verhängnisvolle Ohrgehänge

Seinerzeit für das Beste Kostümdesign für den Academy Award nominiert ist dieses Drama des deutsch-französischen Filmemachers Max Ophüls in der Tat ein hübsch anzuschauender Schwarzweißfilm, was sich jedoch keineswegs auf die Ausstattung der Schauspieler beschränkt. Madame de … aus dem Jahre 1953 besticht zudem durch seine ebenso prachtvollen wie prägnanten Bilder, seine dynamische Kameraführung sowie durch seine engagierten Akteure, die diese Geschichte um Liebe und Betrug nach der gleichnamigen Erzählung der französischen Schriftstellerin Louise Lévêque de Vilmorin gleichermaßen glaubwürdig und elegant präsentieren.
Sie erscheint exaltiert, verschwenderisch und hochgradig selbstverliebt: Comtesse Louise de … (Danielle Darrieux) lebt mit ihrem Mann Général André de … (Charles Boyer) eine auf gesellschaftlichen Konventionen basierende Ehe, die offensichtlich im gegenseitigen Einverständnis insgeheim kleine Flirts und Liebeleien beider inkludiert. Man amüsiert sich gemeinsam bei entsprechenden offiziellen Anlässen und noch besser jeder für sich mit seinen jeweiligen Leidenschaften, wobei die Haltung zueinander Großzügigkeit ausstrahlt und die rege eheliche Kommunikation sich ebenso respektvoll wie mitunter kräftig zynisch gestaltet, vor allem von Seiten Andrés.

Gerade wieder einmal heimlich verschuldet, durchstöbert Louise launsich ihre wertvolle, üppige Habe, um etwas Geeignetes zum diskreten Veräußern auszuwählen. Ausgerechnet ein Hochzeitsgeschenk ihres Mannes muss daran glauben: Ein Paar kostbarer Diamantohrringe, die sie nach einer kleinen bühnenreifen Szene mit dezentem Ohnmachtsanfall dem Juwelier Rémy (Jean Debucourt) verhökert, während sie beim abendlichen Opernbesuch ihrem Gatten vorgaukelt, die Schmuckstücke verloren zu haben. Daraufhin meldet eine Zeitungsnotiz den Verlust der Ohrringe als Diebstahl, was den besorgten Juwelier auf den Plan ruft, der dem General in den heimlichen Verkauf einweiht.

In seiner großzügigen Art amüsiert darüber ersteht André den Schmuck nun zum zweiten Mal und verehrt ihn seiner nach Konstantinopel abreisenden Geliebten Lola (Lia De Leo), die ihn wiederum beim Roulette gegen Bares eintauscht, woraufhin er von dem smarten Diplomaten Baron Fabrizio Donati (Vittorio De Sica) gekauft wird. Es ereignet sich, wie es sich wohl ereignen muss: Donati begegnet später bei seinem Aufenthalt in Paris der verführerischen Louise, und es entwickelt sich eine innige, liebevolle Beziehung zwischen ihnen. Eines Tages, als Louise ihrer wachsenden Passion für Donati durch eine Reise zu entkommen sucht, schenkt dieser ihr die Ohrringe, und Louise kann nicht widerstehen, sie nun auch zu tragen …

Eingebettet in ein sozusagen schelmisches Sittengemälde der feinen Gesellschaft der vorletzten Jahrhundertwende vollzieht sich hier zunächst im Stillen die tragische Geschichte einer erst durch ihre Ernsthaftigkeit unkonventionellen und damit unmöglichen Liebe, deren Larmoyanz sich besonders in der Haltung der Comtesse offenbart, die dieses Mal für ihre leichtsinnigen kleinen Betrügereien bitter büßen muss. Auf diese Weise symbolisiert sich die hoffähige, flüchtige Leidenschaft als gültige (Un-)Moral einer vergnügungssüchtigen Gesellschaft, der Madame de … ganz vortrefflich den Spiegel vorhält, der dann zerbirst, wenn aufrichtige Empfindungen und Enttäuschungen sich ihren Weg bahnen.

Madame de ...

Seinerzeit für das Beste Kostümdesign für den Academy Award nominiert ist dieses Drama des deutsch-französischen Filmemachers Max Ophüls in der Tat ein hübsch anzuschauender Schwarzweißfilm, was sich jedoch keineswegs auf die Ausstattung der Schauspieler beschränkt.
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